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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Anblick drohte in schönen Feldern, fuhr mit einer Lokomotive vorbei, trieb ihn unbarmherzig in den Wahnsinn. Er prägte sich seiner Seele ein und hatte sie bald in seiner Gewalt.
    „Nun leg ich mich zur guten Nacht. Der Herr geb’ auf meine Seele acht“, flüsterte er. „Wenn ich sterbe vor dem Erwachen, möge der Herr meine Seele zu sich nehmen.“ Er wiederholte dies in einem Singsang, den er eigens dafür gelernt hatte, und versuchte, das Entsetzen zu verdrängen, damit er endlich einschlafen konnte. Aber er konnte es nicht verdrängen, und jedes Flackern der Lampe brachte es näher, bis er glaubte, es berühre seine kalten Zehen, dort unten, wo er nicht mehr hinsehen konnte. Allerdings wäre ein Gefühl dem Auge sowieso nicht sichtbar geworden. Wie sehr sehnte er sich den Tag herbei, an dem es verschwunden sein würde!
    Doch zwischen ihm und diesem Tag drohte die Düsternis der Nacht und zwang ihm ihre Folter auf. Morgen – aber dies war das Morgen, und daher gab es kein Entrinnen. Das Morgen dieser Nacht würde nur die Wiederholung bringen. Ohne Ausweg war er daran gebunden, denn der Schrecken war aus der Vergangenheit geboren und bestimmte die Zukunft. Einer plötzlichen Eingebung folgend, veränderte er sein Gebet: „Möge ich einschlafen und nie wieder aufwachen“, sagte er, und dann schlief er ein.
    „Und das haben Sie also verdrängt“, sagte Satan, während Bruder Paul schweißgebadet in dampfendem Urin lag, die Augen aufgerissen, mit zuckenden Händen. „Sie haben sich in Ihrer Jugend an alles angepaßt, außer an dieses Ereignis. Sie konnten es weder erklären noch akzeptieren. Sie haben es vorgezogen, diesen gesamten Bereich Ihres Lebens auszublenden; das war Ihr einzig gangbarer Weg, wenn man Ihre damaligen Möglichkeiten und Bedürfnisse in Betracht zieht. Doch es hat Sie natürlich nicht verlassen. Es blieb als unbewußter Motivationsstrang da. Die Fünf Großen Kräfte Ihres Lebens: Feuer, Wasser, Luft, Erde und Geist – durch die Karten des Tarot wieder herbeigerufen. Das Feuer des brennenden Holzes, das vorübergehenden Schutz vor der Kälte darstellte; das Wasser des nassen Bettes, während Sie unter Durst litten; die Luft der Gewalt in Form von Mrs. Kurry, der Hunde und dem unsichtbaren Ungeheuer, ganz zu schweigen von dem Gas in Ihrem Bauch, das Ihnen mehr oder minder Schmerzen bereitete; die Erde der aufgelösten Selbstachtung, das neurotische Zucken, mangelnder sozialer Status und der Geist, der über allem herrschte: Angst.“
    „Angst“, wiederholte Bruder Paul mit schwacher Stimme.
    „Aber Sie hatten eine Menge unterdrückter Talente, denn Kunst ist ebenfalls ein Teil des Geistes“, fuhr Satan fort. „Sie hätten Bildhauer werden können, doch die Sache mit dem Seifenstück hat es unterdrückt. Sie hätten es mit der Musik versuchen können, doch Ihre Eltern haben verhindert, daß Sie in Gesellschaft anderer singen. Sie hatten eine beträchtliche künstlerische Begabung und hätten Maler werden können – doch Ihre Lehrerin hielt Ihre Zeichnungen für Kritzeleien. So hat man Ihnen eine mögliche Erhöhung des Selbstwerts und Flucht aus dem Nichts über den Weg des kreativen Ausdrucks verwehrt, und am Ende hatten Sie alles abgeschrieben.“
    Bruder Paul widersprach nicht.
    Satan schüttelte den Kopf. „Das ist ein zäher Brocken! Ich hatte bei Ihnen sexuelle oder rassistische Sünden vermutet, wenn man sich Ihren Background ansieht, aber Angst ist nach konventionellen Mustern keine Sünde. Feigheit ist da etwas anderes – aber nur wenig deutet darauf hin, daß Sie ein Feigling sind. Sie haben versucht zu kämpfen, wurden jedoch durch die Umstände überwältigt.“
    „Aber die Verdrängung – schließlich habe ich bei diesem Problem aufgegeben“, erwiderte Bruder Paul, ungeachtet dessen, daß er gegen sich selber argumentierte. „Ich konnte mit der Angst nicht fertig werden, daher bin ich vor ihr geflohen. Ich …“
    „Sie sind aufrichtig – das ist das schlimmste bei Ihnen“, meinte Satan. „Sie wurden entwurzelt, aus Ihrer Heimat, von Ihrer Familie in Afrika fortgerissen und in neue Erde verpflanzt. Aber Ihre Pflegeeltern hatten ihre eigenen Probleme. Es war ein Teil der Spaltung zwischen Stadt und Land. Ihre Lebensstile waren verschieden, und sie konnten sich nicht einigen, daher lebten sie jahrelang miteinander im Krieg, der schließlich in Trennung und Scheidung endete. Wieder wurden Ihre zarten jungen Wurzeln herausgerissen, als Sie von der Stadt aufs Land

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