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Die Hitzkammer

Die Hitzkammer

Titel: Die Hitzkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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sie auch überführen, möglichst vor Zeugen. Ein Unterfangen, das ihm schier unmöglich schien.
    Und zu alledem kam noch eins: Bevor er jemanden überführen konnte, musste er ihn zweifelsfrei als Mörder erkannt haben. Traf das auf Tauflieb, Fetzer und Krabiehl zu? Wenn er ehrlich war, nein. Es gab durchaus andere höchst verdächtige Personen. Immer noch.
    Lapidius stöhnte. Er hatte doch schon so viel herausgefunden! Half das alles denn nicht weiter? Gab es überhaupt etwas, das ›zweifelsfrei‹ feststand? Die Antwort lautete Ja und war erschütternd. Das Einzige, was unverrückbar feststand, war die Ermordung zweier Frauen. Mehr nicht. Danach fingen seine Vermutungen schon wieder an, denn er wusste noch nicht einmal, ob beide droben in der Sabbathöhle zu Tode gekommen waren. Die eine, Gunda Löbesam, hatte man auf den Gemswieser Platz geschafft. Die andere, deren Namen niemand kannte, war zerstückelt worden. Ihr Kopf hatte über seiner Tür gehangen; ihr Körper war bisher nicht aufgetaucht. Aber irgendwo musste er sein. Wenn er nicht in der Höhle war, nicht in seinem Haus und auch nicht in Taufliebs, wo war er dann? Lapidius grübelte hin und her und kam zu einem Entschluss.
    Er würde noch einmal zum Otternberg hinaufgehen.

SIEBZEHNTER
BEHANDLUNGSTAG
    Meister Tauflieb hat gefracht nach Euch, Herr. Hat geschnaubt wien Bulle un geschimpft wien Rohrspatz. Wassis denn passiert?«
    Lapidius rieb sich die Augen. Er war noch nicht ganz wach.
    Marthe stand in der Tür zu seinem Experimentierzimmer und musterte ihn neugierig. »Hab ihm gesacht, der Herr schläft, un ich kann ihn nich stören, da isser wieder wech.«
    »Gut gemacht. Ich werde mit Meister Tauflieb dann sprechen, wenn ich es für nötig halte.« Lapidius streckte sich ausgiebig und stellte fest, dass es ihm an diesem Morgen weit besser ging. Im Gegensatz zu sonst hatte er recht gut auf dem Stuhl genächtigt, und seine Kopfschmerzen waren fort. Die Wirkungen des Rauschtranks schienen überwunden. Im Nachhinein war zu konstatieren, dass der Inhalt des Fläschchens Gleichgewichtsstörungen hervorrief, Schädeldröhnen, Veränderung der Stimmenwahrnehmung und darüber hinaus unbegründete Heiterkeit. »Gieß mir ein wenig heißes Wasser ins Waschgeschirr, und dann ab mit dir in die Küche. Ich habe Hunger auf Spiegeleier und Putterpommen. Und einen Krug Bier.«
    »Ja, Herr!« Von der Hoffnung beflügelt, Lapidius möge endlich einmal wieder etwas von ihr Zubereitetes essen, machte sich Marthe an die Arbeit. Wenig später saß der Hausherr bei ihr am Küchentisch und ließ es sich schmecken. Marthe schwamm im Glück und häufte weiteres Ei auf Lapidius’ Teller. »Isses auch genuch, Herr? Ich kann noch mehr machen.«
    »Um Gottes willen, ich platze bereits!«
    »Dassis gut, Herr! Ich mein, essis schön, dasses Euch schmeckt. Habichs schon gesacht? Der Brunnen is wieder gut. Gorm hat zwei Ratten rausgeholt, vergiftet warn die. Un nu isses wieder gut, das Wasser. Heut Morgen war son oller Köter da, der hat ausm Eimer gesoffen, un dem is nix passiert. Is wieder gut, das Wasser.«
    »Schön.« Das war mal eine erfreuliche Nachricht. »Sag, warst du schon bei Freyj a oben?«
    »Nee, Herr. Ihr habt dochn Schlüssel.«
    »Ach ja.« Um der Magd eine Freude zu machen, zwang Lapidius sich die letzten Bissen hinein. Dann spülte er sie mit Bier hinunter und stand auf. »Ich schaue mal nach unserer Patientin.«
    Oben vor der Türklappe bemühte er sich um einen munteren Ton. »Hallo, Freyja, der siebzehnte Tag deiner Behandlung bricht an, nur noch drei Tage, dann ist es geschafft.«
    Ein leises Stöhnen war die Antwort.
    »Freyja?« Hastig schloss Lapidius auf. Und prallte zurück. Die Kranke lag in unnatürlich gekrümmter Haltung im Stroh. Der Kopf, die Arme, die Schultern, schweißglänzend und nackt, zuckten in unregelmäßigen Abständen. Weinte sie? Oder war es der mit der Schmierkur einhergehende Tremor? »Freyja! So höre doch!« Er hielt ihr den mitgebrachten Becher Wasser entgegen. »Freyja!«
    »Ich will … sterben.« Ihre Worte waren nur ein Wispern.
    »Unsinn.« Er setzte das Gefäß ab und kniete sich vor sie hin. »Hast du nicht gehört? Nur noch drei Tage, dann ist es überstanden, nur drei Tage ! «
    »Nein …«
    »Aber, aber, gestern warst du doch noch recht guter Dinge, j edenfalls hat Marthe das gesagt, hast dich mit ihr unterhalten, dich einschmieren lassen …« Lapidius hielt inne. Es war ein Kennzeichen der Krankheit, dass sie das Gemüt

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