Die Hochzeit meiner besten Freundin
mich noch immer?
Auch Amanda winkt mir von ihrem Ende des Tresens wie wild zu. Ich frage mich, ob es angemessen wäre zu schreien. Vielleicht sollte ich mich rückwärts die steile Kellertreppe hinunterstürzen, um von einigen netten Sanitätern aus der Schusslinie gebracht zu werden.
»Tschuldigung, keine Zeit zum Reden, alles so hektisch!«, rufe ich beiden zu und schnappe mir dann in meiner Verzweiflung Dot. »Dot, du musst mir helfen, ich werde von zwei Wahnsinnigen verfolgt.« Heimlich zeige ich ihr die beiden. »Tu mir einen Gefallen, ja? Wenn einer von beiden irgendwas bestellen will, kannst dann du oder eine der anderen sich um sie kümmern? Bitte, bitte.«
»Na toll!« Dot zieht eine Grimasse. »Die Schnalle mit den Brownies und der liebeskranke Bluthund. Schieb die Durchgeknallten ruhig zu mir ab, warum auch nicht? Wenn er ein schnuckeliger Kerl wäre, würde ich dir ja helfen, aber er ist nicht gerade das, was ich als schnuckelig bezeichnen würde…«
»Biiitte, Dot«, flehe ich, »ich kann heute Abend einfach keinen von ihnen ertragen.«
»Das glaube ich dir.« Sie seufzt in gespieltem Ärger. »Aber dann bist du mir was schuldig.«
»Ich mache alles…«
»Sprich mit Eddie.«
»…außer mit Eddie sprechen.«
Jetzt sitzt Amanda am einen Ende des Tresens, wo sie Trübsal wegen Eddie bläst, und Simon am anderen Ende, wo er Trübsal wegen mir bläst. Vielleicht sollte ich sie zusammenbringen, so dass sie einander ihre Trübsal vorblasen können. Das könnte die ideale Verbindung werden. Sie sind beide groß, blond und stinkreich, sie könnten prima miteinander auskommen. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass ich dann buchstäblich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen würde. Das einzige Problem besteht darin, dass ich mit ihnen sprechen müsste, um sie einander vorzustellen, und für jemanden, der sich so hartnäckig weigert, ihre Anwesenheit auch nur wahrzunehmen, wäre das ganz schön schwierig.
Zu allem Überfluss hat der Erfolg von Amandas beiläufiger
Mission, der zufolge Ben ihrem umwerfenden Charme erliegen sollte, all ihre Erwartungen übertroffen, wohingegen der Erfolg ihrer Hauptmission, Eddie für sich zu gewinnen, noch auf sich warten lässt.
Gerade plaudert sie mit Ben, wobei sie sich vorbeugt und die Ellbogen zusammendrückt, so dass ihr ohnehin schon enormes Dekollete ungeahnte Ausmaße annimmt.
Ben, ganz der Gentleman, kämpft tapfer darum, ihr immer brav in die Augen zu blicken, während sie ein Glas Rotwein nach dem anderen pichelt und darüber faselt, wie sehr sie doch eine gute Flasche Shiraz zu schätzen weiß, sobald Eddie in Hörweite ist.
Es dauert nicht lange, und er verschwindet nach oben, um etwas »Papierkram zu erledigen«. Bei Ben dagegen ist das eine ganz andere Geschichte. Er ist hin und weg. Er hat einer erstaunten Dot gestanden, dass er bereits seit ihrem ersten Treffen letztes Jahr für Amanda geschwärmt hat, und jetzt kommt er ständig zu mir herüber, macht den Mund auf, als wolle er etwas sagen, und verschwindet dann abrupt wieder.
Schließlich erwischt er mich im Bierkeller, wo ich mit einem Fass Carlsberg kämpfe.
»Du bist doch mit Amanda befreundet, oder?«, fragt er und nimmt mir die Arbeit ab, ohne dass ich ihn darum bitten muss.
»Na ja, ich kenne sie«, stelle ich richtig und inspiziere einen gequetschten Finger und einen eingerissenen Nagel.
»Weißt du, ob sie. ich meine, hat sie.«
»Einen Freund?« Ich befreie ihn aus seiner Misere.
»Genau.« Er grinst schüchtern. »Und, hat sie einen?«, forscht er, während ich mich nach einem Kasten Tonic umsehe, den ich mit nach oben nehmen will.
»So was in der Art.«
»Was meinst du mit ›so was in der Art‹?«
Was zum Teufel soll ich darauf antworten?
»Na ja, ich glaube, sie ist hinter jemandem her.«
»Oh.«
Er macht ein enttäuschtes Gesicht.
»Mist.« Ich weiß nicht, ob er flucht, weil er gerade das Fass auf die Spitze seines linken, abgenutzten Stiefels hat fallen lassen, oder weil er von meiner Antwort enttäuscht ist.
»Aber ich glaube nicht, dass es auf Gegenseitigkeit beruht«, beeile ich mich hinzuzufügen, überrascht darüber, wie enttäuscht er zu sein scheint.
»Wirklich? Weißt du, ich hab mir überlegt, sie zu fragen, ob sie mal mit mir essen geht oder so – was meinst du? Findest du, ich sollte sie fragen?«
»Ich kann es dir nicht sagen. Das musst du selbst wissen.« Sehr diplomatisch, Belle. Ich suche weiter nach den Tonic-Flaschen, doch Ben steht immer
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