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Die Hitzkammer

Die Hitzkammer

Titel: Die Hitzkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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gesacht, ich soll aufmachen un ihn hochlassen, aber ich hab gesacht, ich darfs nich, un er soll mirn Buckel runterrutschen, un da hatter gesacht, ich müssts, weiler dochn Teufel is, un … un … da habich mich zu Tode erschreckt un die Rose ausm Schrank geholt, habsie von Mutter … un … un …« Die Magd begann wieder zu zittern.
    »Beruhige dich«, sagte Lapidius nochmals und setzte sich neben sie. Er ließ es sich nicht anmerken, aber in seinem Inneren hatte ein ganzer Glockenturm Alarm geschlagen. Gorm hatte sich als Teufel bezeichnet! War er am Ende doch nicht so dumm, wie er immer tat? Gehörte er dazu? War er mit Tauflieb und Fetzer im Bunde?
    Marthe schniefte geräuschvoll. »Un wie ich die Rose inner Hand hab, isser abgehaun.«
    »Er war also nicht im Haus?«, vergewisserte sich Lapidius.
    »Nee, hab ihn ja nich reingelassen. Wollt Ihr was zu beißen, Herr? Hab aber nix Rechtes, weilich doch sonne Angst hatt un nich kochen könnt. Hab nur Brot un Butter. Un Brühe für Freyja.«
    Lapidius spürte Erschöpfung. Sechs Stunden war er in den Bergen unterwegs gewesen, immer auf den Beinen, immer unter Anspannung, und am Schluss hatte er noch das unerfreuliche Wortgefecht mit Tauflieb durchstehen müssen. Jetzt sehnte er sich nach Schlaf. Es war zwar erst Nachmittag, aber eine Schlummerstunde würde ihm gut tun. »Ich will nichts essen. Gib Freyja später die Brühe. Du findest mich in meinem Laboratorium, aber störe mich nur im äußersten Notfall.«
    »Un für heut Abend habich auch nix, muss erst morgen zum Markt.«
    »Schon recht.« Lapidius unterdrückte ein Gähnen und erhob sich. Am liebsten hätte er sofort seinen Experimentierraum aufgesucht, aber dann ging er doch noch einmal in die Diele und schob die schwere Gesteinskiste quer durch die Küche vor die Hoftür. Es war mehr ein symbolischer Akt, denn ihm war klar: Einer wie Gorm würde sich, wenn er es darauf anlegte, davon nicht aufhalten lassen. Aber immerhin … Er überprüfte auch den schweren Riegel vor der Haustür und die Fenster. Sollte er noch nach Freyja sehen? Ja, aber später. Er betrat das Laboratorium, wo sein Lieblingsstuhl schon auf ihn wartete, und setzte sich.
    Doch der Schlaf kam nicht. Lapidius saß zu unbequem. Und die Gedanken waren auf einmal alle wieder da. Dazu kam, dass es ihn überall zu jucken begann. Mal kitzelte es hier, mal kribbelte es da. Ärgerlich darüber, wurde er immer wacher. Er stand auf und blickte sehnsüchtig auf sein Bett. Wie herrlich musste es sein, sich darauf langmachen zu können – wenn die Liegefläche nur wieder gerade wäre! Und dann hatte er einen Einfall. Er nahm den von Tauflieb gerichteten Dreifuß und stellte ihn unter das abgeknickte Bein. Das brachte schon etwas. Aber erst, als er noch einen dicken Holzscheit dazugepackt hatte, war die Fläche leidlich eben. Eigentlich war das schöne Buch zu schade für diesen Zweck, aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Heute nicht. Aufseufzend legte er sich hin und streckte die Glieder aus. Nur das helle Licht im Raum verdross ihn noch, und er ahnte, er würde kein Auge zutun, bevor er nicht Abhilfe geschaffen hatte. Also stand er nochmals auf und holte sein kleines Büchlein, welches er sich aufgeklappt über die Augen legte.
    Nun war alles gut, und er merkte, wie die Nebel des Schlafs ihn umhüllten, dichter wurden und hinabzogen in das Land der Träume. Kurz bevor er einschlief, drehte er den Kopf noch einmal zum Sprechschacht:
    »Freyj a«, murmelte er, »Freyj a, ich komme nachher.«

ACHTZEHNTER
BEHANDLUNGSTAG
    Lapidius wachte auf, rieb sich die Augen und wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte. Das Laboratorium lag im hellen Sonnenlicht. Schrieb man noch Donnerstag oder schon Freitag? Dann verriet ihm der Schatten des Experimentiertisches, dass es Morgen sein musste. Er hatte einen halben Nachmittag und eine ganze Nacht verträumt. Ob Marthe bereits auf war? Er lauschte, konnte sie aber nicht hören. Höchste Zeit, aufzustehen! Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und eilte in die Küche. Gottlob, da saß sie, die gute Seele, und biss in ein Stück Brot, das sie in Honig getaucht hatte. »Du hättest mich gestern noch wecken müssen, Marthe!«
    »Habich doch, Herr, am Abend wars, aber Ihr habt nur was gebrabbelt un gesacht, ich soll nich mitten inner Nacht stören, un da binnich wieder wech.«
    »Wirklich?« Nur schwach kam Lapidius die Erinnerung. »Nun ja, ist dir heute besser zumute?«
    »Ja, Herr, Gorm hatt sich nich wieder

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