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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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zu töten. Er hatte alles aufgegeben, damit er sie nicht ermorden musste. Er konnte Doronit nur in äußerster Not getötet haben.
    »Bestimmt hattest du gute Gründe dafür«, sagte Martine sanft. Ashs Schultern entspannten sich.
    Safred wandte sich ihm zu. »Es wird Zeit, dass wir uns mit dem Zauberer treffen.«

Saker
    Die Windgeister kreisten über der See, so als warteten sie auf etwas. Saker beobachtete sie voller Unbehagen. Sie hatten gesagt, sie könnten Turvite nicht nahe kommen. Wieso waren sie dann jetzt aufgetaucht? Mit einem flauen Gefühl im Magen erinnerte er sich an seinen Eindruck, mit dem Herbeirufen der Geister einen anderen Zauber abgeschwächt zu haben.
    Doch die Windgeister befanden sich weit draußen vor der Küste, etwa eine Wegmeile entfernt, sodass er sich nicht jetzt darüber den Kopf zerbrechen musste. Es war Zeit, sich den neuen Geistern zuzuwenden. Es waren so viele, so unterschiedliche. Nun wusste er, dass auch bei den Leuten, bei denen man am wenigsten damit rechnete, Wandererblut in den Adern floss. Dennoch erschienen ihm manche dieser Neuankömmlinge sonderbar. Eine wunderschöne, zeitgenössisch gekleidete Frau schaute sich mit abwägenden Augen um. Dann war da eine knochige alte Frau in Fellhäuten. Sie hatte gelacht und sich geweigert, das Blut zu trinken, woraufhin Owl es ihr einfach über das Gesicht geschmiert hatte. Ob sich die beiden kannten?
    Danach hatte Owl einen Lappen in Blut getränkt und kurzerhand Blut auf die Wangen eines jeden neuen Geistes getupft. Das war wesentlich effektiver; das Opfer war dabei nicht einmal gestorben.

    Es waren so viele. Es war sogar einer unter ihnen, der gar nicht recht menschlich wirkte und schwer zu erkennen war, außer aus Sakers Augenwinkeln heraus. Er bewegte sich eher wie eine Katze statt wie ein Mensch und trug Habichtfedern im Haar.
    Saker spürte, dass der Bann immer noch wirkte – noch war der letzte der Geister nicht zu ihm gestoßen.
    Er stellte sich auf eine Erhebung und klatschte in die Hände, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Welche Sprache sollte er benutzen? Die alte oder die neue? Er beschloss, mit der alten zu beginnen und dann das Gesagte in der neuen zu wiederholen.
    Die Geister versammelten sich um ihn. Es waren so viele frühzeitig Verstorbene darunter, dass ihm das Herz schwer wurde. Er suchte die Worte, die er benötigte, in der alten Sprache und setzte sie dann vor seinem geistigen Auge zusammen, bevor er sie aussprach. Er konnte nicht länger warten.
    »Willkommen!«, rief er. »Ich habe euch gerufen, damit wir uns das Land zurückholen, das uns gestohlen wurde.«
    Einige Geister nickten und klatschten in die Hände, doch andere blickten ausdruckslos drein. Die alte Frau in Tierfellen schüttelte bestürzt den Kopf. Er verstand es nicht, fuhr jedoch fort.
    »Die Eindringlinge haben Angst vor uns, weil wir sie besiegen können. Wir werden die Stadt angreifen« – er machte eine ausladende Bewegung in Richtung Turvite – »und uns zurückholen, was einmal unser war.«
    Als er die Worte in seiner eigenen Sprache wiederholte, musste er zu seinem Erstaunen feststellen, dass einige der Geister ihm mit der Faust drohten oder sich von ihm abwandten. Sein Vater und Owl schienen von der Unstimmigkeit genauso verblüfft zu sein wie er selbst.

    Zel trat hinter ihn. »Nicht alle von ihnen sind Wanderer, Saker«, sagte sie. »Sie zum Beispiel.« Zel wies auf eine junge Frau, die in der gegenwärtigen Mode gekleidet war, nicht wie eine Offizierstochter, aber doch besser als die meisten anderen. In der Brust der Frau steckte ein Pfeil, und sie betete kniend. »Sie ist eine von Actons Leuten, das steht fest.«
    Er erkannte die Frau. Es war die junge Zofe, die Zofe der Frau des Kriegsherrn aus Sendat. Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. Nach Brüdern und Schwestern hatte er gerufen, nach denen, die im Zuge der Invasion vorzeitig den Tod gefunden hatten.
    »Dein Zauberspruch war breit angelegt«, fuhr Zel fort. »Offenbar hat er alle herbeigerufen, die wegen der Invasion gestorben sind. Darunter sind jetzt auch diejenigen, die du getötet hast.«
    Saker suchte die Menge genauer ab und erkannte die große rothaarige Frau aus Carlion, die sich Owl vor die Axt geworfen hatte, als dieser zuschlug. Sie war vom alten Blut gewesen, hatte aber neben ihrem Mann gestanden, den sie hatte schützen wollen und der zu Actons Leuten gehörte. Dann erkannte Saker einige ehemalige Bewohner von Sendat wieder. Viele waren es nicht,

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