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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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wollte Ranulf wissen.
    »Dann stehen wir erneut vor unserem König«, antwortete Corbett, »und berichten von unseren Erkenntnissen, über einen gespaltenen, demoralisierten Orden, der seine ursprüngliche Aufgabe aus den Augen verloren hat.« Er setzte sich halb auf und stützte sich auf einen Arm. »Und wenn ich davon berichte«, sagte er abschließend, »dann werden sich die Beamten des Schatzamtes bald fragen, warum ein so reicher Orden überhaupt noch existiert, wenn er keine Aufgabe mehr hat und außerdem aus Hochverrätern, Hexenmeistern, Mördern und anderen Missetätern besteht.«

    Der Sergeant, der auf der großen Wiese vor Framlingham Manor patrouillierte, schaute auf das Boot, das im See schaukelte. »Es ist langsam an der Zeit, daß der alte Mann wieder ans Ufer kommt«, brummte er.
    Er zog den Gürtel, an dem er sein Schwert hängen hatte, höher und ging den langen Weg zum Seeufer. Der Sonnenuntergang war großartig, und eine leichte Abendbrise fuhr ihm durchs Haar.
    »Laß den Alten nur fischen«, murmelte er.
    Er setzte sich ins Gras, nahm seinen Helm ab und lockerte seinen Kettenpanzer. Er beobachtete Odo. Der alte Bibliothekar war schon vor einiger Zeit mit seinem Boot The Ghost of the Tower in die Mitte des Sees gerudert.
    »Verdammt noch mal sinnvoller als das, was ich hier mache«, murrte der Sergeant und riß ein Grasbüschel aus, um seine heiße Stirn zu kühlen.
    Die Garnison in Framlingham hatte aufgeatmet, als der neugierige königliche Bevollmächtigte mit seinen Gefährten abgezogen war. Allerdings auch nur bis zur Ankunft eines Boten, nach der sich de Molay und die anderen wichtigen Leute in die große Halle zu einer geheimen Ratssitzung zurückgezogen hatten. Der Großmeister hatte ihnen noch einmal eingeschärft, Framlingham nicht zu verlassen und jeden Fremden, der auf dem Besitz gesichtet würde, sofort festzunehmen. Der Sergeant kaute auf einem Grashalm. Er kniff die Augen zusammen, da ihn die untergehende Sonne blendete. Der schwarze Umhang von Bruder Odo bauschte sich und flatterte in der Abendbrise. Der alte Bibliothekar hatte offensichtlich ziemliche Mühe, die lange Angelrute festzuhalten. Der Sergeant beneidete ihn nach der Aufregung der letzten Tage richtiggehend um diesen heiteren Zeitvertreib. Die Kunde von dem Überfall auf den König und den Morden an Reverchien und dem Koch Peterkin hatte sich herumgesprochen. Kaum jemand hatte ein Wort über Murstons Tod verloren, obwohl sich viele, was seine Tat betraf, mitschuldig fühlten. Trotzdem, Murston war immer ein Hitzkopf gewesen. Nur weil er in Outremer gekämpft hatte, spielte er sich als moralische Instanz auf.
    Der Sergeant legte sich in die Wiese und schaute zu den Schäfchenwolken hinauf.
    »Ich wünschte, ich wäre nicht hier«, flüsterte er. »Aber wo sollte ich hin?«
    Der Fall von Akka hatte der Möglichkeit, im Ausland Dienst zu tun, einen Riegel vorgeschoben. Aus war es mit den dunkelhäutigen Schönheiten, mit den Ausflügen in die Basare. Keine aufregenden Schlachten und keine Möglichkeit mehr, das Heilige Grab zu bewachen. Das Beste, womit er rechnen konnte, war, in irgendeinem einsamen Herrenhaus zu verrotten. Mit etwas Glück schickten sie einen auch aufs Mittelmeer, um dort gegen die Korsaren zu kämpfen. Der Sergeant rieb sich die Augen. Es war nicht seine Aufgabe, sich Gedanken zu machen, zu spekulieren. Murstons Schicksal hatte dem ein Ende gesetzt. Wer war er schon, die Entscheidungen der Kommandanten in Frage zu stellen? Sie wußten schon, was sie taten. Sie kannten die Geheimnisse und berieten hinter verschlossenen Türen. Der Sergeant dachte an den leeren Dachboden von Framlingham Manor. Er fragte sich, was dort vor sich ging. Wieso durften ihn nur de Molay und Branquier betreten? Warum hatten sie dort purpurne Wachskerzen? Was hatten die Gesänge zu bedeuten? Einmal hatte er vor der Tür Wache gestanden. Als die beiden wieder herausgekommen waren, waren sie von Kopf bis Fuß mit Staub bedeckt gewesen. Was war an diesem Raum so besonders, fragte sich der Sergeant, daß so bedeutende Männer dort auf dem Gesicht im Staub lagen. Er hörte ein Geräusch und erhob sich mühsam. Odo bewegte sich, als versuche er gerade, die Schnur einzuholen. Da sah der Sergeant, daß vorne im Bug ein Feuer ausgebrochen war. Er ließ seinen Helm fallen und rannte los.
    »Bruder Odo! Bruder Odo!« rief er. Die Gestalt mit der schwarzen Kapuze schien die hoch auflodemden Flammen aber immer noch nicht zu bemerken. Der

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