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Die hölzerne Hedwig

Die hölzerne Hedwig

Titel: Die hölzerne Hedwig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: zu KLAMPEN
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hierher und suchten seitdem einen Schatz, von dem sie nicht wussten, wie er aussehen würde. Macciato hatte gesagt:
     Wenn ihr ihn findet, werdet ihr wissen, dass er es ist. Den Körper des Wirtschafters kriegten die Karpfen.
    |184| Warum um Himmels willen hatte sie das Risiko auf sich genommen, zu diesem Zeitpunkt das Skelett aus dem Wasser zu holen?
    »Weil die Polizei die Teiche ohnehin absuchen wird.«
    Die Kommissare blickten sich an, Küchenmeister sagte: »Nicht dumm gedacht. Eine Woche später, eine Woche Frust mehr, etwas
     Spektakuläres tut unserer geplagten Seele gut.«
    Natürlich hatte Irena Recht, einerseits. Aber sie hatte die Knochen nicht geborgen, weil sie der Polizei zuvorkommen wollte.
     Das wäre ein beängstigendes Ausmaß an Voraussicht gewesen. Und warum? Wenn doch der tote Bordon der Täter war?
    »Ich will reinen Tisch«, sagte sie in ihrem guten Deutsch, das selten stockte. »Ich habe in einem Kerker gelebt. Ich bin nicht
     aus dem Kerker geflohen, um ins nächste Versteck zu tauchen. Ich will mich nie mehr verstecken.«
    In der letzten Stunde hatten die Fahnder eine Menge neuer Informationen erhalten. Dem Mord an Bordon und dem Rätsel um Baby
     Bordon waren sie damit keinen Zentimeter näher gekommen.
    Irena sagte: »Als ich ins Haus kam, war alles schon passiert. Ich bin weggelaufen.«
    »Warum haben Sie sich nicht um das Kind gekümmert?«
    Sie hatte kein Kind gesehen. Sie hatte nur Bordons Körper unter der Decke gesehen, die Decke schwer vom Blut. Sie hatte sie
     angefasst und schon vorher gewusst, was sie zu sehen kriegen würde. Bordons Gesicht, Bordons Oberkörper. Nein, mehr hatte
     sie nicht gesehen. Auf mehr war sie nicht neugierig gewesen. Ein Säugling? Sie bedauerte sehr, natürlich hätte sie sich um
     das Kind gekümmert, aber sie hatte es |185| nicht entdeckt. Unter der Decke hatte sich nichts bewegt. Sie war geflohen, hatte die Nacht in einem Schuppen verbracht. Bei
     den Schwestern, hinter dem Haus mit den Ferienwohnungen. Sie kannte das alles von früher. Nein, in die Wohnung war sie nicht
     gegangen, sie wollte die alten Frauen nicht hineinziehen. Sie waren stets freundlich zu ihr gewesen. Der Schuppen reichte
     aus, es gab Decken. Kälte war in dieser Nacht ihr geringstes Problem. Man befragte Marvin, er bestätigte die Existenz des
     Schuppens und lief rosa an, als der Kommissar wissen wollte, woher er den Schuppen kenne.
    Küchenmeister fragte: »Dir ist schon klar, dass man bei dir immer mit einer Peinlichkeit rechnet?«
    »Ich arbeite daran.«
    »Dagegen. Die richtige Antwort wäre: Ich arbeite dagegen an.«
    Küchenmeister liebte diesen Jungen. Am liebsten hätte er ihn eingepackt und mit nach Hause genommen.
    Am zweiten Tag war Irena angeblich zu Karl gegangen. Die Kommissarin ging in die Hütte hinüber und ließ sich das von Karl
     bestätigen.
    »Ein Wort über das Verhältnis, das Sie zu ihr haben?«
    »Freundschaftlich.«
    »Ein zweites Wort?«
    »Freundschaft bedeutet mir viel. Ich kenne Irena, seitdem sie hier ist. Wir haben uns gegrüßt. Eines Tages kam sie vorbei,
     fragte, ob ich Hilfe brauche. Sie musste Geld verdienen. Ich habe sie zu den Geldsäcken geschickt.«
    »Sie meinen Ihren Vater.«
    »Den und die anderen Geldsäcke.«
    |186| Dort hatte Irena ein paar Mal sauber gemacht. Dann hatte das aufgehört. Warum? Das wusste Karl nicht.
    Irena sagte: »Es war ihnen unangenehm. Sie wollten nicht wie Gutsherren wirken.«
    Man musste über Irenas Beziehung zu Bordon sprechen. Sie hielt noch durch, aber sie schwankte schon. Das bisschen Kraft, über
     das sie noch verfügte, brauchte sie, um sich aufrecht zu halten.
    »Können wir später …?«, fragte sie.
    Die Kommissare hielten Ratschlag. Bestand Fluchtgefahr? Mussten sie Irena in Haft nehmen? Wo konnte sie unterkommen? Die Hütte
     schied aus, verbrannte Erde, blutige Erinnerungen. Wie glaubhaft war sie? Und was war mit dem Reizwort, das der Tag geliefert
     hatte: der Schatz?

37
    Sie verrieten Macciato nicht, worum es sich handelte. Die Kommissarin fand die Geheimnistuerei übertrieben, aber Küchenmeister
     sagte: »Den Spaß lasse ich mir doch nicht nehmen.«
    Man verabredete sich auf dem Grundstück der WG.
    Macciato stand wartend neben seinem Jaguar. Der Polizeiwagen fuhr vor, der Kommissar sprang heraus und öffnete die Hecktür.
    Macciato und Irena.
    Es dauerte nicht lange, es ging viel zu schnell, dann hatte Macciato seine Fassung wiedergewonnen. Schloss Irena in die |187| Arme und sie

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