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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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dann erstaunliche Dinge von den weißen Männern. Zuweilen wurde er mit seinem Vater Mattotaupa zusammen zu dem Geheimnismann gerufen, um auch diesen auf das genaueste über die weißen Männer zu unterrichten. Seine Kenntnisse waren also wichtig; daran gab es keinen Zweifel. Sitopanaki hätte gern auch über die Dakota genaueres erfahren. Aber darüber sprach Harka nie, und Stark wie ein Hirsch fragte ihn auch nicht danach.
    Gegen Mittag beendeten die Knaben ihre Spiele und brachten die Mustangs zur Herde beim Zeltlager. Stark wie ein Hirsch und Harka legten sich zusammen auf einen Hügel ins Gras, ließen sich die Sonne auf den Rücken scheinen und träumten mit offenen Augen vor sich hin. Harka hatte sich einen Grashalm gepflückt, nahm ihn in den linken Mundwinkel und wippte damit wie mit einer Pfeife. Es war etwa eine Viertelstunde vergangen, als er das erste Wort sprach.
    »Fangt ihr auch wieder einmal Pferde?«
    »Wir haben genug.«
    Es trat wiederum Schweigen ein.
    Nach einer weiteren Viertelstunde sagte Stark wie ein Hirsch: »Wenn eine Herde mit besonders guten Tieren kommt, fangen wir vielleicht noch einige.«
    »Mein Vater Mattotaupa und ich, wir brauchen noch Pferde. Eines für jeden ist zuwenig.«
    »Ja. Wie fangt ihr Pferde?«
    »Wir fangen sie mit dem Lasso.«
    »Wir bauen einen Korral und jagen alle hinein. Dann fangen wir uns die besten mit dem Lasso heraus. Die anderen lassen wir wieder laufen.«
    »Einen Korral könnt ihr nur bei den Wäldern bauen.«
    »Ja.«
    Die Knaben überlegten im stillen weiter. Sie konnten von ihren erhöhten Plätzen aus sowohl die Prärie als auch das Zeltlager überschauen. Eben kamen Brennendes Wasser und Mattotaupa zusammen aus dem Häuptlingszelt heraus. Sie hatten wohl irgend etwas miteinander besprochen. Harka wußte, was sein Vater mit dem Häuptling beraten hatte. Mattotaupa wollte ausreiten, um sich an Tashunka- witko für dessen beleidigende Worte zu rächen, und er wollte Harkas Schwester Uinonah aus den Zelten am Pferdebach weg zu den Siksikau holen. Mattotaupa hatte auch noch einen zweiten, jüngeren Sohn. Aber von diesem sprach weder er, noch sprach Harka je von ihm, denn beide glaubten, daß der jüngere Sohn und Bruder die Zelte der Bärenbande am Pferdebach nicht würde verlassen wollen.
    Harka und Stark wie ein Hirsch blieben noch eine gute Stunde auf dem Hügel liegen. Sie hatten sich den Vormittag über genug angestrengt. Auf einmal entdeckten sie westwärts in weiter Ferne etwas, was ihre Aufmerksamkeit erregte. Noch war dieses Etwas für das Auge nicht größer als eine Tannennadel, aber die beiden Knaben riefen schon fast gleichzeitig: »Reiter!« Sofort ließ Stark wie ein Hirsch zu den Zelten hin einen Warnruf hören, und gleich darauf waren Brennendes Wasser, Mattotaupa und Kluge Schlange schon auf dem Hügel.
    »Zwei Reiter mit zwei ledigen Pferden und viel Gepäck!« sagte Harka auf den fragenden Blick seines Vaters hin.
    »Thomas und Theo?« meinte Stark wie ein Hirsch.
    Brennendes Wasser stimmte dieser Vermutung zu. »Reitet ihnen entgegen!« forderte er die Jungen auf.
    Die beiden sprangen sofort auf und zur Pferdeherde hin, um sich ihre Mustangs zu holen. Stark wie ein Hirsch nahm sich ein frisches Pferd, und er hatte nicht vergessen, was Harka auf dem Hügel vor einer Stunde zu ihm gesagt hatte. Er winkte dem Freunde ab, als dieser sich seinen ermüdeten Grauschimmel holen wollte, und gab ihm wieder den Schecken, den Harka auf der Suche nach Dunklem Rauch geritten hatte. Harka nahm die Leihgabe ohne weiteres an, und die beiden Jungen galoppierten zusammen in die westlich gelegene Grassteppe hinaus. In der Vorfreude auf das Wiedersehen mit den bärtigen Zwillingen lachten sie beide schon in sich hinein.
    Die Fallensteller ritten im Sattel und ließen ihre Pferde traben. Da die Jungen ihnen im Galopp entgegenkamen, schwand die dazwischenliegende Strecke schnell dahin. Die beiden Gruppen kamen in Hörweite.
    »He-ho!« rief Stark wie ein Hirsch, »Hi-jeh!« rief Harka.
    Schon traf man zusammen. Die beiden Fallensteller hatten ihre Tiere angehalten, und die Knaben stoppten jetzt auch und ließen ihre Mustangs zur Begrüßung steigen.
    »Kinder, Jungs, da seid ihr ja!« Thomas war voller Freude.
    »Das nenne ich mir aufgepaßt! Theo, nimm dir ein Beispiel! Auch wenn man jung ist, kann man schon wachsam sein!«
    »So ist es, mein älterer und weiser Bruder«, antwortete Theo schmunzelnd.
    Die beiden Fallensteller trieben ihre Tiere wieder an.

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