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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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grausam! Sieh, Elspat Mac Tavish, die noch vor keinem gekniet hat, selbst nicht vor dem Priester, wirft sich vor ihrem Sohne nieder und fleht um Verzeihung.«
    Und plötzlich warf sie sich vor dem Jüngling auf die Knie nieder, nahm seine Hand und küßte sie und wiederholte mehrmals in herzzerreißendem Tone ihre Bitte.
    »Verzeih mir,« rief sie, »verzeih mir um der Asche deines Vaters willen! Verzeih mir um der Schmerzen willen, mit denen ich dich gebar, um der Treue und Liebe willen, mit der ich dich auferzog! O Himmel, vernimm es! Ach, Erde, sieh her! Eine Mutter bittet ihr Kind um Verzeihung, und das Kind verzeiht der Mutter nicht!«
    Umsonst bemühte sich Hamish, den Ausbruch ihres Zornes zu hemmen, indem er ihr mit den feierlichsten Worten beteuerte, er habe ihr den Betrug völlig verziehen, den sie ihm gespielt habe.
    »Leere Reden,« rief sie, »eitle Zusicherungen, hinter denen du deinen Groll zu verbergen suchst. Sofern ich dir glauben soll, so verlaß noch im Augenblick diese Hütte und flieh aus einer Gegend, deren Gefahr stündlich wächst. Tu das, und ich will dir glauben, daß du mir verziehen hast. Tust du es nicht, so rufe ich wieder Mond und Sterne, Himmel und Erde zu Zeugen an, daß du unerbittlich bist in deinem Groll gegen deine Mutter um einer Handlung willen, die, wenn sie ein Vergehen ist, aus ihrer Liebe zu dir entsprang.«
    »Mutter,« erwiderte Hamish, »hierzu kannst du mich nimmer bewegen. Ich fliehe vor keinem Manne. Barcaldine mag jeden Gälen unter seinem Banner senden, und ich bleibe. Und wenn du mich bittest, daß ich fliehe, so magst du eher zu den Bergen dort sprechen, daß sie sich aus ihren Gründen heben. Hätte ich den Weg gewußt, auf dem sie hierher ziehen, so hätte ich ihnen die Mühe des Suchens erspart. Aber ich könnte über das Gebirge wandern, während sie vielleicht vom See herüberkämen. Hier will ich mein Geschick erwarten. Keine Stimme in Schottland ist so gewaltig, daß sie mich bestimmen könnte, von hinnen zu gehen, und daß ich ihr gehorchen sollte.«
    »So bleibe auch ich hier«, sprach mit erzwungener Ruhe Elspat und stand auf; »meinen Mann sah ich sterben, also werden auch meiner Augen Lider nicht schmerzen, wenn ich den Sohn fallen sehe. Aber Mac Tavish Mhor starb, wie es sich für einen tapferen Mann geziemt, mit seinem guten Schwert in der Faust. Mein Sohn aber fällt wie der Stier, den die Sachsen, nachdem sie ihn um Geld kauften, zur Schlachtbank führen.«
    »Mutter,« versetzte der unglückliche Jüngling, »Ihr nahmt mir das Leben und hattet ein Recht dazu, weil Ihr es mir gabt. Aber meine Ehre, Mutter, tastet nicht an! Von einer Reihe wackerer Ahnen wurde sie auf mich vererbt, und sie soll nicht befleckt werden, weder durch eines Mannes Tat noch durch eines Weibes Reden. Was ich tun soll, weiß ich selbst vielleicht nicht. Aber setzet mich nicht ferner in Versuchung durch Vorwürfe! Ihr habt mir bereits tiefere Wunden geschlagen, als Ihr je würdet heilen können, wenn Heilung noch in Betracht kommen kann.«
    »Wohlan denn, mein Sohn«, antwortete Elspat. »Erwarte von mir nicht Klagen und Vorwürfe mehr; erwarte auch nicht länger Vorstellungen von mir! Schweigen wir und warten wir ab, was der Himmel über uns verhängt.«

Vierzehntes Kapitel.
    Als die Sonne am anderen Morgen aufstieg, fand sie die Hütte ruhig und still wie das Grab. Mutter und Sohn waren aufgestanden und gingen ihrer Arbeit nach. Hamish putzte seine Waffen, fürsorglich aber tiefbekümmert; Elspat richtete die Mahlzeit her, die beide wegen der traurigen Vorgänge am verwichenen Tage ungewöhnlich lange hinausgeschoben hatten.
    Sobald sie das Essen fertig hatte, stellte sie es vor den Sohn auf den Tisch hin mit den Worten des gälischen Sängers:
    »Ohne tägliches Mahl rostet dem Landmann die Pflugschar in der Furche. Ohne tägliches Mahl ist dem Krieger das Schwert zu schwer für die Hand. Unsere Weiber sind unsere Sklaven, aber die Sklaven wollen gefüttert sein, sollen sie uns Dienste tun. Also sprach in alter Zeit der blinde Barde zu den Kriegern von Fion.«
    Hamish gab keine Antwort, sondern aß, was ihm vorgesetzt wurde, wie wenn er sich Kraft für den Auftritt schaffen wolle, dessen er gewärtig war. Als seine Mutter sah, daß er mit Essen fertig war, nahm sie den Becher und füllte ihn und setzte ihn dem Sohne vor, damit er mit einem Trunk das Mahl schließe. Aber ein krampfhaftes Zucken lief durch seinen Leib und mit einer Gebärde, Scheu und Ekel zugleich zum

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