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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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auch immer er ist, es handelt sich um diesen Feigling. Das kann ich mit Gewißheit sagen.«
    Draußen setzte sich Corbett erst einmal eine Weile auf eine Bank. Das Geständnis des Unbekannten war wichtig, aber wieso und warum? Corbett seufzte. Er würde de Molay nichts davon erzählen, auch sonst niemandem, beschloß er, nicht einmal Ranulf, bis er das ganze Rätsel gelöst hatte.

    Corbett und Ranulf erreichten Framlingham kurz vor Sonnenuntergang. Sie waren schweigsam nebeneinanderher geritten, da sich Corbett geweigert hatte, Ranulfs Fragen zu beantworten. Maltote lag schlafend mit zwei in Kalbsleder gebundenen Folianten auf Corbetts Bett Er schreckte auf und blinzelte sie an wie eine Eule. Die Bücher hielt er immer noch fest.
    »Herr, es tut mir leid«, entschuldigte er sich, »aber ich mußte lange warten.« Er legte die Bücher aufs Bett neben sich.
    »Seine Hoheit der König?« fragte Corbett.
    »Er ist ziemlich außer sich, hat sich mit de Warrenne und den anderen in sein Zimmer zurückgezogen. Den Sheriffs hat er befohlen, alle Häfen zu schließen. Die Templer sind wirklich gründlich in Ungnade gefallen.«
    »Das wissen wir«, meinte Ranulf. »Hat er irgendeine Nachricht geschickt?«
    »Wir sollen sofort von hier abziehen. Er will sich um diese Angelegenheiten persönlich kümmern.«
    »Hast du etwas über die Sätze herausgefunden, die ich dir aufgeschrieben habe?« wollte Corbett wissen. Er setzte sich neben Maltote, nahm eines der Bücher und schlug es auf. »Um Himmels willen, Maltote!« rief er. »Was hast du da? Den Kommentar des Evangeliums des Matthäus vom heiligen Hieronymus?«
    »Ihr müßt etwas weiterblättern«, meinte Maltote. »Ich zeigte die Worte dem Archivar von York Minster. Er hat mir diese beiden Bücher gegeben.«
    Corbett blätterte. Sein Blick fiel auf eine Überschrift. »Liber Ignium, Das Buch der Feuer«, flüsterte Corbett. »Ja, das habe ich auch auf dem Pergament von Bruder Odo gelesen.«
    Er nahm den zweiten Folianten, eine Sammlung philosophischer Schriften, blätterte darin, hielt inne und lächelte. Er hatte gefunden, wonach er suchte: »Epistola de Secretis Operibus Artis et Naturae.«
    »Die Schriften des Bruder Roger Bacon«, erklärte Corbett, »über die Geheimnisse der Natur. Bacon war Franziskaner und hatte in Oxford studiert. Ein exzentrischer Eremit, der ein Observatorium auf der Folly Bridge baute und die meiste Zeit die Sterne betrachtete.«
    »Habt Ihr ihn gekannt?« fragte Ranulf.
    »Flüchtig«, antwortete Corbett. »Er hielt ab und zu Vorlesungen an den Fakultäten, ein untersetzter Mann mit einem sonnengebräunten Gesicht und einem spitzen Bart. Er sah sehr schlecht, hatte aber eine glockenreine Stimme. Manche hielten ihn für einfältig, andere für einen großen Denker.«
    »Und wie sollen uns diese Bücher weiterhelfen?« fragte Ranulf. »Ich weiß nicht. Vielleicht helfen sie uns ja auch nicht.«
    »Ihr müßt sorgfältig auf sie achten«, unterbrach sie Maltote. »Der Archivar ließ mich einen Eid schwören und einen Vertrag unterzeichnen. Sie sollen sofort wieder an die Bibliothek des York Minster zurückgegeben werden.«
    »Weiß jemand hier, daß du diese Bücher hast?«
    »Nein. Die Templer haben mich nicht weiter beachtet. Einer der Soldaten erzählte mir von dem geheimnisvollen Feuer und vom Tod von Baddlesmere und diesem anderen. Hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, sie seien ein Paar gewesen.« Er machte eine Pause, da eine Glocke läutete. »Jetzt findet gerade das Requiem für die beiden statt. Es weiß deswegen kaum jemand, daß ich wieder hier bin.«
    Corbett stand auf und ging zum Fenster. Die Sonne schien noch, aber die Wolken zogen sich bereits dunkel und finster zusammen.
    »Es wird ein Gewitter geben. Seid vorsichtig«, ermahnte er seine beiden Gefährten. »Lauft nicht allein hier im Haus herum.«
    »Herr«, Ranulf trat neben ihn, »ich habe nachgedacht. Erinnert Ihr Euch an das Turnier? De Molay sagte doch etwas darüber, daß Legrave die Lanze in der linken Hand hält.«
    »Ja, daran erinnere ich mich.«
    »Und Branquier schreibt mit der linken Hand.«
    »Was hat das miteinander zu tun?«
    »Der Angreifer in der Bibliothek. Ihr habt doch erzählt, er habe einen Helm und einen Umhang getragen...«
    Corbett drehte sich um und schlug Ranulf auf die Schulter. »Ausgezeichnet. Du bist wirklich der scharfsinnigste meiner Mitstreiter!« rief er. »Maltote, nimm diese Bücher. Ranulf, du hast eine Armbrust. Kommt, laßt uns in die

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