Die Höhle in den Schwarzen Bergen
denn geblieben? Junge, Junge, so was läßt man doch nicht aus den Händen. Hat sie dir auch einer geklaut?«
»Ja … ja.«
»Weißt du, wer der Verbrecher war?«
»Tashunka- witko.«
»Der … ohoho! Dann allerdings. Ganz gefährliche Figur! Dann hast du deine Büchse allerdings mal gesehen … und siehst sie nie wieder! Dem Tatzunka nimmt sie der Teufel selbst nicht mehr ab.«
»Mein Sohn wird diese Büchse zurückerhalten«, bemerkte Mattotaupa.
»Dein Wort in Ehren, Häuptling. Aber wenn ich dir einen guten Rat geben darf … Entschuldige mal; Theo, so geht das nicht. Ich rede hier für zwei, und du frißt inzwischen für drei. Gestatte das dicke Ende hier geht noch in meinen Magen. Wenn ich auch eine Stunde älter bin als du, so sind meine Gedärme doch noch nicht altersschwach und vertragen gute Kost so gut wie deine! … Entschuldige, Häuptling Topotaupa, aber das mußte wirklich mal gesagt werden, denn wer soll den Theo noch erziehen, wenn nicht ich? Jeder andere hält ihn doch für einen bereits erwachsenen Menschen. Das ist ein Irrtum. Theo!«
»Ja?«
»Du ißt ja schon wieder!«
»Aber sicher. Die Lende ist unbezahlbar. Köstlich.«
»Du hast keinen Sinn für das Höhere! Hier geht es um ganz andere Dinge, um eine doppelläufige Flinte, um zwei Häuptlinge und du frißt wie ein hungriger Kojot!«
»Ja.« Theo blieb einsilbig wie ein Indianer. Harka und sein Vater lächelten verstohlen.
»Also bleib bei deinem Leisten, das heißt bei deiner Lende!« schwatzte Thomas unbeschwert weiter. »Ich geb’ es auf, die höheren Interessen in dir zu wecken. Aber was ich sagen wollte, Häuptling Topotaupa, überleg dir das, ehe du Tatzunka an den Kragen gehst. Laß ihm lieber die Büchse, und wir versuchen, deinem Sohn eine neue zu verschaffen. Auf der Handelsstation führen sie solch ein Zeug, teuer allerdings, sehr teuer! Die Händler sind alle Halunken, sogar die ehrlichen!«
»Wo ist die Station?«
»Fünf Tagesritte von hier, im Osten.«
»Ihr reitet dorthin?«
»Auf dem kürzesten Weg. Wir wollen dort die Fallen und die Felle abliefern. Fallen, Fallen, Häuptling! Manchmal überlegt man sich, wer hier in die Falle gegangen ist, die Biber oder wir! Wolltest du was sagen, Junge?«
»Sowohl als auch.«
»Nagel auf den Kopf getroffen! Alle sitzen wir in der Falle, sowohl die schlauen Biber als auch wir beide, genannt Th & Th. Also weg mit den Fallen, weg! Willst du nicht mit uns kommen, Häuptling Topotaupa, und dir die Station besehen?«
»Ich werde mit euch reiten.«
»Und der Junge? Der Bengel ist mein Liebling, seitdem er meine Flinte geklaut hat! Vielleicht kann ich ihm auf der Station eine gute andere dafür aussuchen!«
»Vielleicht. Harka soll mich auf meinem weiten Ritt nicht begleiten. Ich werde mich allein an Tashunka-witko rächen, und ich werde allein meine Tochter in unser Zelt hierherholen. So habe ich es mit dem Häuptling Brennendes Wasser besprochen, hau! Aber bis zu der Handelsstation will nicht nur ich euch begleiten; auch Kluge Schlange kommt mit, und mit diesem kann Harka dann wieder zu den Zelten hier zurückreiten.«
»Ausgezeichneter Gedanke! Wir werden schon morgen aufbrechen?«
»Das ist auch mein Wunsch!«
»Gut, gut! Harry kommt also bis zur Station mit. Wer mit einer Flinte umzugehen weiß, soll sie sich auch selbst aussuchen!«
Damit war das Wesentliche besprochen.
Als es Abend wurde, kamen noch mehr Gäste in Mattotaupas Zelt, Häuptling Brennendes Wasser, Kluge Schlange, Krumm gehender Wolf, auch Dunkler Rauch, dessen gebrochenes Bein wieder geheilt war, und endlich der Zaubermann. Über die ernsten Vorhaben wurde jedoch nicht mehr gesprochen. Dazu war bereits alles Nötige gesagt, und es brauchte nichts wiederholt zu werden. Die Männer unterhielten sich über Jagdgeschichten, lachten auch miteinander, und Harka fühlte sich um Jahre zurückversetzt in die heimischen Zelte, wo sein Vater als Kriegshäuptling und großer Jäger fast täglich Gäste bei sich bewirtet hatte.
Nach dem Essen kam Stark wie ein Hirsch zu Harka, und die beiden Jungen saßen zusammen und hörten dem Gespräch der Krieger zu, das durch den gutmütigen Thomas noch mehr belebt wurde. Es tat Stark wie ein Hirsch leid, daß er nicht mit Harka zu der Handelsstation reiten durfte, aber er freute sich schon im voraus auf Harkas Rückkehr und darauf, was dieser alles zu berichten haben würde.
Die Männer dehnten ihr Zusammensein nicht allzulange aus. Als sie alle
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