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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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als die Stadt fiel, gefangengenommen und an die Assassinen ausgeliefert, die mich jahrelang in ihrer Festung, dem Adlerhorst, eingesperrt hatten.«
    Der Unbekannte bewegte sich. Er versuchte sich durch eine Änderung seiner Stellung eine Linderung seiner Schmerzen zu verschaffen. »Der Alte Mann der Berge«, flüsterte er, »entließ mich aus der Gefangenschaft, um meinen Orden ins Chaos zu stürzen. Ich sollte ihn dem Vorwurf der Feigheit aussetzen.«
    »Warum das?« fragte Corbett. »Durch welche Behauptung?«
    »Ich kenne ein großes Geheimnis«, sagte der Unbekannte mit schwacher Stimme. »Diese Kommandanten in Framlingham, sie waren alle in Akka. Als die Stadt fiel...« der Unbekannte unterbrach sich und rang nach Luft. »Einige Templer starben, andere wurden verwundet und gefangengenommen, viele flohen. Aber wenn man dem Alten Mann der Berge Glauben schenken darf«, der Unbekannte fuhr mit den Fingernägeln über die Decke, »war einer der Templer ein notorischer Feigling. Er verließ seinen Posten, und nur deshalb gelang es den Mamelucken, die Stadtmauer zu durchbrechen und mich und meine Gefährten vom Rest abzuschneiden. Am Tage meiner Gefangennahme erzählten sie mir von einem Templer, der weggelaufen sei und Schwert und Schild weggeworfen habe, während andere ihr Leben ließen.«
    »Wer war dieser Mann?« wollte Corbett wissen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete der Unbekannte. »Aber ich habe jahrelang in meinem Kerkerverlies davon geträumt, zurückzukehren und die Überlebenden zu fragen, wo sie im entscheidenden Augenblick waren, sie Rechenschaft ablegen zu lassen. Am Tag, als ich gehen durfte, sagte mir der Alte Mann der Berge nur, daß der Betroffene jetzt eine einflußreiche Stellung in einer englischen Provinz bekleide.« Der Unbekannte unterbrach sich erneut. »Ich fragte ihn, wieso ihm die Nationalität des Templers bekannt sei, nicht aber sein Name.«
    »Und?«
    »Er antwortete, daß in Akka nur sechs englische Templer dabeigewesen seien: meine Wenigkeit, Odo Cressingham, Legrave, Branquier, Baddlesmere und Symmes. Der Feigling hatte etwas auf englisch gerufen, also mußte er einer von ihnen gewesen sein. Alle sind sie heute hohe Herren. Wie weit sie es gebracht haben, während ich verrottet bin!« Der Unbekannte lächelte schwach. »Ich ging in die Wälder in der Nähe von Framlingham und sah sie in ihrer Pracht vorbeiziehen.«
    »Um diesen einen bloßzustellen, hat Euch der Alte Mann der Berge entlassen und zurückgeschickt?«
    »Darüber habe ich lange nachgedacht. Ja, ich glaube, daß das der Grund war«, antwortete er. »Die Spaltung des Ordens ist ein wohlbekanntes Faktum. Ein weiterer Skandal würde ihn in den Augen der westlichen Prinzen noch mehr schwächen.«
    »Aber jetzt liegt Ihr doch im Sterben! Als Ihr im Wald bei Framlingham wart, warum habt Ihr da nicht um eine Audienz bei de Molay nachgesucht?«
    »Weil...« der Unbekannte schloß wieder die Augen. »Weil, Sir Hugh, ich wollte mit einem reinen Gewissen vor Gott sterben. Nein. Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht die ganze Wahrheit. Als ich durch Europa reiste, hörte ich Geschichten über meinen Orden. Warum sollte ich ihn noch weiter ins Elend stürzen?«
    »Warum sprecht Ihr gerade mit mir?«
    »Mein Wunsch nach Rache ist verflogen, Sir Hugh, aber das Unrecht muß gesühnt werden. Ihr werdet de Molay von dem unterrichten, was ich weiß. Sagt ihm, er solle seine Kommandanten fragen, wo genau sie in Akka waren.«
    »Sonst nichts? Keine Details, keine genaueren Angaben zum Abschnitt der Stadtmauer oder zum Stadtteil?«
    »Die Templer werden schon Bescheid wissen«, antwortete der Unbekannte. »Sie werden schon die richtigen Fragen stellen.« Er nahm Corbetts Hand. »Schwört, Sir Hugh, daß Ihr das tun werdet!«
    Corbett schaute dem Unbekannten ins Gesicht, das von der Krankheit so grausam zerstört war.
    »Ihr habt keine Angst vor der Berührung eines Aussätzigen?« meinte der Sterbende spöttisch.
    »Ich weiß, daß man sich nicht durch Berührung allein ansteckt«, erwiderte Corbett. »Ja, Sir, wer auch immer Ihr sein mögt. Wenn ich den richtigen Augenblick für gekommen halte, dann werde ich es de Molay sagen.« Er legte die Hand des Unbekannten auf die Decke zurück. »Gibt es noch etwas?«
    Der Unbekannte schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe Frieden gefunden. Geht jetzt!«
    Corbett erhob sich und trat zur Tür.
    »Sir Hugh!«
    Corbett drehte sich um.
    »Ich habe von den schrecklichen Feuern gehört. Wer

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