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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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die Tochter dieses Mannes?« fragte Lawford die Frau.
    »Sie kann nicht Englisch«, sagte Gray und redete die Kranke auf französisch an.
    Er beschwor sie zu erklären, ob sie in der Tat die Tochter dieses Mannes sei, wenn es nicht der Fall wäre, könne sie seines Schutzes sicher sein.
    Sie gab mit schwacher Stimme Antwort, aber es war deutlich zu verstehen, daß sie sagte, es sei ihr Vater.
    Damit schien jedes weitere Recht, sich einzumischen, erloschen, und der Exekutor erklärte die Dame für verhaftet.
    Doch noch einmal schritt Gray ein.
    »Ihr wollt doch nicht etwa die Mutter von ihrem Kinde trennen?« fragte er.
    Zilia de Moncada hörte die Frage, die Gray unbedachterweise in französischer Sprache an den Vater gerichtet hatte. Ein Schrei bittersten Schmerzes entrang sich ihr, und mit dem Ausdruck innigsten Flehens sah sie ihren Vater an.
    »Den Bastard mag die Gemeinde aufziehen«, sagte Moncada, während die hilflose Mutter zu Boden sank.
    »Ein derartiges Verfahren ist unstatthaft, Herr«, sagte Gray. »Wenn Ihr der Vater dieser Dame seid, so seid Ihr auch der Großvater dieses hilflosen Kindes und habt auf irgend eine Weise für seine Zukunft zu sorgen oder uns an eine Zwischenperson zu verweisen, die diese Sorge auf sich nimmt.«
    Moncada sah auf Lawford, der sich dahin aussprach, daß der Doktor recht habe.
    »Ich bin bereit, alles zu zahlen,« sagte Moncada, »was für dieses Kind des Unglücks nötig ist; wenn Ihr, Herr,« dabei wandte er sich an Gray, »es annehmen und aufziehen wollt, so sollt Ihr soviel erhalten, daß Euer Einkommen reichlich aufgebessert ist.«
    Der Doktor wollte das Anerbieten schon zurückweisen, aber er besann sich und erwiderte:
    »Ich werde dieses Anerbieten nur dann annehmen, wenn die Mutter es wünscht.«
    Moncada sprach mit seiner Tochter, die gerade aus ihrer Ohnmacht zu sich gekommen war, der Vorschlag, den er ihr machte, schien im höchsten Grade annehmbar, sie trat auf den Doktor zu, küßte ihm die Hand, die sie mit ihren Tränen benetzte. Mit der Notwendigkeit, sich von dem Kinde zu trennen, schien sie sich sogar bei dem Gedanken auszusöhnen, daß es in der Obhut des Doktors bleiben solle.
    »Guter, freundlicher Mann,« sagte sie, »Ihr habt Mutter und Kind gerettet.«
    Mit kaufmännischer Umsicht überreichte inzwischen der Vater Herrn Lawford Banknoten im Betrage von 1000 Pfd. Diese Summe sollte für die Erziehung des Kindes bestimmt sein und je nach Bedarf sollten die Raten ausgezahlt werden. Er gab außerdem die Adresse eines Londoner Bankiers an, durch den Mitteilungen an ihn zu befördern seien, falls sich einmal in dringenden Angelegenheiten ein besonderer Schriftwechsel erforderlich machen sollte.
    Während Lawford ein genaues Protokoll der Verhandlung aufsetzte, durch die sie, er und Gray, zu Vormündern des Kindes bestellt worden waren, wollte der Arzt der Dame den Rest des Betrages zurückgeben, den ihm Tresham – wenn er wirklich so hieß – anvertraut hatte. Sie weigerte sich aufs heftigste, das Geld zu nehmen, und bat den Arzt, es als sein Eigentum zu betrachten. Gleichzeitig drang sie ihm als Geschenk einen mit Brillanten besetzten Ring auf, der einen hohen Wert zu haben schien.
    Nachdem dann der Vater in hartem Tone ein paar Worte zu ihr gesprochen hatte, sagte er zu den andern:
    »Ich habe ihr noch ein paar Worte vergönnt, von dem elenden Wesen, das ihre Schande besiegelt, Abschied zu nehmen. Wir wollen uns solange zurückziehen, Ihr, Exekutor, bewacht von außen die Tür!«
    Gray, Lawford und Moncada zogen sich zurück und warteten in Schweigen, bis nach einer halben Stunde die Meldung kam, daß die Dame zur Abreise bereit sei.

Drittes Kapitel.
    Vier Jahre nach diesem Auftritt geschah das Langersehnte: Frau Gray schenkte ihrem Mann eine Tochter. Allein Glück und Unglück sind auf dieser Welt seltsam gemischt. Die Erfüllung seines innigen Wunsches nach Nachkommenschaft hatte den Verlust seiner schlichten, gutmütigen Gattin zur Folge. Das war einer der schwersten Schläge, mit denen das Schicksal den armen Gideon Gray treffen konnte.
    Gray trug das Unglück, wie eben Menschen von Verstand und festem Charakter eine entscheidende Schicksalswendung hinnehmen, von der sie sich niemals wieder völlig zu erholen hoffen können. Er ging den Pflichten seines Berufes mit der gleichen Pünktlichkeit nach wie zuvor, und blieb im Umgang mit den Leuten nach außen hin heiter, aber der Sonnenschein seines Lebens war dahin.
    Das helle, laute Pfeifen, das er

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