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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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siehst.«, sie deutet auf die verlassene Bar, »dienstags machen alle Pause, um früh ins Bett zu kommen und sich von den Exzessen der letzten Nacht zu erholen, so dass sie am nächsten Tag wieder von Neuem beginnen können.«
    »Deshalb reden wir auch von der Friedhofsschicht«, ergänzt Abigail. »Später kriegen wir sicher auch die ein oder andere Leiche. Bloody Jerry taucht sicher irgendwann auf.«
    »Wer ist denn das?«
    »Mein Freund«, erklärt Abigail ohne jede Begeisterung. »Kann aber auch nur vorübergehend sein.«
    »Ach ja?«
    »Ich warte nur darauf, dass jemand Besseres vorbeikommt.«
    »Na, dann wirst du ja nicht lange warten müssen.« Dot sieht mich verschwörerisch an.
    »Entweder das, oder ich warte, bis Ben endlich merkt, dass ich die Liebe seines Lebens bin und mich vom Fleck weg heiratet«, scherzt Abigail und bläst eine Wolke Zigarettenrauch in sein nach unten gebeugtes Gesicht.
    Ben sieht von seinem Kreuzworträtsel auf, kneift wegen des
    Qualms die Augen zusammen und bemerkt endlich meine Ankunft.
    »Hey, Annabelle! Schön, dich zu sehen. Tut mir Leid, dass ich dich am Samstag verpasst habe. Musste nach Hause, kleiner Wasserrohrbruch.«
    »Das kommt davon, wenn man für die eigene Wohnung dieselbe Ansammlung von Cowboys benutzt, die du die Hirnlosigkeit hattest, auch für diesen Keller hier anzuheuern«, sagt Dot seufzend.
    »Nein, das kommt davon, wenn man durch fremde Betten hüpft«, stichelt Abigail.
    »Fremde Betten!«, schnaubt Ben. »Schön wär’s!«
    »Ich biete dir immer wieder meinen Körper an.«, summt Abigail und macht einen Schmollmund.
    »Und ich sage dir immer wieder, dass er nicht zu mir passt.« Ben klopft auf seinen wohl gerundeten Bauch. »Mein großer Kopf auf deinem zarten Körper…«
    Abigail kichert.
    »Daran hab ich eigentlich nicht gedacht. Eher an deinen großen Kopf zwischen meinen zarten…«
    »Abigail!« entfährt es Dot und Ben wie aus einem Mund.
    »Wegen dir bekommt die arme Belle noch einen völlig falschen Eindruck von uns«, sagt Ben lachend.
    »Oder den richtigen.« Abigail lächelt mich strahlend an.
    Ich spüre, dass ich dieses Mädchen mag, deren schöner, weicher und gutturaler irischer Akzent seine frechen Worte Lügen straft.
    »Außerdem will ich ja eigentlich gar nicht dich haben.« Sie wirft einen Blick auf Ben. »Tut mir Leid, mein Süßer, auch wenn mein Körper dir gehört – mein Herz gehört einem anderen.«
    »Aber nicht Bloody Jerry!«, stöhnt Dot, die uns gerade Kaffee nachschenkt.
    »Todsicher nicht! Der Mann meiner Träume und Jerry sind sich etwa so ähnlich wie die Sonne und eine alte, schwache, staubverkrustete Glühbirne. Nein, ich denke da an jemanden, der weit begehrenswerter ist als mein fremdgängerischer Romeo.«
    »Du träumst doch nicht etwa immer noch davon, deine manikürten Nägel in unseren süßen Chef zu krallen?«
    »Eine Frau wird ja wohl noch träumen dürfen, oder?«
    »Na klar. Problematisch daran ist nur, dass nicht jeder dieser Träume reif dafür ist, um im Erwachsenenprogramm zu laufen.«
    Abigail lehnt sich breit grinsend zurück.
    »Entschuldige mal, Dotty Darling, aber die Zeiten haben sich geändert. Heutzutage dürfen Frauen einen Sexualtrieb verspüren, ohne sich verpflichtet zu fühlen, jedes Mal drei Ave Maria zu beten, wenn ihre Libido sich meldet.«
    »Wenn man dich reden hört, könnte man glauben, deine Generation hat den Sex erfunden«, kontert Dot. »Du vergisst wohl, dass die freie Liebe ihren Durchbruch hatte, als ich jung war.«
    »O ja, und du bist seitdem eine ihrer größten Bewunderinnen!«, zieht Abigail sie gutmütig auf. »Ich wünschte, Eddie stünde auf freie Liebe – dann könnte ich ihm eine Orgie vorschlagen.«
    Unwillkürlich muss ich an Eddies Velourstapete und die verspiegelte Decke denken. Ich frage mich, ob auch er insgeheim ein Kind der Siebziger ist. Man kann sich gut vorstellen, wie in diesem Haus bei einer wilden Orgie diverse Schlaghosen heruntergerissen werden, während im Hintergrund provozierend Lavalampen blubbern. Vielleicht ist Abigails Traum gar nicht so weit hergeholt. Doch ich vermute, dass es ein großer Schritt ist vom Dekor der Siebziger bis zur Sexualmoral dieser Epoche. Ich will sagen, nur weil man einen Porsche fährt, gehört man noch lange nicht zum Kreis der Reichen und Schönen.
    »Wenn es aber eine Orgie ist«, fährt Abigail verträumt fort, »müsste ich ihn mit anderen teilen, und ich will diesen knackigen Körper doch für mich

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