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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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seines Lebens absolut nichts zu tun hat.
    Das macht einen fertig, so viel dürfen Sie mir glauben. Genau das geschieht mir am Montag nach dem Sonntag, der von Rechts wegen Nickys Hochzeitstag hätte sein sollen, etwa einen Monat nachdem mein Flieger auf der abgenutzten Landebahn von Heathrow aufgesetzt hat. Als Nicky sich auf den Weg zur Arbeit macht, weckt mich die zuschlagende Tür aus einem bizarren Traum über Regenrinnen und Yorkshire-Terrier, die rosa Lippenstift und Schlüpfer von La Perla tragen.
    Ich kraxele aus dem Bett, bereite mir eine Kanne Tee und einige Scheiben Toastbrot zu, versacke für einige gedankenbetäubende Stunden vor der Glotze, ziehe mich schließlich doch an und frage mich dann, warum ich mir eigentlich diese Mühe gemacht habe.
    Richard zu beschatten mag so manches Mal gedanken- (und po-)betäubend gewesen sein, doch wenigstens hatte ich ein Ziel.
    Es gab jede Menge Sachen, die ich nach meiner Rückkehr nach England vor hatte.
    Alte Freunde und alte Lieblingskneipen besuchen, meine Bräune vorführen.
    Und ganz sicher hatte ich vor, einem Familientreffen so lange wie möglich aus dem Weg zu gehen, aber Jamie hat mich reingeritten.
    Meine Mutter und ich haben ein ziemlich gespanntes Verhältnis zueinander.
    Meine Mutter ist eine Wonder-Woman, wohingegen ich ganz nach meinem Vater komme – ich bin eine Wander-Woman. Ich lasse mich vom Leben treiben, da ich noch nicht entschieden habe, wo ich eigentlich hin will.
    Das habe ich an Nicky immer bewundert – sie ist zielstrebig und weiß immer ganz genau, was sie mit ihrem Leben anstellen will. Sie wollte Anwältin werden, seit sie dreizehn ist. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich gerade die Primaballerina und die Tierärztin hinter mir gelassen und wollte Pop-/Filmstar werden. Nicky träumte von Kanzleien und Gerichtssälen, während ich vor dem Spiegel herumtänzelte und mit der Bürste in der Hand Top of the Pops nachahmte oder Filmszenen nachspielte.
    In Thailand oder Australien ist es irgendwie in Ordnung, keine Ziele zu haben. Der Strand, der blaue Himmel, das lässige Leben und das allgemeine Verlangen nach Spaß und Lebensfreude schienen mir eine Entschuldigung dafür zu sein, nur dann zu arbeiten, wenn ich das Geld wirklich benötigte.
    Man sollte meinen, dass es in einer so quirligen und aufregenden Metropole wie London in Ordnung wäre, wenn ich mich einfach mal zurücklehne und die Vielfalt auf mich wirken lasse. Aber vielleicht liegt es daran, dass jeder sonst eine Aufgabe, ein Ziel, eine Beschäftigung oder eine Verabredung zu haben scheint, dass ich mir so unausgelastet vorkomme.
    Es nützt nichts. Ich werde schließlich doch die eine Sache in Angriff nehmen müssen, die ich mein Leben lang verzweifelt vermieden habe.
    Ich werde mir einen Job suchen müssen.
    Jobs.
    Nennen Sie es, wie Sie wollen, Murphys Gesetz, Ironie, was auch immer, aber jetzt, da ich mich endlich dazu durchgerungen habe zu arbeiten, will ich verdammt sein, wenn ich einen von diesen Jobs bekomme. Das ist wie ein Klamottenkauf. Wenn man gerade mal ein bisschen Bares auf der Hand hat, findet man garantiert nichts. Ist man aber derart in den Miesen, dass der Geldautomat in schallendes Gelächter ausbricht, wenn man seine Karte einschiebt, entdeckt man plötzlich jede Menge schnuckeliger Outfits, die man unbedingt haben muss.
    Ich war bereits auf sämtlichen Arbeitsämtern der Stadt und habe mehr Bewerbungsbögen ausgefüllt als der Computer einer Partnervermittlung, habe geschleimt, gebettelt und gelogen, dass sich die Balken biegen, ja, ich habe sogar aus meiner mittelmäßigen Abschlussnote eine glatte Eins gemacht. Und trotzdem gelingt es mir nicht, einen Deppen zu finden, der mich einstellen will.
    Ich habe keine Berufserfahrung. Klar, ich habe einen Uniabschluss, aber meine gesamte Berufserfahrung beläuft sich auf insgesamt fünf Monate Kellnern. Ich kann nicht mal tippen.
    Und Lebenserfahrung zählt anscheinend nicht.
    Nach dem Abendessen brüte ich mit Nix über den Kleinanzeigen.
    »Wie wär’s mit Telefonverkauf?«, schlägt sie vor.
    »Einen wunderschönen guten Abend, Madam, kann ich Sie für ein Jahresabonnement der Zeitschrift Der Schweinezüchter begeistern? Nein danke. Ich denke, ich könnte es auf jeden Fall noch mal mit Kellnern probieren.«
    »Kellnern!« Nicky kreischt, als hätte ich gerade verkündet, dass ich vorhabe, in einer schmierigen Spelunke in Soho für einen Job als Stripperin vorzutanzen.
    »Immer noch besser als dieser blöde

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