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Die Hitzkammer

Die Hitzkammer

Titel: Die Hitzkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Von dem Scherbenhaufen, den Ihr in meiner Küche hinterlassen habt, will ich gar nicht reden. Aber eines sage ich Euch: Ihr werdet für alles bezahlen. Für alles! Ihr seid ein Dieb, Magister Lapidius! Ein gemeiner Dieb! Ich werde den Büttel noch heute …«
    »Ihr werdet gar nichts«, unterbrach Lapidius. Er war überrascht von der Scharfsinnigkeit des Meisters, die ihn in eine gefährliche Lage zu bringen drohte. Nun war es Zeit, die Dinge gerade zu rücken. »Ihr werdet gar nichts«, wiederholte er. »Ja, Euer Bohrer befindet sich bei mir, aber ich habe ihn nicht ›geklaut‹, wie Ihr Euch auszudrücken beliebtet, sondern in Sicherheit gebracht. Das Werkzeug steht im Zusammenhang mit dem Mord an jener toten Frau, deren Kopf über meiner Tür hing.«
    »Pah!«, machte Tauflieb nur.
    »Ihr habt Euch während des Tumults vor meinem Haus ja nicht blicken lassen – ebenso wenig wie Gorm –, aber dass der Frauenkopf zwei Hörner trug, dürfte Euch hinlänglich bekannt sein, zumal Eurem Bock diese zufällig fehlen.«
    »Worauf wollt Ihr hinaus?«
    »An der Spitze Eures Bohrers klebt Blut.«
    »Na und?« Aus der Wut des Meisters wurde Wachsamkeit. »Das kann jeder behaupten.«
    »Es ist Blut, ich habe es mittels mehrerer Versuche einwandfrei nachgewiesen. Blut an Eurem Werkzeug!«
    Tauflieb machte eine wegwerfende Geste. »Ich habe mir neulich beim Bohren die Hand verletzt.«
    »Das kann jeder sagen. Es ist einwandfrei Blut.«
    »Wollt Ihr damit etwa behaupten, ich hätte etwas mit den Hexenmorden zu tun? Ihr habts gerade nötig, wo die Säckler unter Eurem Dach haust!«
    Lapidius setzte nach: »Es ist einwandfrei Blut. Das Blut der Ermordeten! Denn der Bohrer – Euer Bohrer! – passt genau in die Löcher, die zum Einsetzen der Bockshörner vonnöten waren.«
    Der Meister war aschfahl geworden. »Ich wars nicht, um Himmels willen, ich wars wirklich nicht!« »Dann könnt Ihr mir jetzt vielleicht sagen, wie der Obstpflückerkorb in Eure Werkstatt kommt?«
    »Bei allen Heiligen! Ich weiß es nicht. Gorm muss ihn irgendwann angeschleppt haben. Keine Ahnung, wozu er ihn braucht. Ich habe ihn schon ein paar Mal gefragt, aber er rückt nicht mit der Sprache heraus. Wenn er etwas nicht will, dann will er nicht. Da habe selbst ich keinen Einfluss auf ihn.«
    »Der Korb stammt von der Zirbelhöh. Er stand in der Werkstatt der schiefen Jule, einer Korbmacherin, die dort oben arbeitete.«
    »Aha. Und?«
    »Ich sagte: ›… arbeitete‹, denn die schiefe Jule ist tot. Sie wurde erschlagen, und der Korb ist verschwunden.«
    Tauflieb brauchte einige Zeit, um das Gesagte zu durchdenken. Dann verfinsterte sich sein Gesicht. »Mag sein, Herr Magister, dass Gorm sich den Korb von der schiefen Jule geholt hat, mag sein, dass die Frau getötet wurde, aber deshalb muss das eine noch lange nichts mit dem anderen zu tun haben. Gorm, nun … hat nicht gerade das Pulver erfunden, aber er ist kein schlechter Kerl. Er würde keiner Fliege etwas zuleide tun. Keiner Fliege!«
    »Ist Euer Hilfsmann nachts regelmäßig zu Hause?«
    »Nun, ich …«
    »Antwortet! «
    Tauflieb gab sich einen Ruck. »Natürlich. Immer.«
    Lapidius sah, dass sein Gegenüber log. Und er sah es nicht nur, er wusste es auch. Denn in der Nacht seines Einbruchs bei Tauflieb hatte dieser die Abwesenheit Gorms mehrfach lautstark bedauert. »Kennt Ihr die Sabbathöhle?«
    »Die … wie soll die heißen?«
    »Sabbathöhle.«
    »Nein.«
    Lapidius war überzeugt, dass der Meister weiterlog. »Wisst Ihr, was Stalaktiten und Stalagmiten sind?«
    »Ich … nein.«
    »Besitzt Ihr eine Teufelsmaske?«
    »Wie?« »Sagt Euch der Begriff ›Die Söhne des Teufels‹ etwas?« »Äh … nein.«
    »Kennt Ihr das St.-Gabriel-Triptychon in Pfarrer Vierbuschs Kirche?«
    »Nein. Hört, was soll das alles, ich …«
    »Dann wisst Ihr auch nicht, dass es geschändet wurde? Dass der Hals des Engels angeschnitten wurde?«
    In Taufliebs Gesichtszügen glaubte Lapidius ein Wechselbad aus Trotz und Schuld zu sehen. »Nein, zum Donnerwetter, nein, nein!«
    »Könnt Ihr mit den Buchstaben DRJO oder DRJG etwas anfangen? Wisst Ihr, wozu Bilsenkraut nütze ist?«
    »Ja.«
    »Was meint Ihr, die Buchstaben oder das Kraut?«
    »Das Bilsenkraut. Es hat rauschhafte Wirkung.«
    »Aha. Schon besser. Wir kommen der Sache näher. Kennt Ihr die Koechlin und die Drusweiler? Jene beiden Weibsbilder, die Freyja Säckler denunziert haben?«
    »Wer kennt die nicht. Aber ich …«
    »Gut, gut. Könnt Ihr

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