Die Hoehle
herauszufinden, wo wir sind. Leider bin ich zu der ernüchternden Erkenntnis gekommen, dass wir an einem Ort sind, den wir absolut nicht kennen. Völliges Neuland. Nichts ist mir bekannt vorgekommen. Nur Steppe, kein Wasser, kein Baum. Noch nicht einmal Büsche. Alles ist verdorrt. Es ist fast, als wären wir in einer anderen Welt und gar nicht mehr auf der Tropeninsel Curaçao. Ich frage mich bloß, wo wir hier sind.«
» Du meinst, wir sind in einer anderen Welt? Weggebeamt von unserer paradiesischen Insel? Wir sind auf unbekanntem Terrain? Vielleicht sind wir im Land der blauen Gestalten gelandet«, flachste John.
Carla erhob sich langsam. Das, was sie nun erblickte, machte ihr nicht unbedingt Mut. »Du hast Recht, hier sieht es wie am Rande einer Wüste aus. Auf Curaçao gibt es aber keine Wüste. Auch keine Steppe. Hey, ihr Wasserwesen, wo habt Ihr uns hin gebeamt? Wohin habt Ihr die schönen Bäume und Büsche versteckt? Ihr seid wohl des Wahnsinns!«, beschwerte sie sich.
»Ich bin dafür, dass wir jetzt die Gegend absuchen. Vielleicht finden wir doch etwas, was wir kennen. Auf, auf, John. Schüttel dich wach«, sagte sie zu ihrem nächtlichen Kopfkissenersatz und zog ihn an der Hand hoch.
John streckte sich und gab ein paar mürrische Urlaute von sich. Dann stand er schließlich widerwillig auf und streckte sich erneut , bis es hörbar knackte.
»Wo ist mein versprochener Kaffee? Sofort her damit !« beschwerte er sich. »Wohin sollen wir denn laufen? Hier sieht alles gleich aus.«
»Ich denke, wir gehen an den Ort zurück, wo wir hergekommen sind. Ich bin mir sicher, dass wir dort am ehesten etwas entdecken. Wir können die Gegend dort vorsichtig erkunden. Wir sollten bloß aufpassen, dass wir wieder eingemauert werden«, schlug Franklyn vor.
» Gut, dass hier so viel Staub auf dem Boden liegt. Wir haben mächtig Eindruck hinterlassen, ich meine im Staub«, sagte Carla voller Freude, als sie die Fußabdrücke auf dem staubigen Boden erkannte.
»Oh Gott, wie sehen meine schönen Schuhe aus? Total ve rdreckt und verstaubt! Hätte ich das gewusst, hätte ich die ältesten Schuhe angezogen, die ich besitze. Jetzt sind sie völlig ruiniert!«, scherzte Carla. »Anscheinend sind wir von dort hinten gekommen.« Dabei zeigte sie in die Richtung, aus der die meisten Fußabdrücke zu kommen schienen.
Sie verfolgten ihre nächtliche Fährte in entgegengesetzter Richtung zur Laufrichtung der Fußabdrücke, bis sie die Stelle gefunden hatten, wo sich noch am vorigen Tage die Höhle befunden haben musste.
Nachts war es ihnen un verhältnismäßig weiter vorgekommen, doch jetzt am Tage konnte man diese Strecke in gut einer halben Stunde zurücklegen. Es war tatsächlich nur ein Katzensprung.
»Folgt meinem Finger. Seht I hr auch, was meine müden Augen sehen?«, fragte John. Dabei zeigte er in die Richtung, in der er etwas am Horizont entdeckt hatte. Es sah aus wie ein Stein. Ein senkrecht stehender Stein.
»Wenn mich nicht alles täuscht, ist das der verfluchte Stein, der uns ins Verderben geführt hat. Wieso steht dieses seltsame Gebilde jetzt mitten in der Steppe?«
»Kommt, Leute, wir sollten uns die Sache aus der Nähe ans ehen. Mit dem Stein stimmt etwas nicht«, sagte Carla und ging voran in Richtung des soeben entdeckten Artefakts. Die beiden Jungs folgten ihr in dichtem Abstand.
Am Stein angekommen stellten sie fest, dass es tatsächlich das gleiche Gebilde war, das bei ihrem ersten Besuch noch auf einer Waldlichtung gestanden hatte, die von frischem Gras bewachsen gewesen war. Von Pflanzen fehlte jetzt jede Spur.
»Ganz sicher ist es der selbe Stein. Seht mal, hier sind die Kratzspuren, die John mit seinem Messer beim Entfernen des Mooses hinterlassen hatte«, stellte Carla fest.
»Korrekt, das sind meine Spuren. Man kann genau meine Handschrift erkennen. Trotz der scharfen Klinge bin ich vorsichtig mit ihm umgegangen«, bestätigte John.
»Scherzkeks. Der Eingang zur Höhle ist leider nicht mehr vorhanden«, stellte Franklyn enttäuscht fest. »Schade, ich wäre gern noch mal hineingegangen. Vielleicht hätte ein interessantes Abenteuer auf uns gewartet«, sagte er ironisch.
»Quatschkopf, überleg lieber, was wir jetzt tun sollen, anstatt schlaue Sprüche zu klopfen !«, antwortete John vorwurfsvoll.
»Hey, bleibt ruhig, uns wird schon etwas einfallen. Die Welt wurde auch nicht in drei Sekunden erschaffen. Wir müssen nur ausprobieren, was zu tun ist, bis wir die richtige Lösung gefunden
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