Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
nicht mehr, was für einen Druck Satan auch immer ausüben mochte.
    „Und was liegt hinter der unschuldigen Fassade?“ fragte Bruder Thomas. Er war gespannt und voller Erwartung, dachte an die Ketzerei, von der er aus seiner letzten Rolle wußte, wenn er sie nur hier beweisen könnte! Doch Bruder Paul bemerkte ein Unbehagen an ihm, das unterdrückte Bedauern eines Menschen, der tat, was von ihm verlangt wurde, selbst wenn es schmerzhaft für ihn war. Lee wollte den Fisch entschlüpfen lassen – doch als Schwarzer Mönch mußte er sein Äußerstes geben, ihn zu fangen. Und die Chancen eines Scheiterns waren verschwindend gering.
    Oh, Satan, das ist bisher die schlimmste Boshaftigkeit! Du hast uns gezwungen, uns bewußt selbst zu zerstören. Denn selbst Therion in der Rolle eines Mannes, der einen Ketzer beherbergt, würde verdammt werden.
    Nun, warum also nicht die Wahrheit. Es bedurfte außerordentlicher Maßnahmen, sie alle aus diesem Mahlstrom zu befreien. Bruder Paul hatte es schon früher bemerkt. Die anderen spielten ihnen zugedachte Rollen – nur er spielte sich selber, selbst wenn er eine andere Rolle annahm. Er gab vor, der Gaukler zu sein, war nicht er selber in der Rolle des Gauklers. Ein schwieriger, aber grundsätzlicher Unterschied. Er befand sich unter keinem Druck, um weiter zu schauspielern. „Ich bin ein Besucher von einer anderen …“
    Aber sein Zensor schnitt ihn, sich selbst schützend, ab. Hier in den Animationen gab es verschiedene Ebenen der Wahrheit. Er hatte erfahren, wie direkt diese Visionen die Menschen darin betreffen konnten. Wenn er nun etwas sagte, das den Mönch davon überzeugte, er sei entweder wahnsinnig oder ein Ketzer, konnte er seine Rolle verlieren. Und für ihn bedeutete es, anders als bei den anderen, den Verlust des Lebens. Das war das Risiko nicht wert. „Land“, schloß er lahm. Dann, ehe der Mönch das verdaut hatte, fügte er hinzu: „Ich bin dort Bruder eines christlichen Ordens.“
    „Heißt das Land vielleicht Italien?“ fragte Bruder Thomas.
    Italien – das Land des Papstes (jedenfalls des einen der beiden Päpste) und der waldensischen Ketzer. Eine gehaltvolle Frage! „Nein, es liegt jenseits des Ozeans und ist Euch vielleicht unbekannt. Aber auch wir haben Dominikanermönche, und ich hielt Euch für einen, den ich dort kenne, bis ich erkannte, daß Ihr lediglich ein anderer Vertreter dieses ausgezeichneten Ordens seid.“ Was ihn auch des Problems im Zusammenhang mit dem Wiedererkennen entledigte – so hoffte er zumindest. „Wir glauben an die ursprüngliche Botschaft Jesu Christi und des Apostels Paulus.“ Bruder Paul lief nicht Gefahr, sich bei Christus und Paulus auf ein unbekanntes Feld zu begeben. Hier war er sicher.
    „Das ist ein guter Glaube“, bemerkte der Dominikaner trocken.
    „Die Heilige Schrift ist ein guter Lehrmeister“, warf Abraham ein. „Sicherlich jedenfalls der hebräische Text, den Ihr das Alte Testament nennt. Für uns war Jesus nur ein Mensch – vielleicht ein guter Mensch und ein Prophet, aber ein Mensch. Jesus war ein Jude; er folgte der Schrift, die wir geschaffen und kodifiziert haben.“ In dieser Rolle konnte Therion nicht den Ursprung des Alten Testaments in Frage stellen, welche Zweifel er privat auch immer hegen mochte.
    „Aber ihr habt ihn umgebracht!“ schleuderte ihm Thomas entgegen. „Dafür seid ihr auf immer verflucht.“
    Abraham breitete verschlagen beide Hände aus. „Eine unglückliche Verkomplizierung. Euer heiliger Paulus war ein Christenmörder. Denkt daran, wie er Stephanus hat steinigen lassen.“
    Oh, daran hatte Therion seinen Spaß!
    „Der heilige Paulus hat aber Abbitte geleistet“, erwiderte der Mönch grimmig. „Er selber wurde wegen seines christlichen Glaubens gesteinigt!“
    „Und nun seid ihr Christen dabei, eure eigenen Glaubensgenossen zu steinigen, indem ihr sie Ketzer nennt, wenn sie gegen die offensichtliche Korruption in euren Reihen protestieren.“
    „Das Heilige Amt steinigt keine Christen“, entgegnete Bruder Thomas steif.
    „Nein. Das Heilige Amt hängt die Abtrünnigen lediglich am Daumen auf wie geschossenes Wild, und das Protokoll verzeichnet genauestens jeden Schrei. Wie sehr eurem Jesus diese Schreie gefallen müssen!“
    Das wurde ja hitzig! Der Dominikaner erbleichte. Bruder Paul wußte, daß sich Lee an seine Rolle als Jesus in der anderen Animation erinnerte sowie um seine eigene Abneigung gegen gerade jenes Übel, auf das Therion hinwies, wußte. Oh, die

Weitere Kostenlose Bücher