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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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aufgeregte Schülerin, die vor dem Büro der tyrannischen und Furcht einflößenden Schulleiterin wartet, bis Nigel Palmer endlich auf die Ende-Taste seines Ericssons drückt und geruht, mich wahrzunehmen.
    Aber was heißt schon wahrnehmen. Genau genommen nimmt er erst einmal nur meine Beine wahr.
    »Ah_ Annebelle Lewis«, stammele ich, weil meine Nervosität zunimmt unter dem Laserblick, mit dem er über meine Feinstrumpfhose fährt. »Wir waren um zwölf Uhr dreißig verabredet _ es geht um den Job als Barmanager.«
    Seine Hand ist beim Händedruck zur Begrüßung feucht. Als er »Hallo« sagt, richtet er sich mehr an mein Dekollete als an mein Gesicht. Außerdem lässt er die Hand, mit der er mich gerade begrüßt hat, in seinen Hemdausschnitt gleiten und kratzt sich nachdenklich an seiner linken Brustwarze, was ich ziemlich abstoßend finde. Währenddessen gleiten seine Augen langsam an meinem Körper auf und ab wie ein Scanner, der ein kompliziertes Dokument abtastet. Trotz ernsthafter Zweifel an der Richtigkeit meines Handelns folge ich ihm zu einem ruhigeren Tisch im rückwärtigen Teil des Lokals. Er setzt sich und bedeutet mir, es ihm gleich zu tun.
    »Sie waren also zwei Jahre im Ausland?«, lautet seine erste Frage.
    »Fast, ja«, erwidere ich und versuche, nicht zu zappeln vor Nervosität.
    »Sie sind schön braun.«
    Er wirft einen kurzen Blick auf den Lebenslauf, den Nicky für mich auf ihrem PC gebastelt hat, blickt auf meine Beine, blickt wieder auf den Lebenslauf, blickt auf mein Dekollete, blickt wieder auf den Lebenslauf, und sieht mir schließlich in die Augen.
    »Ich habe eigentlich nach jemandem mit mehr Erfahrung gesucht.«
    Die alte Leier. Alles klar, du Schleimbeutel. Ich greife nach meiner Tasche und stehe auf.
    »Ja, also dann, danke für Ihre Zeit.«
    »Aber ich bin mir sicher, wir könnten etwas arrangieren…«
    Ich stelle die Tasche wieder ab.
    »Wollen Sie damit sagen, Sie könnten mich in den Bereichen einarbeiten, wo es mir Ihrer Meinung nach an Erfahrung mangelt?«, platze ich heraus, als er sich erneut in Schweigen hüllt und sein Blick wieder zu meinem Rocksaum wandert.
    »So etwas in der Art.« Er lächelt, doch er sieht mich immer noch nicht an.
    »Jaaa?«, ermutige ich ihn.
    »Sie sind wirklich sehr attraktiv, Annabelle«, sagt er, wobei er sich einmal mehr an den Schatten wendet, den die Polster in meinem Wonderbra von Marks & Spencer bilden.
    Ich bin mir nicht sicher, ob mir sein Tonfall gefällt.
    »Den Gästen gefällt es, wenn sie hier ein hübsches Gesicht sehen. Sie wären gut fürs Geschäft, und alles, was gut fürs Geschäft ist, ist auch gut für mich.«
    Ich würde zwar lieber aufgrund meiner Qualifikationen als aufgrund der Tiefe meines Dekolletes einen Job finden, aber was soll’s? Ich habe keine Wahl. Sollen meine Titten mir doch den Weg ebnen, anschließend kann ich den Kerl immer noch mit meinem Fachwissen beeindrucken.
    Das ist wahrscheinlich nicht gerade p.c., aber wer fragt schon danach, wenn man obdachlos und pleite ist? Und wenn die einzigen Klamotten, die man in der neuen europäischen Modemetropole besitzt, von der Sonne gebleichte Fetzen aus den Siebzigern sind, die vielleicht ausreichen, um mit einem bärig braunen Bruce in Burke Town ein Bierchen zu trinken, aber nicht gerade das Passende für einen eiskalten Soave in einem Weinlokal im tiefsten Knightsbridge sind? Ich bin es leid, so zu tun, als würde ich nicht nur einen Steinwurf vom Konsumtempel Harvey Nichols entfernt wohnen, bin es leid, mir einzureden, Selfridges sei nur ein Elektromarkt und der Schlussverkauf nichts als ein Phantom, das durch meine couture-freie Fantasie geistert. Nigel Palmer mag ja ein lüsterner, sexbesessener kleiner Schleimscheißer sein, aber in diesem Moment ist er mein Pass zum Paradies, das in diesem Fall aus Kreditkarten, Kochkunst, Kultur und Couture besteht sowie all den anderen grundlegenden Dingen, die zu einem anständigen Leben in London gehören.
    »Also erwägen Sie, mich einzustellen?«
    »Ja, ich erwäge, Sie einzustellen«, äffte er mich nach, wobei er die letzten Worte unnatürlich betont. »Ich glaube, wir könnten gut miteinander auskommen, Annabelle. Sie verstehen schon, Sie sind nett zu mir, und ich bin nett zu Ihnen.«
    »Wie bitte?«
    »Na – eine Hand wäscht die andere«, erklärt er und wackelt mit den Augenbrauen.
    Ich mag es nicht, wenn Männer mit den Augenbrauen wackeln. Ich habe da so eine Theorie, dass die Augenbrauen eines Mannes

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