Die Hoffnung der Hoelle
wusste, dass zwar alles normal aussah, dass dies aber nicht stimmte, denn sie konnte sich auf ihr Gefühl verlassen, und das sagte ihr, dass sie in einer Gefahr schwebte, obgleich nach außen hin nichts zu sehen war.
Es war eine ruhige Villengegend, in der sich Jane Collins aufhielt. Eine schmale Straße stieg in Serpentinen leicht an. Wer hier wohnte und seine Häuser hinter einer dicken Mauer versteckte, der lebte nicht nur von Kleingeld.
Wie viele dieser Bewohner ihr Geld mit ehrlicher Arbeit verdient hatten, konnte sie nicht sagen. Aber es waren bestimmt nicht viele. Und um einen dieser Typen ging es auch. Er hieß Ross de Santis und gehörte zu den Leuten, die in den letzten zehn Jahren schnell reich geworden waren. Die Beamten vom Finanzamt hatten ihm keine Manipulationen nachweisen können, und doch waren einige Leute überzeugt davon, dass er den größten Teil seiner Einkünfte aus nicht eben sauberen Geschäften bezog. Er hatte Verbindungen in den Orient und nannte sich Ex- und Importeur von Waren aller Art. Einige waren normal, andere auch, aber da musste es Waren geben, die unter der Hand verschoben wurden, und das waren kriegswichtige Dinge.
Beweisen hatte man de Santis nichts können. Außerdem kannte er zahlreiche der Männer, die für die Geheimdienste arbeiteten, und so hatte man sich dort an die Detektivin Jane Collins erinnert und sie für den Dienst engagiert.
Jane hatte lange gezögert, den Job anzunehmen. Das hatte der anderen Seite nicht gefallen, und sie hatten schon bei Jane Collins den nötigen Druck gemacht. Zu einem durch ein gutes Honorar, zum anderen durch eine gewisse Botschaft, die besagte, dass man bei ihr hin und wieder ein Auge zudrücken würde, sollte sie mal in eine etwas prekäre Lage geraten.
Jane Collins hatte schließlich zugestimmt. Außerdem war sie neugierig darauf, was man für sie vorgesehen hatte.
Es war ein Minijob gewesen. Man konnte ihn fast schon als lächerlich bezeichnen. Nur beobachten und Fotos schießen. Dabei sollte auf jedem Bild Ross de Santis zu sehen sein.
Und das war auch okay. Jane selbst hatte es geschafft, unsichtbar zu bleiben, aber immer wieder Fotos geschossen. Jetzt stand sie mit ihrem Golf in der Nähe der Villa und wartete darauf, dass zwei bestimmte Männer das Haus verließen.
Einen davon kannte sie. Er gehörte in die Regierungskreise. Der andere war ein Ausländer, dem ein Kaftan besser gestanden hätte als der dunkle Anzug.
Jane hatte sich bei ihrem Auftraggeber erkundigt. Sie sollte auf jeden Fall das Haus so lange unter Kontrolle halten, bis die beiden Besucher es wieder verließen. Außerdem hatte Jane es noch nicht geschafft, sie zu fotografieren.
Nun ja, sie stand günstig. In der Kurve. Dort wuchsen Bäume und schützten sie vor Blicken. Das Laub hatten sie noch nicht ganz verloren.
Ansonsten bildete es einen Teppich auf der Straße nahe des Gehsteigs. In der Dunkelheit waren die herrlichen Farben nicht zu sehen, und eine Laterne stand auch nicht in der Nähe.
Warten macht hungrig. Das war auch bei Jane Collins nicht anders. Sie hatte sich mit einem kleinen Imbiss eingedeckt. Ein Snack aus Nüssen und Honig, und eine Flasche Wasser sorgte dafür, dass sie nicht verdurstete.
Es war ein beschissener Job. Jane hasste es, zu warten und auf jemanden zu lauern. Aber das gehörte nun mal zur Detektivarbeit, und sie tröstete sich damit, dass nicht jeder Fall so lief. Der nächste konnte ganz anders sein. Außerdem neigte sich die Überwachung dem Ende entgegen. Wenn Jane es schaffte, den Politiker zusammen mit dem Orientalen auf das Foto zu bekommen, dann hatte sie den Job erfüllt und konnte ein gutes Honorar kassieren.
Noch musste sie warten.
Es war eine Herbstnacht ohne Regen. Dafür hingen dicke Wolken am Himmel. Selbst in der Dunkelheit wirkten sie wie ein Tonnengewicht, das aber nicht nach unten fiel.
Auch Jane war dunkel gekleidet. Wer in den Wagen schaute, würde sie so leicht nicht entdecken. Nur ihr Gesicht sah aus wie ein heller Fleck.
Das zu beobachtende Haus lag schräg gegenüber. Eine hohe Mauer umschloss es, die in Nähe des Eingangs durch ein Eisentor unterbrochen war. Ross de Santis sperrte sich schon von der Außenwelt ab, und das aus guten Gründen, denn ein Mann wie er hatte nicht nur Freunde auf der Welt.
Warten. Nicht einschlafen. Hin und wieder etwas essen und auch trinken.
Jane Collins kannte das Spiel, aber sie würde sich nie daran gewöhnen können. Sie hasste das Beobachten, das lange Warten,
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