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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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nach York, um ein paar Stunden zusammen verbringen zu können. Baddlesmere und Scoudas waren die ganze Zeit über in der Schenke.«
    »Aber die Warnung?« fragte Ranulf. »Die Kartenskizze, die unter Scoudas’ Sachen gefunden wurde. Beides von der Hand Baddlesmeres.«
    Corbett erhob sich. »Ich frage mich, ob nicht auch Baddlesmere einen Verdacht hatte. Womöglich fertigte er die Kartenskizze an, um selbst der Lösung des Rätsels näher zu kommen?« Er griff nach den Zügeln seines Pferdes und stieg wieder auf.
    »Sir Hugh?«
    Corbett beendete seine Überlegungen und schaute Claverley an.
    »Wenn Ihr das wünscht«, erbot sich dieser, »kann ich mit Euch nach Framlingham zurückreiten oder Euch zum Aussätzigen-Spital begleiten.«
    »Nein«, Corbett lächelte. »Wie schon die Schrift sagt: >Jedem Tag das seine.<« Er reichte Claverley die Hand. »Ihr habt gute Arbeit geleistet, Roger. Ich werde dem König darüber berichten. Ich danke Euch für Euer Entgegenkommen und Eure Hilfe.«
    »Ich hatte gehört, Ihr wärt ein harter Mann«, sagte Claverley und wies mit dem Kopf in Richtung Schenke. »Aber Seagrave wird sich immer an Eure Nachsicht erinnern.«
    Corbett zuckte mit den Schultern. »Ich habe im letzten Jahr so viel Tod, so viel Blut gesehen, Master Claverley...« Er verstummte. »Gott sei mit Euch.«
    Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt vom Friedhof. Ranulf blieb zurück, um sich ebenfalls von Claverley zu verabschieden. »Er hat Heimweh«, erklärte der Diener flüsternd. »Der alte Master Langschädel sehnt sich nach seiner Frau.«
    »Und Ihr, Ranulf?« Claverley grinste.
    Ranulf machte ein unschuldiges Gesicht. »Tugend um ihrer selbst willen, Master Claverley«, meinte er salbungsvoll.
    Das Lachen von Claverley in den Ohren, gab er seinem Pferd die Sporen, um Master Langschädel noch einzuholen, bevor dieser ganz der Melancholie verfiel.

    Corbett stieg im Hof des Aussätzigen-Spitals ab. Ein Laienbruder kam auf ihn zu. Corbett flüsterte ihm etwas zu, und der kleine Mann nickte. »Ja, ja«, murmelte er, »wir haben auf Euch gewartet. Geduldet Euch einen Augenblick!«
    Er eilte in das Gebäude und kam kurze Zeit später mit einem Klosterbruder zurück. »Das ist Pater Anselm, der Vorsteher des Lazaretts.«
    Der Franziskaner schüttelte Corbett die Hand. »Kommt«, drängte er, drehte sich dann aber um, als Ranulf hinter ihnen herging.
    »Nein«, meinte er entschuldigend, »ich fürchte, daß der Ritter nur Sir Hugh sehen will.«
    Verwundert schaute Corbett Ranulf an, zuckte dann mit den Schultern und folgte dem Mönch durch das Portal und eine Treppe hinauf. Sie gingen durch den langen Krankensaal. Die Kranken lagen rechts und links in Betten, die durch dunkelblaue Laken voneinander getrennt wurden. Der Raum war sauber und gut gelüftet. Laken und Kissen leuchteten schneeweiß.
    »Wir versuchen unser möglichstes«, murmelte Bruder Anselm. »Viele der Kranken haben unter unwürdigen Bedingungen gelebt. Hier können sie zumindest in Würde sterben.«
    Am Ende des Saals führte er Corbett in eine kleine Kammer, die vollkommen kahl war. Die weißgekalkten Wände und ein Kruzifix über dem Bett erinnerten Corbett an seine eigene Zelle in Framlingham. Der Unbekannte lag hoch aufgerichtet auf den Kissen, sein langes blondes Haar war schweißgetränkt. Corbett mußte beim Anblick der fürchterlichen Wunden und Geschwüre im Gesicht des Mannes ein aufkommendes Gefühl der Übelkeit unterdrücken. Der Unbekannte öffnete die Augen und versuchte zu lächeln.
    »Macht Euch keine Sorgen«, flüsterte er, und der Speichel bildete Bläschen auf seinen ausgetrockneten Lippen. »Ich bin kein schöner Mann mehr, Sir Hugh. Bruder, holt unserem Gast einen Hocker.«
    Bruder Anselm brachte einen Stuhl herein und flüsterte Corbett, als dieser sich gesetzt hatte, ins Ohr: »Er hat nicht mehr viel Zeit. Ich bezweifle, daß er die Nacht überlebt.«
    Dann ging er und machte leise die Tür hinter sich zu.
    Der Unbekannte drehte sein Gesicht zur Wand, schloß die Augen und holte tief Atem. Er bot seine letzten Kräfte auf.
    »Ihr seid Sir Hugh Corbett, der Hüter des königlichen Geheimsiegels?«
    »Ja.«
    »Man sagt, daß Ihr ein ehrlicher Mann seid.«
    »Es wird viel geredet.«
    »Eine gute Entgegnung. Meine Kräfte lassen nach, Sir Hugh. Ich will mich also kurz fassen. Der Tod wird mich bald ereilen. Wer ich bin oder wo ich herkomme, braucht Euch nicht weiter zu interessieren. Ich war Templer. Ich kämpfte in Akka und wurde,

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