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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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stellen wir es von hier aus wieder her, bis zurück aufs Land«, erklärte Ash. Er streckte die Hand aus, und Saker schlug zögernd ein.
    Durch das Steinedeuten war er es gewohnt, jemandem die Hand zu geben, aber das hier war etwas anderes. Das hier besiegelte eine Art Kameradschaft, etwas, das er bislang nicht gekannt hatte. Noch nie zuvor hatte er mit einem Ebenbürtigen einen Zauber erwirkt. Nur als Freites Sklave.
    Martine nahm Ashs andere Hand, und Safred vervollständigte den Kreis. Sie begann zu singen: »Geist der Luft, komme nicht in mein Land …«
    Saker zuckte zusammen und hätte fast Ashs Hand losgelassen. Der Klang der Stimme war unerträglich, so wie die, mit der sein Vater gesprochen hatte. Es war eine Stimme der Macht.
    »Geist des Feuers, komme nicht in mein Land«, sang Martine. Zum Glück klang ihre Stimme menschlich.
    »Geist des Wassers, komme nicht in mein Land«, sang Ash, ebenfalls mit der Stimme der Toten.

    Im Vergleich zu diesem jungen Mann kam Saker sich schwach vor. Ash war nicht bloß ein Zauberer, sondern auch jemand, der die Toten zum Sprechen bringen konnte und mit ihrer Stimme sprach.
    Ash drückte ihm die Hand, und Saker räusperte sich. Die fünf Noten sperrten sich irgendwie, als passten sie nicht recht zu dem Zauber, sodass er sich darauf konzentrieren musste, Worte und Noten zu vereinen. »Geist der Erde, komme nicht in mein Land«, sang er, wohl wissend, dass sich seine Stimme im Vergleich zu den ihren schwach anhörte.
    Sie schlossen die Augen, und da war er, der tief in der Erde ruhende Zauber des Abkommens, aus der Erde selbst gewebt, wie es schien, mit verschiedenen, aber dicht miteinander verwobenen Schichten.
    Ash drückte erneut Sakers Hand, woraufhin dieser all seine Kräfte sammelte und das Lied in die tiefsten Risse in der untersten Schicht lenkte. Er spürte, dass Ash ihm bis in die dritte Schicht folgte, und er sandte sein Lied in die sich verbreiternden Spalten. Er nahm wahr, dass Martine und Safred das Gleiche in ihren Ebenen taten. Es war schwierig, viel schwieriger als die Toten zu erwecken, doch waren dort tief unten keine Geister, die von jenseits der Höhle zischten und ihn damit ablenkten. Einen Zauber mit anderen gemeinsam zu bewerkstelligen … in der Gesellschaft von Menschen zu sein, die wie er waren, Macht dazu einzusetzen, um etwas aufzubauen und zu verstärken, das war etwas Neues, und es erfüllte ihn mit Freude.
    Saker hatte kein Gefühl dafür, wie die Zeit verging, nur für seine ständig wachsende Ermüdung. Die Schicht, die sie ihm überlassen hatten, war die am meisten geschädigte. Ein Teil von ihm störte sich daran, doch der Teil, den Freite ausgebildet hatte, erkannte, dass die anderen nicht dafür geeignet waren – nicht auf die richtige Art und Weise stark genug
-, um das Gefüge der Erde in den Zauber zu knüpfen. Jeder der anderen, das spürte er, war mit etwas anderem verbunden, etwas, das größer war als er selbst. Als seine seherischen Fähigkeiten Martine wahrnahmen, war sie von einem Feuerkranz umgeben; Ashs Zauberlied wurde umrankt von einer Melodie aus fließendem Wasser; Safred, von der eine seltsam leere Ausstrahlung ausging, war ein Gefäß, ein Pfad für die Macht der Götter. Die Götter waren hier, durch sie, und Saker begriff, dass sie das Abkommen überhaupt erst initiiert hatten, ihre Kraft in den ersten Zauber des Abkommens hatten fließen lassen, so wie sie in diesem Moment Safred Stärke gaben. Aber dieses Mal schickten die Götter nicht ihre ganze Kraft. Ihre Aufmerksamkeit lag woanders.
    Die vier sandten ihr Lied über das Abkommen bis an die Ränder der Domänen. Sie sangen, bis ihre Stimmen heiser wurden, bis keiner mehr von irgendwoher Kraft beziehen konnte, und die Spalten schlossen sich allmählich, bis die Welt wieder eins war.
    Endlich, endlich ließ Ash seine Hand los, und Saker öffnete die Augen.

Martine
    Die Windgeister verschwanden, flohen hinaus auf das Meer wie von einem Sturm getriebene Wolkenfetzen. Das Wasser des Bachs war nun wieder klar. Die Feuergeister waren vom Hafen als Ball wie eine zweite Sonne aufgestiegen und mittlerweile verschwunden. Der Erdboden unter ihren Füßen bebte nicht mehr.
    Sie waren in Sicherheit.
    Martine ließ Ashs Hand los und blieb noch einen Moment bei ihm stehen, in das Hier und Jetzt zurückkehrend. Auch Saker stand benommen da, die Hände an den Seiten. Er wirkte jünger als zuvor, viel schwächer, und er schwankte vor Erschöpfung. Safred sah einfach nur blass

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