Die Hoellenaxt
schaute die Mieterin an. »Danke, Sie haben uns sehr geholfen.«
Sie produzierte noch einen Schwall Rauch, den sie uns entgegen blies. Dann verschwand sie wieder in ihrer Wohnung.
Ich schaltete das Flurlicht wieder ein und nickte in Richtung Treppe. »Komm, hier gibt es für uns nichts mehr zu tun.«
»Und wohin jetzt?«
»Erst mal aus dem Haus.«
»Dann können wir ja schon fast ins Büro fahren.«
»Ja, so ähnlich.«
Und wenig später saßen wir dort, tranken Kaffee und hatten uns noch mal alles durch den Kopf gehen lassen. Auch Suko war mittlerweile eingeweiht worden, ebenso wie Sir James, der abgewinkt und gemeint hatte, dass ich den Ärger an mich zog wie das Licht die Motten.
Irgendwie stimmte es schon, aber daran war nichts zu ändern. Nur auf bessere Zeiten konnte ich nicht hoffen.
Was blieb uns als Reaktion?
Eine Fahndung. Ja, wir hatten sie angekurbelt, und ich war gespannt, ob sie etwas brachte. Wer in London untertauchen will, der kann das natürlich. Das war kein Problem. Es gab genügend Hotels und Pensionen, deren Betreiber nicht nach irgendwelchen Namen fragten, sondern nur das Geld interessierte. Und das schien auch einer wie Rod Miller zu wissen. Da er nicht mittellos war, würde er auch irgendwo unterkommen und sich verstecken, bis die erste Aufregung vorbei war.
Ich hoffte, dass wir etwas erreichten. Aber viel Hoffnung hatte ich nicht.
Suko sprach das Thema an, das am wichtigsten war. »Und was ist mit der Axt? Wird sie wieder unterwegs sein.«
»Möglich«, gab ich zu.
»Und gegen wen wird es gehen?«
Ich wusste, worauf er hinaus wollte. »Du meinst, dass sie uns im Visier haben könnte?«
»Genau. Ihr seid Zeugen.«
Glenda und ich schauten uns an. »Und? Wie denkst du darüber, John?«
»Das kann durchaus sein. Da sie nicht unsichtbar ist, können wir sie wenigstens sehen, wenn sie angreift.«
»Na, wenn das kein Trost ist«, sagte Suko und schüttelte den Kopf. »Egal, wir werden gemeinsam die Augen offen halten. Aber ich frage mich, was dieser Miller damit bezweckt.«
»Er?«, flüsterte Glenda.
»Ja, oder nicht?«
»Eher nicht. Ich denke mehr an die Macht, die dahintersteckt.« Sie holte scharf durch die Nase Luft. »Da können wir noch Ärger bekommen. Dieser Miller ist im Prinzip gar nichts. Er wird nur gelenkt. An den Lenker müsste man herankommen.«
»Ja, das glaube ich auch.« Suko lächelte. »Aber wie? Doch nur über Miller. Wobei wir wieder beim Thema wären.«
Ich winkte ab. »Lassen wir es vorerst dabei …«
***
Es war hell geworden.
Miller hatte das Hotel verlassen und seine Axt mitgenommen. Allerdings trug er sie nicht sichtbar, sondern in einer Aktentasche, die er sich unter den Arm geklemmt hatte. Da sie zu lang war, schaute ein Stück des Stiels hervor.
Er verspürte Hunger, und dagegen gab es nur eines. Ein gutes Frühstück.
Er hatte sich von seinem Hotel entfernt. Regen fiel nicht. Es war eigentlich zu warm für die Jahreszeit.
Die entsprechenden Läden gab es dort, wo die Weihnachtsreklame leuchtete. Da herrschte schon etwas Betrieb. Auch um diese Zeit waren Menschen auf den Beinen, und einige Lokale, die er sah, boten auch ein Frühstück an.
Er suchte sich eines aus, das ein großes Schaufenster hatte. Es war noch nicht dekoriert, aber das würde noch werden.
Er betrat den Laden, in dem nur zwei Männer an Tischen saßen und frühstückten. Dabei lasen sie ihre Zeitungen. Der Kaffeeduft tat ihm gut.
Miller suchte sich einen der runden Tische aus. Er nahm dort Platz und griff nach der Speisenkarte. Er konnte unter drei Frühstücken wählen und entschied sich für das französische.
Kaffee, ein Croissant, Butter, Marmelade. Das war’s auch schon. Aber es reichte ihm. Er war kein großer Esser am frühen Morgen.
Sein Blick glitt durch den Raum. An der Theke zischte die Kaffeemaschine. Die Besitzerin des Ladens füllte Tabletts, eine kleine Frau bediente. Mit ihren kurzen Beinen flitzte sie hin und her.
Immer mehr Tische wurden belegt, und Miller hoffte, dass sich niemand zu ihm setzte.
So war es auch.
Er hatte seine Ruhe. Das Hörnchen schmeckte ihm, der Kaffee ebenfalls, und er fühlte sich eigentlich rundherum wohl. Fast hätte er sein Schicksal vergessen.
Bis zu dem Zeitpunkt, als er den letzten Bissen des Croissants gegessen hatte.
Da war die Stimme da, und Miller zuckte zusammen.
»Na, geschmeckt?«
Er konnte nur nicken.
»Ja, das ist gut, das gönne ich dir und möchte nur sagen, so muss es auch sein. Du bist
Weitere Kostenlose Bücher