Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
Vom Netzwerk:
Schiffen, die jedoch alle ihre Landungsstege hochgezogen hatten und sich zum Absegeln bereit machten.
    Die Menge ließ sich davon nicht aufhalten. Die Menschen zogen an den Schiffstauen, bis die Schiffe gegen das Dock gedrückt wurden, und kletterten dann an den Seiten hoch. Die Matrosen gingen mit Belegnägeln und Messern gegen sie vor. Schlaffe Körper fielen zurück auf das Dock, einige Seeleute waren darunter, vor allem aber waren es Turviter.
    »Geh nicht dorthin«, sagte Baluch. »Bitte, Bramble, ich kann dich da unten nicht beschützen.«
    Die Vorstellung, dass er sie beschützen müsste, rief bei Bramble ein flüchtiges Lächeln hervor – es war ein Überbleibsel aus seinem früheren Leben, das war klar. Doch die Szene, die sich da unten abspielte, war absolut ernüchternd. Sich jetzt dort in diesen Tumult zu begeben, empfand selbst sie als zu tollkühn. Sie trug Actons Knochen bei sich, und die durfte sie nicht aufs Spiel setzen.
    Die verzweifelten Turviter hatten die Schiffe schon fast
gestürmt, als von der Spitze des Hügels ein lautes Hornsignal ertönte.
    »Die Geister greifen an!«, sagte Baluch.
    Die beiden rannten zurück zu der Kuppe und sahen gerade noch, wie sich die Geister verwirrt zurückzogen und dabei vor der Absperrung einen Berg mit dunkelhaarigen Leichen zurückließen.
    »Wieder Tote«, stellte Bramble fest.
    »Und wenn wir unsere Arbeit nicht machen, wird es noch mehr geben«, sagte Baluch.

Saker
    Entsetzt rief er seine Leute zurück, und noch während sie zu ihm kamen, starben sie, fielen zu Boden, von Speeren oder Pfeilen durchbohrt. Manche schrien, sich im Staub der Straße wälzend, während ihr Blut sie selbst und ihre Kameraden bedeckte.
    Blut.
    Er roch Blut, vermischt mit dem Gestank von aufgerissenen Gedärmen.
    Blut und Erinnerung.
    »Erwachet!«, rief er, all seinen Kummer und Schrecken in den Ruf legend. »Erwachet, Waffenbrüder! Oak und Ber, Eldwin und Fox, erwachet! Wir streben Gerechtigkeit für euch an, meine Freunde. Erwachet!« Er rief und rief, so lange wie ihr Blut floss.
    Dieser Zauberspruch war leichter als alle anderen, da er von seinem Schmerz befeuert, von seinem Leid verstärkt wurde.
    Noch im Tod erhoben sich die Geister wieder, einer nach dem anderen, formten sich neu, ihre Waffen nach wie vor in den Händen haltend. Verwirrung entstand keine, denn sie wussten, was geschehen war, hatten seinen Ruf noch im Sterben vernommen. Kaum hatten sie sich gebildet, bewegten sie sich zielstrebig und versammelten sich bei den anderen; sie waren der neuste Teil seiner Armee, der wertvollste.

    Als er begonnen hatte, den Zauberspruch zu sprechen, war Zel keuchend an seiner Seite erschienen, und sie unterstützte ihn nun, als der Zauberspruch sich dem Ende zuneigte, als seine Beine nachzugeben drohten und ihm der Kopf schwirrte. Sie war tapfer; er dankte den Göttern dafür, dass sie noch am Leben war.
    Erneut wandte sich Saker den Geistern zu und flüsterte: »Unternehmt einen neuen Versuch an der Barriere.«
    Owl und sein Vater wirkten skeptisch, doch sie marschierten trotzdem los. Die größere Gruppe stürmte auf die Straße und strömte in die Höfe zu beiden Seiten. Als sie der Barrikade näher kamen, spürte Saker den Bann erneut. Wie beim letzten Mal wuchs seine Stärke an, je näher ihm seine Armee kam. Doch jetzt, dieses Mal, reichte er fast nicht mehr aus. Saker schloss die Augen, damit er ihn besser wahrnehmen konnte. Der Bann reichte nur ganz knapp aus, da nun eine größere Anzahl von Geistern versuchte, ihn zu brechen.
    Saker öffnete die Augen. Sein Vater wirkte wütend und stürmte zu ihm zurück, sein Schwert dabei schwingend. Owl folgte ihm, genauso aufgebracht, und auch die anderen schlossen sich ihnen enttäuscht und frustriert an.
    »Fast hätten wir es geschafft«, sagte Saker zu ihnen. »Mit den neuen Geistern waren wir fast genügend, um den Bann zu brechen. Ich muss nachdenken. Ich muss an einen ruhigen Ort, wo ich nachdenken kann.«
    »Oben auf der Landspitze«, sagte Zel und deutete in eine Richtung. »Dort oben ist es ruhig.«
    Sie hatte Recht. Die Landspitze war menschenleer.
    Dort oben waren die Wagen nutzlos. Er ließ sie mit den wenigen lebenden Verbündeten im Hof eines Gasthauses auf halbem Weg an dem Hügel zurück. Zel organisierte Wachen, Schichtwechsel und Dienstpläne; so jemanden wie sie hatte
er gebraucht. Dann gingen sie gemeinsam die felsige Landspitze in der Nähe des Flusses hinauf, während die Geister langsam folgten. Sein

Weitere Kostenlose Bücher