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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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zunächst hielt.
    Dann aber marschierte Oak mit schweren Schritten von hinten auf sie zu, eine Hellebarde schwingend, und schlug laut rufend auf die Speerkämpfer ein.
    Als die Linie brach, folgte ein regelrechtes Massaker. Affo war mitten im Getümmel und schwang eine Axt, die so groß war wie er selbst. Indem er auf die Arme und Beine der
Geister einhackte, gewann er zumindest ein wenig Zeit, da es immer jeweils eine kleine Weile dauerte, bis sich jeder Geist wieder neu gebildet hatte. Doch die Verzögerung war zu kurz, als dass sie ihnen wirklich einen Vorteil eingebracht hätte.
    Oak war nicht der einzige Wanderer, der an der Seite der Armee der Toten kämpfte. Die Überlebenden ergriffen Schwerter, Bögen und Äxte der flüchtenden Soldaten und schwangen damit ungeschickt herum.
    »Zieht euch zurück!«, rief Leof den Soldaten zu. »Macht, dass ihr fortkommt!«
    Damit erregte er die Aufmerksamkeit der Windgeister.
    Sie stießen schreiend von den hohen Mauern herab und streckten ihre Krallen aus. Leof wappnete sich und blieb stehen, sich mit beiden Händen an den Ketten festhaltend.
    Als der erste Windgeist auf ihn losging, hängte Leof sein ganzes Gewicht an die Ketten, schwang die Beine hinauf und versetzte ihm einen Tritt. Er traf den Windgeist vor die Brust, sodass dieser krächzend rückwärts zu Boden fiel. Doch Leof spürte einen brennenden Schmerz an der Stelle, wo ihm eine Klaue ins Bein gefahren war.
    Sie formierten sich neu und begannen, ihn dicht über seinem Kopf zu umkreisen.
    »Meister, Meister!«, riefen sie. »Kommt und werft uns den Hübschen zum Fraß vor!«
    Nun erschien der Zauberer im Hof. Er hatte einen hochroten Kopf und triumphierte. Er trug keine Waffe, doch der Geist mit dem perlenbesetzten Haarzopf folgte ihm, eine Axt in der Hand wiegend. Leof erkannte die Waffe und wandte sich ab. Sie hatte Affo gehört. Die Windgeister unternahmen einen weiteren wilden Ausfall gegen ihn, und er schwang sich von einer Seite zur anderen und wehrte sie mit Tritten ab.

    Der Zauberer nickte dem Geist zu. »Töte ihn, Owl. Disgara .«
    Owl hob die Axt.
    »Nein!« Das war Oak, mit schweren Schritten aus dem Schlachtgetümmel auf sie zuschreitend. »Er hat versucht, Thegan aufzuhalten.«
    Sie starrten ihn einen Moment an. Owl senkte die Axt zwar, aber er wirkte nicht wie jemand, der sich gerne aufhalten ließ. Er sah Saker fragend an und wiegte die Axt erneut in den Händen.
    »Er ist einer von ihnen«, sagte der Zauberer. »Ein Offizier.« Er bedeutete Owl mit einer Kopfbewegung, zuzuschlagen. Der hob mit Genugtuung die Axt.
    In diesem Moment stürzten sich die Windgeister erneut mit gellenden Schreien auf Leof herab. Er musste seine Beine über die Hüfte heben, um sie mit Tritten zu vertreiben, und dabei glitt ihm das Amulett des Sees aus der Tasche und fiel zu Boden.
    Owl ließ die Axt fallen. Vorsichtig kniete er sich neben das Amulett und betrachtete es eingehend. Dann stand er auf und sah Leof misstrauisch an. Er tat so, als tauchte er seine Finger in Wasser und zeichnete einen Kreis auf seinen Handrücken. Dann stellte er mit seinem Blick Leof die Frage.
    Leof erinnerte sich daran, wie Eel das gleiche Zeichen mit seinem Becher Seewasser gemacht hatte. Es war ein Zeichen des Respekts gegenüber dem See, hatte er damals gedacht. Leof nickte Owl zu. O ja, er respektierte den See.
    Owl blieb einen Augenblick stehen.
    Der Zauberer legte Owl eine Hand auf den Arm. » Disgara!«
    Owl schüttelte den Kopf. Leof war sich nicht sicher, ob es Missbilligung oder Verblüffung war. Er trat vor und wollte
die Axt dazu verwenden, Leofs Ketten aus dem Oberteil des Schandpfahls auszuhaken, doch er war zu klein dafür. Er bedeutete Oak, ihm zu helfen, woraufhin Oak mit der Hellebarde hinauflangte und die Ketten löste.
    Die Entlastung für Leofs Schultern war gewaltig, auch wenn er bis dahin gar keinen Schmerz wahrgenommen hatte. Er lockerte seine Schultern, um sie wieder bewegungsfähig zu machen, und bückte sich dann langsam, um den gewebten Schilfkreis aufzuheben. Währenddessen hatten sich die Windgeister an leichterer Beute gütlich getan; er hörte die Schreie. Als er aufschaute, war es, als versetzte ihm der Schreck einen Tritt in den Magen – die Windgeister trugen Faina davon. Sie blutete aus unzähligen Wunden, und während er noch hinsah, hörte sie auf zu schreien, schloss die Augen und ließ den Kopf zurückfallen. Dann traf sie von unten ein Pfeil in die Brust; die Befiederung verriet Leof, dass es

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