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Die Hitzkammer

Die Hitzkammer

Titel: Die Hitzkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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allerdings nicht der Korbmacherin zuzuordnen waren, da diese ja vollständig angezogen in der Friedhofskapelle gelegen hatte. Sicher gehörten sie der unbekannten Toten. Lapidius forschte nach Hinweisen auf ihren Namen, konnte aber trotz aller Sorgfalt keinen finden.
    Er fragte sich, was er mit seinem Fund anstellen solle, und entschied dann, alles an seinem Platz zu lassen. Es machte keinen Sinn, wenn er, bepackt mit Kiepe und Kleidern, in Kirchrode ankam und lauthals verkündete, er habe den Besitz der beiden toten Frauen gefunden. Man würde ihn nur verdächtigen, die Meucheltaten begangen zu haben. Ihn und natürlich Freyja..Die Teufelsmasken fielen ihm ein. Auch sie hätte er an sich nehmen, hinunterschaffen und den Kirchrodern zeigen können. Doch dann wären die Filii Satani gewarnt gewesen. Nein, es war schon richtig, sie in der Höhle gelassen zu haben.
    Er schritt wieder aus und versuchte, sich nur auf den Pfad zu konzentrieren. Aber die Masken waren hartnäckig. Sie wollten ihm nicht aus dem Kopf.
    Und es war ihm, als hätten sie doch gelebt.
    »Es gibt Euch also doch noch, werter Herr Magister! « Wie aus dem Erdboden gewachsen stand Tauflieb plötzlich neben Lapidius, der sich anschickte, sein Haus zu betreten.
    »Sicher. Erst einmal einen guten Tag, Meister.« Lapidius wappnete sich. Taufliebs zornesblitzenden Augen nach zu schließen, würde dies kein angenehmes Gespräch werden. Aber welche Unterhaltung mit Tauflieb war schon angenehm. Lapidius fragte sich nur, warum der Mann so wütend war. Er sollte es gleich erfahren.
    »Ihr meint, mir aus dem Weg gehen zu können, aber da seid Ihr schief gewickelt! Ich will mit Euch reden, und das werde ich auch! Was fällt Euch eigentlich ein, meinen Hilfsmann Gorm zum Wasserschöpfen zu missbrauchen? Stundenlang, wie die Nachbarn sagen! Kaum ist man aus dem Haus, schon passieren solche, solche …« Tauflieb rang um das richtige Wort.
    »Ihr wart nicht im Haus?«, gab Lapidius sich unwissend. »Wo wart Ihr denn?«
    »Das geht Euch nichts an! Ihr werdet mir die Arbeitskraft meines Hilfsmannes bezahlen. Ich werde genau feststellen, wie lange er mit dem Geplansche beschäftigt war, und Euch jede einzelne Minute in Rechnung stellen.«
    »Der Brunnen war vergiftet, Meister, und ich will gar nicht fragen, von wem, aber da Ihr die Angewohnheit habt, ihn des häufigeren mitzubenutzen, ohne Entgelt, wie ich hinzufügen möchte, war es nur recht und billig, dass Gorm diese Arbeit tat.«
    »Wollt Ihr damit etwa andeuten, ich hätte das Wasser vergiftet? Das ist die Höhe! Lenkt nicht ab! Ich wiederhole: Ich werde Euch j ede einzelne Minute in Rechnung stellen! «
    Durch Taufliebs Lamentieren hatten sich mittlerweile ein paar Neugierige angesammelt. Drinnen im Haus war auch Marthe aufmerksam geworden; sie entriegelte die Tür und steckte den Kopf heraus. »Seid Ihrs, Herr? Wassisn los? Ich…«
    Lapidius drängte sie zurück. »Schon gut, Marthe, misch dich hier nicht ein.«
    Die Magd verschwand widerstrebend. Lapidius drückte die Tür zu. »Habt Ihr nun genug Dampf abgelassen?«, sagte er zu Tauflieb.
    »Noch lange nicht! Während Gorm Euren Brunnen leer schöpfte, ist Arbeit in der Werkstatt liegen geblieben, wichtige Arbeit!«
    »Haltet Ihr es nicht für besser, unser Gespräch hinten auf dem Hof fortzusetzen?«
    »Meinetwegen. Aber glaubt ja nicht, dass Ihr um eine saftige Rechnung herumkommt!«
    Lapidius ging voraus und blieb dann neben den Johannisbeersträuchern stehen. »Nun, um des lieben Friedens willen werde ich Euch bei Gelegenheit Euren, äh … Schaden ersetzen. Übrigens, wo Ihr gerade Eure Werkstatt erwähntet, ich hörte, Ihr hättet darin einen riesigen Obstpflückerkorb stehen? Sagt mir doch, was Ihr als Schlosser mit einem solchen Gegenstand zu schaffen habt.«
    Tauflieb stutzte für einen Moment, fing sich dann aber schnell. Drohend kniff er die Augen zusammen. »Jetzt habt Ihr Euch verraten, Lapidius! Ihr wisst von dem Korb doch nur, weil Ihr des Nachts in mein Haus eingebrochen seid, stimmts? Lange habe ich gerätselt, wer es gewesen sein könnte, nun zeigt sich, dass ich richtig vermutet habe. Am Nachmittag noch wart Ihr bei mir und wolltet diesen albernen Dreifuß gerichtet haben. Ich hatte mir gleich gedacht, dass da etwas faul ist. Es ging Euch gar nicht um den Dreifuß, es ging Euch um meinen großen Bohrer. Ihr hieltet ihn in der Hand, und ich sagte Euch, Ihr sollt ihn zurücklegen. Da Ihr ihn so nicht bekamt, habt Ihr ihn in der Nacht geklaut.

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