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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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würgen.
    Acton trat langsam zurück, woraufhin Alder aufstand. Er hatte die Schultern eingezogen und wirkte vorsichtig. Er war ängstlich.
    Ängstlich. Noch nie hatte Saker seinen Vater ängstlich erlebt. Allerdings hatte er auch noch nie jemanden gesehen, der stämmiger gebaut war als sein Vater. Oder kampferprobter – obwohl Alder, wenn er darüber nachdachte, nie gekämpft hatte, außer als Geist, als er nicht verletzt werden konnte. Seine Körpergröße brachte es mit sich, dass er nur zu drohen brauchte. Und im Drohen war er gut.
    Saker starrte seinen Vater an, als sehe er ihn zum ersten Mal. Er sah die Furcht in seinen Augen, sah seine unterwürfig gebeugten Schultern. Nun erinnerte er sich wieder an
Martine. Sie war die junge Frau, die sein Vater so schlimm verprügelt hatte, dass ihre ganze Familie sich fortan weigerte, mit Alder zu reden. Sein Vater war ein Held, wenn es darum ging, Frauen zu schlagen. Ein Feigling, wenn er vor einem Stärkeren stand. Ein Tyrann.
    Sein Herz schlug langsam, während er sich nach Zel umschaute. Ihre klaren Augen würden ihm dabei helfen, dies alles hier zu verstehen. Sie stand neben ihrem Bruder, starrte jedoch wie versteinert Thegan an. Das war noch etwas, das sie miteinander teilten, dachte Saker. Thegan hatte ihrer beider Familien umgebracht.
    Thegan verbeugte sich mit weit aufgerissenen Augen vor Acton. »Zum Dank, mein Lord«, sagte er. Das ist der Beweis, dachte Saker. Der Eindringling wird den Mörder in die Arme schließen und ihn lobpreisen. Acton taxierte ihn. Jeder einzelne Kriegsherr, jeder Offizier eines Kriegsherrn, jeder Bedienstete und jedes Ratsmitglied wartete auf seine Reaktion.
    Acton tat so, als spucke er Thegan vor die Füße, und trat dann beiseite.
    Thegan erbleichte.
    »Sprich«, sagte Ash mit einiger Genugtuung zu Acton.
    Doch Acton ignorierte Thegan und wandte sich stattdessen Alder und Saker zu. »Die Toten sollten nicht die Lebenden töten«, sagte er.
    »Wer hat sie gehört?«, fragte Safred, während sie sich von Sorn stützen ließ. »Wer hat das Weinen von jenseits des Todes noch gehört?«
    Martine hob die Hand, Ash und Bramble ebenfalls. Schließlich hob auch Saker die Hand, und dann folgten andere in der Menge der Geister seinem Beispiel. Viele waren es allerdings nicht, vielleicht einer von hundert. Saker rief sich die anderen Male in Erinnerung, als er dieses Geräusch
gehört hatte, nämlich als er die Geister erweckt hatte. Begonnen hatte es nach der ersten Schlacht bei Spritford, ging ihm auf. Nachdem die Toten zum ersten Mal die Lebenden getötet hatten.
    Er hatte geglaubt, es seien die Geister derer, die er getötet hatte, die nach Rache schrien. Aber … hier waren sie nun. Er hatte sie alle erweckt, und sie standen vor ihm. Wer schrie dann also so herzzerreißend? Wer rief von jenseits der Grabhöhlen?
    Das letzte Sonnenlicht schwand, und ihnen blieb nur noch das graue Licht der Abenddämmerung.
    Safred brach das Schweigen, als sie Martine und Ash ansprach. »Ich denke, darum kümmern wir uns später«, sagte sie.
    Safred wandte sich Acton zu. »Acton ist hier, um Wiedergutmachung zu leisten«, verkündete sie. »Genau wie bei einem Wiedergang. Um die Fehler anzuerkennen, die in seinem Namen begangen wurden, und um sein Bedauern ob dieser Fehler auszusprechen.«
    Unter den Geistern wurde Gemurmel laut. Dann begann einer von ihnen als Zeichen der Zustimmung sanft mit den Füßen zu stampfen. Sofort nahmen die anderen Geister auf beiden Seiten es auf, sodass sie bald von einem dröhnenden Geräusch umgeben waren, bei dem so viele Geister gemeinsam auf den Boden traten, dass ihr rhythmisches Auftreten die Erde beben ließ.
    »Wartet!«, rief Saker. Er riss die Hände in die Höhe, damit sie Ruhe geben würden. Allmählich verklang das Stampfen. »Ja!«, sagte er. »Der Kriegsherr sollte anerkennen, was geschehen ist. Aber ich habe gehandelt, um die Zukunft eurer Nachfahren zu sichern. Noch steht nicht fest, wo ihr Platz sein wird.«
    »Sie sind in der Last Domain willkommen«, bot Arvid an.

    Saker nickte ihm zu. Dann fragte er in Richtung der Geister: »Wollt ihr, dass eure Nachfahren in der Last Domain leben, in Sicherheit?«
    Viele Geister stampften erneut mit den Füßen auf. Zel jedoch trat erbost vor. »Nein! Das bedeutet, dass sie letzten Endes gesiegt haben. Sie sind uns vollkommen losgeworden!« Sie wandte sich Saker zu. »Kannst du keinen neuen Zauber machen?« Sie wies auf die Kriegsherren. »Dass sie die Gesetze ändern

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