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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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zogen, wo Sie doch beides brauchten, eine richtige Familie gebraucht hätten. Schließlich bekamen Sie das Land – auf Kosten der Familieneinheit. Sie waren zu klein, um zu begreifen, daß es nicht Ihr Fehler war; als Ihre Pflegemutter in die Stadt zurückkehrte, dachten Sie, Sie hätten sie fortgetrieben: Bildlich gesehen, hatten Sie sie getötet. Es war Ihnen unmöglich, auf einem Bein zu stehen, nur eine halbe Familie zu haben – nicht in Ihrem entwurzelten Zustand. So überrascht es kaum, daß Sie versagten. Ihr Bettnässen, die Zuckungen und Alpträume waren lediglich Symptome; in einer solchen Situation konnten Sie nicht heil und bei Verstand überleben. Daher versuchten Sie auszubrechen, wenn sich Ihnen die Möglichkeit bot, indem Sie Ihren Lebensstil am Judo orientierten und die Erinnerung an die Heimat verdrängten. Ich zögere wirklich, Sie dafür zu ewiger Verdammnis zu verurteilen.“
    „Das haben Sie doch schon getan“, entgegnete Bruder Paul. „Sie haben mein Geheimnis herausgefunden. Jetzt ist die Hölle in mir – in meiner Erinnerung, aus der ich sie einst ausgeschlossen hatte.“
    „Aber nun sind Sie stärker, als Sie es damals waren“, entgegnete Satan. „Sie haben neue Wurzeln im Heiligen Orden der Vision geschlagen. In jener Hinsicht ist Ihr Leben exemplarisch verlaufen, seit Sie die Vision der Bekehrung erlebten. Und Sie wurden nicht strampelnd und sich wehrend vor mich geschleppt – Sie sind freiwillig hinabgestiegen. Ihre letzte freie Handlung, ehe Sie von Mir verzehrt wurden, war, daß Sie um die Schonung Ihrer Tochter gebeten haben, die nicht einmal existiert, sondern den Namen eines Mädchens trägt, das Sie vor zwanzig Jahren bewunderten. Und für die Sicherheit Ihrer vermeintlichen Tochter haben Sie Ihre Männlichkeit geopfert.“
    Satan machte eine Pause und raschelte mit den Papieren. „Natürlich wurde das durch die Angst bestimmt, das Augenlicht zu verlieren, und die Angst, dadurch ständig den Alpträumen der Dunkelheit ausgeliefert zu sein, dem Ungeheuer und der Leiche. Aber alles in allem überwiegt die Geste Ihrer Edelmütigkeit das fragwürdige Motiv für die Wahl der Strafe. Nein, Ich fürchte sehr, Ihr Fall bleibt zweifelhaft. Sie haben Böses auf dem Gewissen, und Sie haben menschliche Schwächen, aber die Waage schlägt nicht eindeutig aus.“
    Bruder Pauls Geist löste sich allmählich vom Schock der Erkenntnis. Dies hier war vielleicht eine Animation, doch jene Erinnerungen waren real. Aber Satan hatte recht: Er war heute stärker, als er es als Kind gewesen war, er hatte eine viel bessere Perspektive. Er konnte nun beurteilen, wieviel Schönheit und Gutes in dem verdrängten Lebensabschnitt enthalten gewesen war; es war schade, es zusammen mit dem Unerträglichen verdrängt zu haben. Satan hatte die richtige Einschätzung gewonnen. „Tun Sie mit mir, was Sie wollen“, sagte Bruder Paul. Er entwickelte langsam echten, grundsätzlichen und etwas irritierenden Respekt für den Teufel.
    „Ich werde Sie der Folter der Drei Wünsche aussetzen“, entschied Satan. „Drei, weil Ich drei Versuche benötigte, um an Ihr Geheimnis heranzukommen. Ich bin immer fair.“
    „Drei Wünsche?“
    „Richtig. Ich werde Ihnen drei Wünsche gewähren. Nach der Wahl der Wünsche werden Sie beurteilt werden.“
    „Aber ich könnte mir schlicht und einfach die Erlösung wünschen“, protestierte Bruder Paul.
    Wieder schüttelte Satan das gehörnte Haupt. „Es ist schwer, einen Aufrechten zu täuschen. Nun muß Ich die Falle dabei verraten: Sie könnten sich die Erlösung wünschen – und würden sie nicht erlangen, weil der Wunsch selbstsüchtig wäre. Ich würde ihn honorieren, indem Ich Sie zum Himmel transportieren ließe – Sie allein, weder Ihre Freunde noch Ihre Tochter –, und die Perlentore würden sich Ihrer selbstsüchtigen Seele öffnen. Man kann nicht bewußt ein rein persönliches Ziel mit Hilfe teuflischer Mittel erlangen.“
    „Das schließt aber eine Menge aus“, sagte Bruder Paul. „Doch ich sehe noch nicht, worin die Folter besteht. Es sind nur unschuldige Wünsche, die ich haben kann.“
    Satan lächelte, und nun sah man die langen Fangzähne. „Sie werden das sicher herausfinden.“
    „Habe ich unbegrenzt Zeit zum Nachdenken?“
    „Ewigkeiten. Hier und jetzt.“
    „Oh. Gut. Ich wünsche mir das Wissen über den wahren Ursprung und die Bedeutung des Tarotspiels.“
    Langsam nickte Satan. „Sie sind ein kluger Mann. Ich ahne schon, wie die anderen

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