Die Höhle in den Schwarzen Bergen
Die Knaben nahmen die Packtiere, die die Biberfallen und zwei Bündel Biberfelle trugen.
»Warum hast du die Fallen nicht ins Wasser geworfen?« fragte Harka Thomas während des Rittes. »Du wolltest das tun. So hast du uns gesagt.«
»Hab’ mir das anders überlegt, Junge. Ich war mein Lebtag rechtschaffen, und wenn die Pelzkompanie mich betrügt, will ich ihr doch nicht mit gleicher Münze heimzahlen. Ehrlich währt am längsten. Das heißt, damit kommt man immer noch am besten durch, aber es dauert auf diesem Wege auch am längsten, bis man reich wird. Vielleicht wird man’s auf dem Wege nie. Wie dem auch sei, Junge! Wir schaffen die Fallen zur nächsten Handelsstation, die Biberfelle auch, so sind wir unsere Schulden los und werden frei! Dann reiten wir zu Adam Adamson und helfen ihm auf seiner Farm. Im Sommer kann er uns brauchen, und im Winter wird er uns nicht wegjagen! Der Theo meint das auch. Wir hatten sehr guten Fang, den Moment müssen wir benutzen, um die Schulden abzuzahlen!«
»Du verschenkst alle diese Felle?« fragte Harka.
»Sozusagen, beinahe, mein Junge. Ja, die weißen Männer sind Gauner oder Esel, manchmal auch beides. Daran läßt sich nicht rütteln. Halte dich fern von ihnen und genieße dein Leben in der Prärie! Und gebt mir jetzt das Packpferd wieder her. Ihr kriegt ja Läuse, ihr Jungen, wenn ihr so langsam reiten müßt. Galoppiert voraus und macht Quartier für uns! Das letztemal haben wir bei Kluge Schlange gewohnt. War wie im Paradies!«
Die Knaben ließen sich nicht zweimal sagen, daß sie vorausreiten sollten. Im Nu hatten sie die Zügel der Packpferde wieder abgegeben und galoppierten zu den Zelten, um die Ankunft der bärtigen Zwillinge vorzubereiten. Inzwischen gingen die Häuptlinge und Krieger von dem Hügel wieder zu dem Zeltlager zurück und besprachen dabei miteinander, wie und wo sie die beiden bärtigen Männer bei sich aufnehmen wollten. Die Siksikau zweifelten nicht daran, daß Thomas und Theo ihre Gastfreundschaft in Anspruch nehmen würden.
»Laßt sie in meinem Zelte wohnen!« schlug Mattotaupa vor. »Wenn ich ausreite, um mich zu rächen und meine Tochter zu mir zu holen, so will ich zuerst zu einer Handelsstation reiten, um mir noch Munition und vielleicht auch für meinen Sohn eine neue Büchse zu kaufen. Thomas und Theo könnten mir dabei behilflich sein.«
»Es sei, wie du wünschst!« entschied Brennendes Wasser.
Als die Männer zum Zeltdorf zurückkamen, dauerte es nicht mehr lange, bis die beiden Knaben herangaloppierten und von ihrem Zusammentreffen mit den Zwillingen berichteten.
»Wenn Thomas und Theo leben möchten wie in den ewigen Jagdgründen«, meinte Mattotaupa lächelnd, »so sollen sie auch in unserem Zelt essen und schlafen, soviel sie wollen, und ich will an Gastgeschenken für sie nicht sparen!«
Harka Nachtauge Bärenjäger freute sich sehr, daß er die beiden lustigen und rechtschaffenen Gesellen in das Zelt des Vaters geleiten konnte. Die Schwarzfußfrau hatte bereits das Feuer angefacht und Büffellenden an den Spieß gesteckt, als die Gäste kamen. Mattotaupa und Harka wußten, daß weiße Männer mehrmals am Tag zu essen liebten. Sie hatten mit der Vorbereitung der Mahlzeit auch das Rechte getroffen.
»Welch angenehme Düfte steigen mir in die Nase!« sagte Thomas anerkennend und ließ sich mit Theo zusammen am Zeltfeuer nieder. Die Schwarzfußfrau zog sich zu Harka zurück, und Mattotaupa bediente die Gäste selbst, wie es die Höflichkeit gebot.
»Theo!« rief Thomas. »Schnüffle, schnüffle! Das ist die zarte Lende einer jungen Kuh, wie sie eigens zum Ergötzen unserer hungrigen und sachverständigen Mägen auf den Wiesen dieses herrlichen Landes hier herangewachsen ist. Du hast ihr selbst deinen Pfeil ins Herz gebohrt, Häuptling?«
»Nicht ich. Mein Sohn Harka Büffelpfeilversender.«
»Der Junge? Der Junge?! Und dann muß er dahinten sitzen und zusehen, wie wir als echte Aasgeier seine Beute auffressen? Häuptling Topotaupa, das ist eine schlechte Sitte! Gestatte mir, daß ich deinen Sohn zu uns heranrufe!«
»Wie du es wünschst, mein weißer Bruder.«
»Also komm, Junge!«
Harka stand zögernd auf, und erst als auch der Vater ihm mit den Augen winkte, heranzukommen, setzte er sich bescheiden zu den Männern ans Feuer.
»Der Tausendsassa, der meine Flinte geklaut hat!« rief Thomas.
»Du verdientest, eine zu besitzen, Junge!«
»Ich besaß eine doppelläufige Büchse«, sagte Harka.
»Du besaßest? Wo ist sie
Weitere Kostenlose Bücher