Die Hoehle der Traenen
sich um Horsts Pfeil handelte. Er hatte zumindest Fainas Seele gerettet.
Leof schaute sich hektisch um – hatten sie Sorn in ihrer Gewalt? Faina wich nie von Sorns Seite. Er würde diesem Zauberer das Herz aus der Brust reißen, wenn Sorn von diesen Monstern getötet worden war.
Aber er sah nur Faina.
»Dein Lord ist weggelaufen, mit seiner Lady und seinen Männern«, verhöhnte ihn der Zauberer. Leof entspannte sich, lächelte sogar. Sorn war in Sicherheit.
Der Zauberer starrte ihn an, und Leof erwiderte seinen Blick. Das war kein starkes Gesicht, dachte er, es war das Gesicht eines Niemands, ein gewöhnliches Gesicht und ein gewöhnlicher Körper. Er wünschte, er hätte diesen Mann getötet, als er die Chance dazu gehabt hatte, bei Bonhill.
»Owl weigert sich, dich zu töten«, sagte der Zauberer. »Warum?«
War es gefährlicher, ihm die Wahrheit zu sagen oder es nicht zu tun? Leof neigte zur Wahrheit. »Weil der See mir das Amulett geschenkt hat«, erklärte er. »Damit ich in Sicherheit bin.«
Der Zauberer legte die Stirn in Falten. »Der See? Was hat sie denn hiermit zu tun?«
Aha, dachte Leof. Thegan täuschte sich also. Die Welle, die sie vor Baluchston besiegt hatte, war vom See herbeigezaubert worden, nicht von diesem Mörder. Er behielt seine ausdruckslose Miene bei.
»Dann lass ihn gehen, Owl. Vara, vara .« Der Zauberer wies auf das Tor, und Owl nickte.
Owl hielt ihn am Arm fest, bis sie vor dem Tor standen. Dann streckte er die Hand aus und berührte das Amulett in Leofs Hand. Es war eine sanfte Geste.
Leof blickte ihn überrascht an und sah Tränen in seinen Augen. Dann schaute der Tote auf die Stadt, und sein Blick wurde grimmig. Er wiegte die Axt in seinen Händen und bedeutete Leof, zu gehen.
Leof rannte den Hügel hinab und rief dabei: »Vorsicht! Vorsicht! Lauft davon! Sie haben Äxte! Sie kommen!« Dabei rechnete er jeden Moment damit, dass ein Pfeil oder ein Speer seinen Rücken durchbohren würde.
Bramble
Unterwegs statteten sie drei Dörfern einen Besuch ab und erweckten dabei in den jungen Männern Träume von Ruhm. Außerdem stellten sie sicher, dass die Wanderer bei jeder Form der Verteidigung mit einbezogen wurden. Ihre Erfahrung lehrte sie, Medric mit den Pferden am Dorfrand zurückzulassen, weil die Tiere – alle Tiere – durchdrehten, wenn sie Actons Stimme über den Dorfanger dröhnen hörten.
Seine eigenen Neuigkeiten verbreitete Ash mit Bramble an seiner Seite nun gelassener. Beruhigt durch die Verheißung, dass die Welt im Begriff war, sich zu verändern, arbeiteten die Wanderer in jedem Dorf mit ihren Nachbarn zusammen und begannen, ein neues Bündnis zu schmieden.
Am späten Nachmittag ließ Bramble der Tiere wegen anhalten. Sie waren in der Nähe eines Wasserlaufs an einen Rastplatz gelangt, der offenkundig von Wanderern benutzt wurde. Neben dem Feuerkreis befand sich ein Stapel Anmachholz, und der Erdboden war von Stiefeln und Bettrollen geebnet worden.
»Wir müssen weiter«, sagte Acton. »Es ist noch hell.«
»Du kannst auf Pferden nicht einfach so reisen wie auf einem Boot«, erwiderte Bramble und sah ihm dabei in die Augen. »Sie brauchen eine Pause. Und denk daran, wir sind noch am Leben. Wir brauchen auch eine Pause.«
Acton nickte widerwillig, doch Bramble war verärgert. Sie wusste, dass er Pferde geritten hatte – nun ja, die stämmigen Ponys, die zu seiner Zeit als Pferde gegolten hatten. Er hätte mehr Gespür dafür aufweisen sollen. Aber er hatte durch den Empfang, der ihm in jedem Dorf bereitet worden war, Auftrieb bekommen, war erregt durch die Teilnahme an diesem großen Unterfangen und brannte nun darauf, weiterzumachen.
Als sie abstiegen, wurde Bramble schneidend an ihre ersten Tage im Sattel erinnert, als sie auf dem Rotschimmel Reiten gelernt hatte und hinterher wund gewesen war. In den Monaten, in denen sie mit dem Jäger durch den Wald gestreift war, hatte sie ihre Reitmuskulatur verloren. Ash war in besserer Verfassung, doch Baluch und Medric konnten ebenfalls kaum mehr laufen.
Sie banden die Pferde an, und Bramble verdonnerte Medric dazu, ihr dabei zu helfen, die Pferde zu striegeln und zu füttern, während Ash und Baluch ein Feuer machten und das Essen vorbereiteten. Es gab kaltes Rindfleisch und Käse, frisches Brot, Zwiebeln und Rosinen. Baluch nutzte die Gelegenheit, um Acton erneut Sprachunterricht zu erteilen.
Bis sie aßen, war es fast dunkel geworden, und das Feuer war ihnen willkommen.
»Wie wäre es mit ein wenig
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