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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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aber ich bin einfach erleichtert, dass sie unversehrt nach Hause gekommen ist, sowohl in körperlicher als auch in seelischer Hinsicht, obwohl ihre Tränen jetzt sicher fünfzehnprozentig wären, wenn sie anfangen würde zu weinen.
    »Du hast bestimmt Recht«, brabbelt Nicky, zieht die Pumps aus und massiert ihre Zehen. »Findest du, ich hätte mit ihm ins Bett gehen sollen?«
    »Wieso, wolltest du denn?«
    »Na ja, nicht wirklich, aber er hat das Essen bezahlt.«
    »Hättest du erwartet, dass er mit dir ins Bett geht, wenn du bezahlt hättest?«, knurre ich sarkastisch und ziehe die Augenbrauen in die Höhe.
    »Aber sicher doch«, scherzt Nicky, die die Pointe sofort verstanden hat, obwohl bei der Menge Alkohol, die sie offensichtlich intus hat, mindestens die Hälfte ihrer grauen Zellen abgetötet worden sein muss. »Insbesondere, wenn er zwei Flaschen Champagner, geräucherten Lachs als Vorspeise, Hummer als Hauptgang und Pudding zum Kaffee bekommen hätte.«
    »Schwein!«
    Glücklich grinst sie mich an, wie eine fette Katze, die gerade einen gestohlenen Truthahn verschlungen hat und jetzt nur noch in der Sonne liegen, schnurren und ihren prall gefüllten Magen genießen will.
    »Ich habe beschlossen, so mit Männern umzugehen wie sie mit dem Essen«, verkündet sie.
    »Und das bedeutet? Sie dir in den Schlund zu stecken und zu schlucken, bevor du sie schmecken kannst?«
    »Neiiin!« Sie prustet kichernd. »So viel ich will, und so oft ich will.«
    »Nach dem Motto: Die Würze liegt in der Abwechslung?«
    »Genau. Und sobald sie das Verfallsdatum überschritten haben…«
    »Ab in den Müll?«, schlage ich vor.
    »Ab in den Müll!«, wiederholt sie begeistert. »Der Mann. Ein Wegwerfartikel. Sollten alle einen Stempel mit Verfallsdatum tragen, oder besser noch einen Kilometerzähler, damit man gleich sieht, wie oft sie schon auf der Piste waren! Einen Fickzähler, der jedes Mal um eins rauf geht, wenn sie ihren Schniedel bei einer neuen Frau reinstecken, so dass man gleich erkennt, wie viele es gab und vor allem wann. Aber diese gerissenen Kerle würden das Gerät wahrscheinlich manipulieren und so ein paar hundert Weiber unterschlagen. ›Ehrlich, Liebling, ich bin so gut wie jungfräulich‹«, spottet sie.
    Trotz der Tatsache, dass sich ihr zum Bersten voller Bauch deutlich über dem Bund der rot gestreiften Leggings wölbt, für die sie sich letztlich entschieden hatte, wirft sie einen hoffnungsvollen Blick in die leere Jaffa-Packung.
    »Huch! Alle alle! Ich hätte die blöde Torte behalten sollen.«
    »Torte?«
    »Die blöde Hochzeitstorte. Könnte jetzt ein ordentlich fettes Stück vertragen.« Bei dem Gedanken leckt sie sich die Lippen.
    »Aber ich dachte, du hast sie behalten?«
    Das Kichern, das in Nickys Kehle aufsteigt, kommt in Form einen lauten Rülpsens heraus.
    »Na ja, du erinnerst dich doch noch daran, dass ich dich um ein paar Briefmarken gebeten habe?«, nuschelt sie und verdreht besoffen die Augen.
    »Oh, Nicky«, japse ich, entsetzt und bewundernd zugleich. »Sag mir, dass das nicht wahr ist!«
    »Müsste heute Morgen angekommen sein.« Nix nickt langsam, ihre Augen schließen sich, während sie gegen den übermächtigen Drang ihres Körpers ankämpft, dem Alkohol Tribut zu zollen und ohnmächtig zu werden. »Per Kurier nach Chelsea. In zweiundzwanzig.«, sie gähnt heftig, »... gepolsterten. Umschlägen.«
    Verschlafen sehe ich auf meinen Wecker. In dem schwachen Licht kann ich gerade erkennen, dass es fast vier Uhr früh ist. Der Himmel über mir verändert sich, als hätte jemand Wasser in dunkelgraue Farbe gegossen, sie verdünnt und aufgehellt. Die Dämmerung kündigt sich an. Mein Gedächtnis, das noch immer halb schläft, sucht für den Bruchteil einer Sekunde verwirrt nach der Ursache, warum ich aus dem schönen Traum über nicht enden wollende Vorräte fettfreier Schokolade aufgewacht bin, doch meine Ohren, die wacher sind als der Rest von mir, hören nichts. Erst als ich im freien Fall in den Tiefschlaf zurücksinke, nehme ich das leise Schluchzen im Zimmer nebenan wahr.

Kapitel 3
    Ist Ihnen jemals eines Morgens beim Aufwachen klar geworden, dass Sie absolut nichts zu tun haben? Ich rede nicht von den üblichen Sonntagmorgen: nichts im Fernsehen, draußen regnet es, Sie haben jedes Buch, das Sie besitzen, zweimal gelesen, und Ihr Hirn fühlt sich an, als hätten Sie zwei Stunden lang der waschenden Waschmaschine zugesehen; nein, ich rede von dem Gefühl, dass man für den Rest

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