Die Hochzeit meiner besten Freundin
hier drin. Wie zum Teufel soll ich da Eddie Farrar ausfindig machen, einen Mann, den ich bisher nur auf Fotos oder aus der Entfernung durch eine beschlagene Windschutzscheibe gesehen habe?
Nicky würde es hier gefallen. Wenn sie nicht schon wieder ein anderes Date hätte, dann hätte ich heute sie statt meines abtrünnigen Stiefbruders mitgeschleppt. Hier sind genug Männer, um ihren Date-Kalender für die nächsten zwölf Monate auszubuchen.
Und sie alle scheinen allein und verzweifelt zu sein.
Obwohl ich bei meiner ersten Runde durch den Club kein Glück in Sachen Eddie habe, bringe ich es auf acht Einladungen und fünf Freigetränke, und eine kleine Bande der hartnäckigeren Verehrer folgt mir wie Entenküken, die ihrer Mama hinterher watscheln.
Es ist schon erstaunlich, was ein enges Kleid und ein tiefes, sonnengebräuntes Dekollete leisten können, insbesondere in einem dunklen Raum voller besoffener Kerle.
Ich halte vor dem Pult des DJs an, an dem ich bereits mehrmals vorbeigekommen bin, und versuche, mich zu orientieren.
Ein durchgedrehter DJ mit Kopfhörern, die auf seinen Dreadlocks aussehen wie riesige, schwarze Ohrwärmer, steht hinter dem Mischpult, verschiebt Hebel, dreht Platten und tanzt besessener zu der Musik als sonst jemand in der Menge. Ich frage mich, ob er auf Fragen wie »Können Sie mir sagen, wo zum Teufel ich Eddie Farrar finde?« eingeht.
Ich könnte ein Foto von Eddie aus meiner Tasche ziehen und damit vor meiner kleinen Verehrerschar herumwedeln wie ein verdeckter Ermittler, aber das finde ich ein bisschen auffällig.
Der DJ schaltet einen Gang runter und wechselt vom HardCore-Rave zu einer Clubversion von Staying alive.
Statt »Willst du was zu trinken?« rufen die Männer jetzt »Willst du tanzen?« Ich kann entweder sauer wie eine Zitrone in der Ecke stehen, den Drink umklammern, den der letzte Anwärter mir spendiert hat, und dabei verloren aussehen, oder ich kann dem Kribbeln in meinen Füßen nachgeben, auf die Tanzfläche marschieren und loslegen. Mich in der herrlich freundlichen Anonymität des Disco-Sounds verlieren. Mich der spontanen Versammlung von Leuten anschließen, die Spaß haben wollen und dafür in Kauf nehmen, wie totale Deppen auszusehen!
Was soll’s, es heißt doch immer, dass man jemanden findet, sobald man aufhört, nach ihm zu suchen, und es ist Ewigkeiten her, dass ich so aus mir herausgegangen bin und mich so wohl gefühlt habe – selbst wenn es zu den fröhlichen Bee Gees ist.
Ich leite meine kleine Schar von Charmeuren mit winkenden Händen und abgespreizten Zeigefingern mitten hinein in eine wilde, närrische Version übelster Siebziger-Jahre-Disco.
Seitschritt, Rückschritt, Seitschritt, Rückschritt.
John Travolta würde erblassen vor Neid.
Geben Sie mir ein schwarzes Hemd, einen weißen Anzug und Koteletten und bannen Sie mich auf Zelluloid! Ich fange sogar an, jedes Mal Wauuh! zu rufen, wenn ich den Zeigefinger gen Himmel schleudere, bis ich merke, dass ein Paar Augen mich mit erschreckender Direktheit beobachtet und ich mir selten linkisch vorkomme.
Mir ist klar, dass mich so einige Leute beobachten – und sich dabei wahrscheinlich ordentlich mokieren -, aber dieses Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor.
Ich brauche einige Zeit, um es einzuordnen, doch danach werde ich knallrot.
Eddie Farrar in Person.
Unverkennbar sitzt er da, nur wenige Meter von mir entfernt.
Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen beobachtet er mich.
Ich spüre, dass mein Gesicht genauso rot ist wie meine Lippen.
Na toll. Kaum beschließe ich, mich wie ein Depp aufzuführen und das auch noch zu genießen, prompt werde ich von dem Mann ertappt, dem gegenüber ich eigentlich unsichtbar sein sollte.
Ich mache einige überstürzte Schritte zur Seite und schaffe es, mich hinter meiner Horde grölender, mit den Ellbogen wackelnder Besoffener in Sicherheit zu bringen. Dort verstecke ich mich, bis wieder Clubmusik läuft, woraufhin ich vergesse, dass ich mich verstecken wollte und zu den Klängen von Moby erneut verzückt loslege.
Ich liebe es zu tanzen. Ich liebe dieses Gefühl totaler Freiheit, wenn man Körper und Geist in der Musik verliert. Als würde man sich von einem Felsvorsprung stürzen und vom Wind treiben lassen. Selbstvergessen gebe ich mich dem Beat hin, das Adrenalin peitscht durch meinen Körper. Alles um mich herum ist wie ausgeblendet.
Und wie gut das doch für die Oberschenkel ist! Vergessen Sie Aerobic, gehen Sie einfach zweimal pro
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