Die Hochzeit meiner besten Freundin
drängen sich mir geradezu auf, »verräterisch« und »deutlich«. (Aber auch »verpiss« und »dich«, doch das kann ich ja wohl kaum zu ihr sagen, nicht wahr?)
Sie arbeitet unglaublich hart daran, Ben auf ihre Seite zu ziehen. Sie hat beschlossen, dass ein hemmungsloser Flirt mit ihm der beste Weg dazu ist.
Ich sage ihr immer und immer wieder, dass es sie in Sachen Eddie nicht wirklich weiterbringt, Ben anzumachen, doch sie hat sich in den Kopf gesetzt, dass das eigentliche Objekt ihrer Begierde schon anfangen wird zu begreifen, dass ihm vielleicht doch etwas Wundervolles entgeht, wenn Ben ihm gegenüber ständig davon plappert, wie süß sie doch sei.
Glücklicherweise kommt Eddie zurzeit nicht häufig hierher, was für Amanda eine ernsthafte Enttäuschung, für mich jedoch eine riesige Erleichterung ist.
Ich leide immer noch gewaltig an den Nachwehen der heimlichen Knutscherei, und da hilft es auch nicht viel, dass meine Lippen geradezu nach einer Wiederholung schreien.
Der Kellerclub öffnet inoffiziell am Samstag, zwei Wochen vor der großen offiziellen Eröffnung im »Lazy Daisy’s« für einen Testlauf. Um sicherzugehen, dass das riesige Pult des DJs richtig funktioniert, dass die Verkabelung nicht so viele Fehler aufweist wie die Rechnung der Handwerker und dass die Rohrleitungen auch wirklich an die Kanalisation und nicht an ein Bierfass angeschlossen sind.
Das Chaos einer Samstagnacht steht ins Haus, bevor wir unsere Kapazitäten verdoppeln konnten. Also heißt es, alle Mann an Deck… den Chef eingeschlossen.
Wie soll ich Eddie aus dem Weg gehen, wenn wir uns auf einer Fläche von eineinhalb mal drei Metern drängen, so dass unsere Körper sich jedes Mal berühren, wenn wir aneinander vorbeihasten? Er hat nicht wieder versucht, mit mir zu sprechen. Es könnte daran liegen, dass ich jedes Mal, wenn er in meiner Nähe auftaucht, eine Entschuldigung vorbringe, um in die andere Richtung davonzusprinten.
Mein Herz sinkt noch weiter in meine mit Bierflecken übersäten Schuhe, als um Punkt halb neun die durchtriebenste Hexe der nördlichen Hemisphäre auf ihrem Besen zur Tür hereingeflogen kommt. Na ja, sie stolpert auf zehn Zentimeter hohen Prada-Schuhen herein, um genau zu sein. Amanda schwenkt ihren Schulmädchenkorb wie der Wolf, der sich mit den Sachen der Mutter als Rotkäppchen verkleidet hat.
Sie hat Kuchen mitgebracht.
Sie hat in einem Kleid von Gucci und Schuhen von Prada an einem Kochkurs teilgenommen und ist nun da, um ihr Meisterwerk zu überreichen, wie ein durchgeknallter Osterhase ohne Schlappohren, Hasenzähne und Stummelschwanz.
Der einzige, dem dieses Verhalten nicht seltsam vorkommt, ist Ben, der bereits bei seinem vierten Brownie ist.
Ganz offensichtlich hofft sie, Eddie mit ihren Kochkünsten beeindrucken zu können. Vielleicht hätte ich ihr erzählen sollen, dass er nicht wirklich auf Süßes steht, aber aus irgendeinem
Grund ist es in unseren Gesprächen nie erwähnt worden. Hören Sie den Sarkasmus heraus? Oder soll ich noch deutlicher werden?
»Ja, doch, Amanda, er mag gutes Essen, guten Wein, Reisen, Musik, schnelle Autos und intelligente Gespräche, aber weißt du was? Er isst keinen Kuchen. Ja, doch, auch ich war ziemlich schockiert darüber _«
Um diesem Abend die Krone aufzusetzen, entdecke ich dann auch noch Simon, als ich nach einer kurzen Kaffeepause, zu der ich mich feige in den Vorratskeller verkrümelt habe, zurück hinter den Tresen will. Er hat sich auf einen Barhocker gepflanzt, und seine Augen suchen eifrig den Raum ab wie ein deutscher Suchscheinwerfer bei der Verfolgung flüchtiger Briten _ insbesondere bei meiner.
Der Abend verspricht, zu einem Horrortrip zu werden.
Jetzt fehlt nur noch, dass meine Mutter in einer Rauchwolke und mit wogendem Mantel wie Graf Dracula auf der Suche nach meinem Blut hier auftaucht, dann ist der Abend komplett!
Simon entdeckt mich, obwohl ich hinter dem größten der in Neonfarben leuchtenden Brauereischilder in Deckung gegangen bin, und fängt an, mir wie ein aufgescheuchter Börsenmakler Zeichen zu geben.
Er ist besessen. Jetzt habe ich meine eigene Glenn Close in Form eines fetten, glatzköpfigen, liebeskranken Bankers.
Ich verstehe das nicht. Man kann mich wohl kaum als den Preis des Jahrhunderts bezeichnen. Und wir hatten auch nicht gerade die Affäre des Jahrhunderts. Stattdessen hatten wir einen verirrten, fehlgeleiteten Moment der Dummheit, der genau fünf Monate zu lange gedauert hat. Warum also will er
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