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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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mir
freundlich zuzulächeln.
    »Euer Hoheit, die Himmelspforten stehen offen seit Eurer
Geburt«, sagte Dudley beschwichtigend. »Seit Eure Mutter zum Himmel
aufgefahren ist. Mehr will dieses Mädchen damit gar nicht sagen.« Er
warf mir einen wütenden Blick zu. »Oder?«
    Der junge König streckte mir eine Hand entgegen. »Bleib hier
am Hofe. Du sollst mein Hofnarr sein.«
    »Ich muss heimgehen zu meinem Vater, Euer Hoheit«, wandte ich
so ruhig und ergeben ein, wie mir möglich war, wobei ich Lord Roberts
zornige Miene übersah. »Ich bin heute nur in den Palast gekommen, um
Lord Robert seine Bücher zu bringen.«
    »Du sollst mein Hofnarr sein und meine Livree tragen«,
bestimmte der junge Mann. »Robert, ich bin Euch dankbar, dass Ihr mir
dieses Mädchen gebracht habt. Ich werde es Euch nicht vergessen.«
    Die Audienz war beendet. Robert Dudley verneigte sich und
schnippte mit den Fingern, damit ich ihm folgte. Er drehte sich auf dem
Absatz um und verließ den Raum. Ich zögerte noch, ich wollte das
Ansinnen des Königs eigentlich ablehnen, konnte aber nicht mehr tun,
als mich ebenfalls zu verneigen und rasch hinter Robert Dudley
herzulaufen, der bereits in der Audienzhalle war und die Männer
beiseite stieß, die sich ihm in den Weg stellten, um nach dem Befinden
des Königs zu fragen. »Jetzt nicht«, wies er sie barsch ab.
    Er schritt eine lange Galerie entlang auf eine Doppeltür zu.
Soldaten mit Piken bewachten sie, stießen sie jedoch bereitwillig auf.
Dudley durchschritt die Pforte, ohne ihr Salut zu erwidern, und ich
folgte ihm auf den Fersen wie ein Schoßhund seinem Herrn. Endlich kamen
wir zu einer hohen Doppeltür, deren Wachsoldaten die Livree der Dudleys
trugen, und traten ein.
    »Vater«, sagte Dudley und beugte sein Knie.
    In dem großen Vorraum stand ein Mann vor dem Kamin und starrte
in die Flammen. Er wandte sich um und schlug mit zwei Fingern
gleichmütig das Kreuz über dem Haupt seines Sohnes. Auch ich fiel aufs
Knie und verharrte in dieser Haltung, selbst als ich spürte, dass
Robert Dudley neben mir wieder aufstand.
    »Wie geht es dem König heute Morgen?«
    »Schlechter«, erwiderte Robert in nüchternem Ton. »Hustet
schlimm, hat sogar etwas schwarze Galle gespuckt. Kommt rasch außer
Atem. Wird es nicht mehr lange machen, Vater.«
    »Und dies ist das Mädchen?«
    »Dies ist die Tochter des Buchhändlers, sie behauptet, zwölf
zu sein, aber ich schätze sie älter, zieht sich an wie ein Junge, ist
aber auf jeden Fall ein Mädchen. Besitzt laut John Dee das zweite
Gesicht. Ich habe sie zum König gebracht, wie Ihr befohlen hattet, habe
sie ihm als Hofnarr übereignet. Sie hat ihm gesagt, sie sähe die
Himmelspforten für ihn geöffnet. Das hat ihm gefallen. Nun soll sie
seine Hofnärrin werden.«
    »Gut«, sagte der Herzog. »Und hast du sie über ihre Pflichten
unterrichtet?«
    »Ich habe sie geradewegs zu Euch gebracht.«
    »Steh auf, Narr.«
    Ich erhob mich und konnte nun einen ersten Blick auf Robert
Dudleys Vater, den Herzog von Northumberland, werfen, den mächtigsten
Mann im Königreich. Er hatte ein langes, knochiges Pferdegesicht mit
dunklen Augen, auf seinem kahl werdenden Kopf saß eine prächtige
Samtkappe mit einer großen Silberbrosche, die das Dudley-Wappen
darstellte, den Bären und den Stamm. Bart und Schnurrbart, die seinen
vollen Mund einrahmten, trug er nach spanischer Mode. Dann schaute ich
ihm in die Augen und sah – nichts. Das Gesicht dieses Mannes
verriet nicht das Geringste über seine Gedanken, es war, als habe er
ein Abkommen mit sich selbst getroffen, nichts über sich preiszugeben.
    »Nun?«, sprach er mich an. »Was siehst du mit deinen großen
schwarzen Augen, mein junger Narr – oder vielmehr, meine junge
Närrin?«
    »Nun, Engel kann ich keine hinter Euch entdecken«, gab ich
zurück und erntete ein belustigtes Lächeln vom Herzog sowie ein
abgehacktes Lachen von seinem Sohn.
    »Ausgezeichnet«, lobte der Herzog. »Gut pariert.« Er überlegte
kurz. »Höre, Hofnarr – wie ist dein Name?«
    »Hannah Green, Mylord.«
    »Höre, Hannah die Hofnärrin, du bist dem König als Narr in
Leibeigenschaft gegeben worden, und er hat dich in seinen Dienst
genommen, getreu unseren Gesetzen und Gebräuchen. Weißt du überhaupt,
was das bedeutet?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Du wirst sein Eigen, wie einer seiner jungen Hunde oder einer
seiner Soldaten. Doch anders als bei einem Soldaten besteht deine
Aufgabe darin, du selbst zu sein. Du sollst sagen, was dir

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