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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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doch den Spruch: Man muss eine Menge Frösche küssen…«
    »…bevor man den Prinzen findet«, beendet Nicky den Satz. »Vielleicht sollte ich ein, zwei Frösche abknutschen.«
    »Wie du es mit Richard getan hast, hm?«
    »Ja«, erwidert Nicky und sieht mich feierlich an. Dann schleicht sich ein betrunkenes Grinsen auf ihr Gesicht. »Ja. Oh, ja. oooooh, ja!«
    »Oh nein, sie macht einen auf Meg Ryan!«, schreie ich und verstecke mein Gesicht in einer Pfütze aus verschüttetem Bier.
    Nickys gespielte Leidenschaft zieht die Aufmerksamkeit einer Gruppe Männer an, die neben uns an der Bar sitzt und fast genauso betrunken ist wie wir. Sie haben lärmend den Frauen hinterhergegafft und von jeder, die ihre bierselige Anmache abgelehnt hat, behauptet, es handele sich um eine Lesbe, weil sie sich nicht sofort die Kleider vom Leib gerissen und sich ihnen in zügelloser Lust an den Hals geworfen hat.
    Der Typ auf dem am nächsten stehenden Barhocker ist schon ziemlich knuffig, das muss ich zugeben. Voller Bewunderung dreht er sich mit aufgerissenem Mund zu Nicky um, die so tut, als würde es ihr gerade kommen.
    »O Mann, du bist echt heiß!«, entfährt es ihm, und er verdreht die Augen, als er in trunkener Ehrfurcht auf ihr beeindruckendes Dekollete starrt.
    »Leck mich am Arsch«, nuschelt sie.
    Statt sich beleidigt umzudrehen wie die meisten der Typen, die sie diesen Abend an der Angel hatte, fängt dieser schallend an zu lachen.
    »Ich habe eine bessere Idee – du leckst meinen!« Er rutscht vom Hocker, dreht sich um und knöpft schnell seine Hose auf, um sie dann bis zu den Knien herunterzuziehen und einen ziemlich knackigen Hintern zu enthüllen.
    Schockiert und lachend drehe ich mich zu Nicky um. Ich bin gespannt auf ihre Reaktion. Zu meinem Erstaunen lächelt sie.
    »Ich mag Männer, die über beide Backen grinsen«, sagt sie, holt einen Stift aus ihrer Handtasche und schreibt ihre Telefonnummer auf seine linke Pobacke.
    Nicky und ich haben zwar den größten Teil der letzten zwei Jahre getrennt voneinander verbracht, doch wir haben locker zu der tiefen Freundschaft zurückgefunden, die uns verbindet, seit wir magere, kichernde Elfjährige waren. Jetzt sind wir nicht mehr ganz so mager, und das Gelächter ist nicht mehr ganz so laut, was in Anbetracht der Umstände auch verständlich ist. Aber die Bindung zwischen uns ist nach wie vor unzerbrechlich, und anscheinend besitzen wir immer noch diesen sechsten Sinn, der es uns ermöglicht, so oft gegenseitig unsere Sätze zu vollenden.
    Wir haben uns beide in den vergangenen zwei Jahren verändert, sind erwachsen geworden, haben einige Erfahrungen mehr im Leben gemacht. Doch obwohl Nicky nach außen ein mutiges Gesicht zeigt, kenne ich sie gut genug, um die wahren Gefühle zu spüren, die schmerzlich unter der kühlen Oberfläche lauern.
    Den Rest der Woche zermartere ich mir den Kopf und zerknabbere meine Fingernägel, weil ich mir Sorgen darüber mache, wie Nicky mit dem Tag, an dem eigentlich die Hochzeit stattfinden sollte, fertig werden wird. Als der besagte Tag wie ein Freitag, der Dreizehnte, Unheil verkündend vor der Tür steht und es das Beste wäre, ihn bei geschlossenen Vorhängen im Bett zu verbringen, erfahre ich, dass sie für den Abend ein Date hat.
    Der Kerl aus der Kneipe hat getan, was er angedroht hat, nachdem sie ihre Nummer auf seinem Po hinterlassen hatte: Er hat sich lange genug nicht gewaschen, um die Nummer mit Hilfe eines Taschenspiegels in sein Adressbuch übertragen zu können.
    Es überrascht mich wirklich, dass Nicky eingewilligt hat. Ich hatte erwartet, dass sie den ganzen Tag über in ihr Kissen schluchzen würde, und hatte bereits unseren Vorrat an Kleenex, Wodka und Schokolade aufgefüllt. Ich bin mir nicht sicher, wer wegen des Treffens mit dem Knackarsch heute Abend nervöser ist, sie oder ich.
    Wenigstens lenkt es sie von der Tatsache ab, dass sie in diesem Moment eigentlich Mrs. Richard Ackerman sein und auf die Tanzfläche zusteuern sollte, um den Brautwalzer zu eröffnen, während ich mich neben ihr wiege wie pfirsichfarbener Wackelpeter auf einem Teller.
    »Als würde man eine Vestalin für das rituelle Opfer vorbereiten«, scherze ich, während sie sich schrubbt, rasiert, enthaart, parfümiert und anmalt und dann verzweifelt ihre Garderobe auf der Suche nach passendem Outfit durchwühlt.
    »Wie fühlst du dich?«
    Nicky hält für eine Sekunde mit dem Wühlen inne und denkt nach.
    »Wie betäubt«, antwortet sie schließlich.

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