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Die Hitzkammer

Die Hitzkammer

Titel: Die Hitzkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Reichtum gekommen sind?«
    »Nein.« »Wer könnte ihnen Geld gegeben haben?«
    »Weiß nicht.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein.« Ihre Stimme klang müde.
    »Nun gut.« Lapidius sah ein, dass er nicht weiterkam. Die Denunziantinnen erwiesen sich in jeder Hinsicht als Sackgasse. Doch ein anderer, neuer Pfad hatte sich aufgetan: die Filii Satani. »Hast du schon einmal von den Söhnen des Teufels gehört?«
    »Wie?« Freyja war eingenickt.
    »Tut mir Leid, aber es ist wichtig. Die Söhne des Teufels – kennst du j emanden, der sich so nennt?«
    »Nein.« Sie war jetzt wieder wach, drehte aber den Kopf zur Seite, so dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte.
    »Bitte, denke genau nach. Es ist von größter Bedeutung. Kennst du Personen dieses Namens?«
    »Nein.«
    »Und Filii Satani?Wie steht es damit?«
    »Nein.«
    Es fiel ihm schwer, das hinzunehmen. Wenn das FS auf Gunda Löbesams Stirn sowohl Freyja Säckler als auch Filii Satani bedeutete, musste es einfach Zusammenhänge geben. Wieso wusste Freyj a von alledem nichts? »Kannst du dich wenigstens an etwas Ungewöhnliches in der letzten Zeit erinnern? An etwas, das anders war als sonst? Ein Ereignis, eine Begebenheit, irgendetwas?«
    Freyja schwieg. Lapidius spürte Verärgerung. Er hatte das Gefühl, als wäre ihr sein Problem – das in Wahrheit das ihre war – völlig gleichgültig. »Wenn du mir nichts zu sagen hast, gehe ich jetzt die Brühe holen.«
    »Da waren zwei Augen.«
    Lapidius, schon halb auf den Beinen, setzte sich wieder. »Wie bitte?«
    »Zwei Augen waren da.« Sie wandte ihm den Kopf wieder zu. »Komische Augen. So starr. Und die Stimme mit Händen.«
    »Du sprichst in Rätseln. Was für Augen, welche Stimme mit Händen?« »Mehr weiß ich nicht.«
    »Nein?«
    »Nein.«
    Lapidius neigte schon dazu, das Ganze als Fieberwahn einer Kranken abzutun, als plötzlich wieder dieses Gefühl da war – dieses Gefühl, als stünde das Böse im Raum. Er beschloss, noch einmal nachzuhaken. »Aber du musst mehr wissen! Welche Farbe hatten die Augen?«
    »Ich weiß nicht. Keine.«
    »Zu den Augen gehörte doch ein Gesicht. Wie sah es aus?«
    »Es gab keins. Nur die Augen. Und die Stimme mit Händen.«
    Lapidius versuchte es anders. »Was sagte die Stimme denn? Und was taten die Hände?«
    »Ich weiß nicht. Die Stimme war … war freundlich. Und fest. Ja, das war sie.«
    »Und die Hände? Waren es Männerhände?«
    »Ich glaub, ja.«
    »Wieso glaubst du das nur? So etwas sieht man doch.« »Nein … es war dunkel.«
    »Gut, es war also dunkel«, nahm Lapidius den Faden auf. »Das spricht dafür, dass es Nacht war, als du die Begegnung mit den Augen, der Stimme und den Händen hattest. Weißt du noch, wo sie stattfand?«
    Er sah, wie angestrengt sie nachdachte, und sie tat ihm Leid. Er wusste, wie es war, wenn das Gedächtnis einem Streiche spielte, wenn man sich das Hirn zermarterte, wenn einem Worte auf der Zunge lagen, die nicht ausgesprochen werden konnten, weil Erinnerungslücken einen Riegel davor schoben. Doch Freyja sprach weiter:
    »Draußen wars, glaub ich. Vor der Stadt … die Stimme war freundlich, so freundlich. Und die Hände haben gezeigt, wohin ich gehen sollt. ›An einen warmen, wundervollen Ort‹, hat die Stimme gesagt. Immer wieder. Und ich bin gegangen. Gern gegangen.«
    Lapidius fühlte, wie das Böse um ihn herum stärker wurde. Er fühlte es unmittelbar, und es bedrohte ihn. Aber er wollte jetzt nicht lockerlassen. Er wusste, dass es Wahrnehmungen gab, die unerklärlich waren und dennoch eine starke Wirkung ausübten. »Wohin bist du gegangen? Kamen die Augen und die Stimme und die Hände mit?«
    »Ich … ich glaub, ja.«
    »Und dann? Was geschah dann?«
    Sie senkte die Lider, als könne sie sich dadurch besser sammeln. »Ich … ich weiß nicht. Die Stimme war da und die Hände, aber die Augen waren weg. Rot war da, viel Rot, auf und ab gings damit, auf und ab …«
    »Und dann? Weiter!«
    »Ich weiß nicht. Irgendwann wars so leer in mir. Die freundliche Stimme war weg, die Hände, alles … Angst hatt ich plötzlich. Da bin ich gerannt, gerannt wie noch nie, über Stock und Stein, wollt zu meinem Wagen. Und als ich ihn gefunden hatt, hab ich geheult, so froh war ich drüber.«
    »Jemand hat dich also außerhalb der Stadt angesprochen, hat dich fortgelockt und an einen unbekannten Ort gebracht, wo dir die Farbe Rot in irgendeiner Form begegnet ist«, fasste Lapidius zusammen. »Wer das war, wissen wir nicht, aber ich denke, es wird ein

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