Die Hochzeit meiner besten Freundin
Buchstaben, dafür aber auch eine ganze Welt. Er tat, was er tat, damit ich es später nicht tun müssen sollte. Da kannst du dir vorstellen, was er empfand, als ich ihm verkündete, dass ich bei ihm arbeiten wollte.« Eddie reißt eine Packung Erdnüsse auf und hält sie mir zuerst hin. »Ich hab’s versucht, um seinetwillen. Bin aufs College gegangen, wo ich es fast ein Jahr lang ausgehalten habe. Aber manchmal muss man sich selbst gegenüber einfach ehrlich sein. Man kann seine Zeit nicht immer damit verschwenden, es anderen Leuten recht machen zu wollen. Zu versuchen, sich ihren Ansprüchen anzupassen und ihre Erwartungen zu erfüllen.«
»Amen.« Ich hebe mein Glas in uneingeschränkter Zustimmung. »Aber ich wette, jetzt ist er stolz auf dich, oder?«
»Klar.« Er grinst. »Aber das würde er nie zugeben. Und was ist mit dir, Annabelle Lewis? Was machst du, wenn du nicht gerade durch die Weltgeschichte reist? Irgendwelche Träume, Ziele oder unerfüllten Ambitionen?«
Ich verdrehe die Augen.
»Meine einzige Ambition besteht darin, endlich Ambitionen zu haben. Ich bin fünfundzwanzig und habe immer noch keinen blassen Schimmer, was ich mit meinem Leben anfangen will. Es ist traurig, aber ich hatte nie ein brennendes Verlangen nach irgendetwas. Nicht mal ein leicht schwelendes.«
»Also hältst du eine Reise quer durch Asien für keine besondere Leistung?«
»Du etwa?«, frage ich ihn überrascht.
»Ja«, sagt er schlicht. »Du nicht?«
»Ich weiß nicht. Es kam mir eher so vor, als würde ich kneifen. Von wegen vor der Wirklichkeit davonlaufen und so.«
»Das hängt davon ab, was du als Wirklichkeit bezeichnest. Ob du es glaubst oder nicht, ich finde nicht, dass Geschäftemachen die einzig legitime Lebensweise ist.«
»Und das aus dem Mund von Londons König der Clubs?«
»Ich glaube kaum, dass man mit zwei Clubs Anspruch auf diesen Titel hat.« Das sexy Lächeln breitet sich wieder auf seinem Gesicht aus. »Weißt du, manchmal wünsche ich mir, ich hätte dasselbe gemacht, als ich Gelegenheit dazu hatte. Keine Bindungen, nichts.«
»Es ist nie zu spät.«
Er schüttelt den Kopf.
»Zu viele Verpflichtungen.«
Es gelingt mir nicht, das heftige Gähnen zu unterdrücken, das sich einen Weg in meine Kiefer bahnt.
Er leert sein Bier.
»Los, trink aus, dann fahr ich dich nach Hause.«
»Das musst du nicht«, beeile ich mich zu sagen. Mir ist nur zu bewusst, dass Amanda wahrscheinlich immer noch auf der Lauer liegt, wie ein Vampir, den es nach Informationen statt nach Blut dürstet. »Ich nehme mir ein Taxi.«
»Nein, das machst du nicht.«
»Aber wir haben getrunken.«
»Mein erstes heute Abend. Kein Problem, Annabelle, wirklich. Ich kann dich doch um diese nachtschlafende Zeit nicht allein lassen.« Er sieht auf die Uhr. »Von wegen nachtschlafend, es ist schon Morgen... Ich kann dich nicht gehen lassen, ohne mich davon überzeugt zu haben, dass du sicher nach Hause gekommen bist. Das wäre nicht richtig.«
»Ich bin erwachsen, ich kann auf mich aufpassen.«
»Ja.« Nachdenklich sieht er mich einen Augenblick lang an und lächelt dann. »Davon bin ich überzeugt. aber ich fahre dich trotzdem nach Hause, in Ordnung?«
Obwohl ich verzweifelt darauf hoffe, nicht gesehen zu werden, ist es eine enorme Erleichterung, in Eddies Wagen zu sitzen, statt mit Arnold die Verfolgung aufnehmen zu müssen und zu versuchen, an ihm dran zu bleiben, während er vor mir her rast.
Als wir uns Nickys Wohnung nähern, lasse ich mich tiefer in die schwarzen Ledersitze von Eddies Porsche gleiten und bete zu Gott, dass Amanda nicht ausgerechnet diesen Augenblick wählt, um trübsinnig von Nickys Fenster aus den Mond zu betrachten, der hell und voll am nachtblauen Himmel steht.
Ob Eddie mich wohl für verrückt hält, wenn ich einfach in den Kofferraum schlüpfe oder ihn darum bitte, langsam an Nickys Wohnung vorbeizufahren, während ich mich seitlich aus dem Auto rolle wie ein entflohener Sträfling?
Was denke ich da nur? Er würde mich für verrückt halten. Er würde annehmen, dass ich gerade zwei Jahre in Broadmoor verbracht und mir die ganze Backpacker-Geschichte nur ausgedacht habe!
Ich würde ihn ja irgendwo in die Nähe dirigieren, in eine Seitenstraße oder so, aber ich habe das dumme Gefühl, dass er dasitzen und warten wird, bis er mich hinter einer verschlossenen Tür in Sicherheit weiß. Also sitze ich bibbernd da, während Eddie vor dem Eingang zu Nickys Wohnung hält.
»Danke fürs Heimfahren, und
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