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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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genannt. Wo hatte er ihn her? Ich hatte noch nie mit den Waldensern zu tun. Und ich wußte auch nicht, daß sie mit Zauberei umgehen.“
    „Nur mit dem Zauber von Gottes großer Liebe“, sagte Bruder Paul. „Der Rest sind Bühnenkunststückchen, um die Massen anzulocken und Verdacht zu vermeiden. Vermutlich wissen die Waldenser, wer ihnen im Notfall helfen kann, und Ihr wart diese Person für Worms.“
    „Das klingt vernünftig“, stimmte Abraham zu. „Denn schließlich habe ich Euch geholfen. Aber sicher haben sie auch gewußt, daß alle Juden raffsüchtige Wucherer sind und ich keinem von ihnen helfen würde, ohne es mir reichlich vergelten zu lassen.“ Er zeigte ein kurzes Lächeln. „Schade, daß Ihr nicht ein richtiger Onkel seid. Ich bin höchst neugierig, welche Bezahlung sie mir angeboten hätten. Wie lautete der andere Name, den der Sterbende gemurmelt hat?“
    Bruder Paul dachte nach, und er fiel ihm wieder ein. „Abra-Melim, der Magi von Ägypten.“
    Der Jude schüttelte den Kopf. „Dieser Name sagt mir nichts. Und Ägypten liegt weit von Worms entfernt.“
    „Das stimmt.“ Bruder Paul fühlte sich müde. Er sank wieder in den Schlaf zurück, und Abraham ließ ihn ruhen.
     
    Später erwachte er wieder – vielleicht war es am nächsten Tag – und fühlte sich stärker. Die Kräuter des Juden mußten gut gewirkt haben! Irgendein Geräusch hatte ihn geweckt. Vielleicht war es der Jude gewesen, der ihm etwas zu essen gebracht hatte. Jedenfalls befanden sich neben dem Bett ein Stück Kuchen und ein Becher Milch. Doch er war allein.
    Bruder Paul begann zu essen und zu trinken und freute sich über seinen Appetit; ganz gewiß ging es ihm besser. Er hatte gedacht, es ginge mit ihm zu Ende, als ihn der Schwarze Tod erwischte, aber natürlich wirkte die Krankheit nicht hundertprozentig todbringend. Er hatte nur gute Pflege gebraucht. Wie gut, daß er im Delirium Abrahams Namen geschrien hatte!
    Abraham der Jude – er kam ihm unheimlich vertraut vor. Wenn man den Bart abrasierte – natürlich: Therion in einer neuen Rolle!
    Was hatte das zu bedeuten? Der Gute Begleiter war gestorben, und jetzt befand er sich wieder in der Gewalt des Bösen. Lee war der Feuerstab gewesen, Therion das Luftschwert. Was hatte der betrügerische Diener Satans dieses Mal mit ihm vor?
    Er hörte Stimmen und merkte, daß diese Geräusche ihn geweckt hatten. Die eine Stimme gehörte Abraham, die andere … nein, es konnte nicht der Gaukler sein, denn der war in dieser Sequenz gestorben. Also ein Fremder.
    Welcher Fremde würde ihn aufsuchen? Hatte ihn der Jude für einen bestimmten Preis an die Inquisition verkauft, weil er ihn nicht bezahlen konnte? Wenn dem so war, wie konnte er entkommen? Er fühlte sich zwar besser, aber noch nicht gut genug. Dies war das erste, was er seit zwei Tagen zu sich nahm – gut, aber kaum ausreichend.
    „… fahrender Sänger, der am Schwarzen Tod litt“, hörte er Abrahams Stimme nun deutlicher. „Tut keinem was zuleide.“
    „Das werde ich beurteilen“, gab die andere Stimme fest zurück. „Es gibt da Informationen über einen schamlosen Ketzer in dieser Gegend.“
    „Ketzerei!“ schnaubte Abraham verächtlich. „Eure gesamte Kirche ist nach unserer Definition Ketzerei!“
    „Jude, Ihr habt in dieser schönen Stadt ein leichtes Leben“, gab der andere wütend zurück. „Es könnte schlechter werden.“ In dieser allzu vertrauten Stimme lag kalte Drohung. Das hörte sich an wie der Gaukler im Kostüm des Priesters.
    „Ich habe nur meinen Standpunkt wiedergegeben.“ Abrahams Stimme klang wieder verbindlicher; die Drohung hatte ihre Wirkung gezeigt. „Für uns gibt es keinen Unterschied zwischen den Christen und den Mohren. Beide Religionsbegründer waren Propheten, die unseren Gesetzen folgten, und beide Kulte sind vergleichsweise jung.“
    Sie waren offensichtlich auf einem Treppenabsatz in der Nähe von Bruder Pauls Tür stehengeblieben, vertieft in ihren unfreundlichen Dialog. „Jude, meine Geduld ist nicht unerschöpflich“, sagte der andere warnend. „Ich will mit diesem Mann sprechen!“
    „Ich weiß nicht, ob er sich in einem Zustand befindet, in dem er reden kann“, protestierte Abraham. Er sprach laut und deutlich – offensichtlich in der Absicht, daß Bruder Paul ihn hörte. Das wirkte nicht wie Verrat –, aber das Verhalten des bösen Begleiters war vielfältig und täuschend. „Er ist einfach ein Zauberer, der mich mit der Behauptung zu betrügen versucht

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