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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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eigene Strategie: Er ist so langsam, dass
ich bald keine Chance mehr habe. Ich wünschte, irgendjemand würde ihn
mal mit einem Stöckchen kitzeln.«
    Der Hof bog sich vor Lachen, selbst die Frau, die vor Angst
geschrien hatte, sah dem Schauspiel zu und lachte nun ebenfalls. Will
hockte selbst wie ein Frosch da, die Knie neben den Ohren, mit
zwinkernden Glotzaugen – er war unglaublich komisch. Selbst
die Königin musste lächeln. Jemand nahm einen Stock, stellte sich
hinter den Frosch und piekste ihn ein wenig an.
    Sofort machte die verängstigte Kreatur einen Hüpfer. Will
ebenfalls – ein gewaltiger, unerwarteter Satz. Damit lag er
nach dem ersten Sprung klar in Führung. Jubelnd bildeten die Höflinge
zwei lange Reihen, die die Rennstrecke markierten, und wieder versetzte
einer dem armen Frosch einen Stich. Dieses Mal war das Tier darauf
vorbereitet, es machte gleich drei große Sprünge und kroch noch ein
Stück. Die Damen wedelten mit ihren Röcken, damit der Frosch auf der
Rennstrecke blieb, während Will seinerseits sprang, doch der Frosch
schien eindeutig schneller zu sein. Noch einen Piekser mit dem Stock,
und er sprang, Will wie rasend hinterher, alle gaben ihre Wetten ab,
die Spanier schüttelten die Köpfe über diese verrückten Engländer,
mussten dann aber doch lachen und wetteten eine Börse voller Münzen auf
den Frosch.
    »Jemand muss Will anstupsen!«, rief eine Stimme. »Er bleibt
zurück!«
    Einer der Männer nahm einen Stock und trat damit hinter Will,
der ein wenig schneller sprang, um dem drohenden Prügel zu entkommen.
»Ich mache es!«, rief ich, schnappte mir den Stock und tat, als
verprügelte ich den königlichen Spaßmacher, obwohl ich mit dem Stock
nur auf den Boden eindrosch und nicht einmal Wills Hose berührte.
    Nun sprang Will, so schnell er konnte, doch der Frosch war
völlig verängstigt und schien instinktiv zu wissen, dass die dichte
Dornenhecke mit den Bohnenblüten am Ende des Obstgartens sein sicherer
Hafen war. Er hüpfte wie wild darauf zu, und Will hatte um eine
Nasenlänge das Nachsehen. Applaus brandete auf, und man hörte das
Klingen der Münzen, mit denen die Wetten beglichen wurden. Die Königin
hielt sich den Bauch und lachte aus vollem Halse, und Jane Dormer legte
schützend einen Arm um ihre Taille, froh, ihre Herrin zumindest einmal
so fröhlich zu sehen.
    Will stand auf und schüttelte seine langen Glieder. Er grinste
über das ganze Gesicht und verneigte sich vor der Königin. Der Hofstaat
schritt lachend und plaudernd weiter, doch ich legte Will eine Hand auf
den Arm und hielt ihn zurück. »Danke.«
    Er sah mich unverwandt an, jeder Zoll ein ernster Mensch, kein
Spaßmacher mehr. »Kind, du kannst einen König nicht ändern –
du kannst ihn nur zum Lachen bringen. Zuweilen, wenn du ein sehr guter
Narr bist, kannst du ihn dazu bringen, über sich selbst zu lachen, und
so dafür sorgen, dass er ein besserer Mensch und ein milderer Herrscher
wird.«
    »Ich war ungeschickt«, gab ich zu. »Aber Will, ich habe heute
mit einer Frau gesprochen: Was sie mir erzählte, hätte dich zum Weinen
gebracht!«
    »In Frankreich ist es noch viel schlimmer«, sagte er hastig.
»Und in Italien. Und am schlimmsten, gerade du solltest das am besten
wissen, ist es in Spanien.«
    Ich besann mich. »Ich bin nach England gekommen und habe
geglaubt, dies wäre ein Land, in dem man Erbarmen kennt. Die Königin
würde doch nicht die Ehefrau eines Priesters verbrennen lassen!«
    Will ließ einen Arm auf meine Schultern krachen. »Kind, du
bist wahrlich eine Närrin«, sagte er nachsichtig. »Die Königin hat
keine Mutter, die ihr Rat erteilen könnte, keinen Mann, der sie liebt,
und kein Kind, dem sie sich widmen kann. Sie will das Richtige tun und
hört von allen Ratgebern, dass sie dieses Land am besten wieder ins Lot
bringt, indem sie ein paar Namenlose verbrennen lässt, die ohnehin für
die Hölle bestimmt waren. Es mag sein, dass ihr Herz für die Opfer
blutet, doch sie opfert sie, um die Übrigen zu retten, so wie sie ihre
eigene unsterbliche Seele opfern würde. Deine Gabe und meine Gabe
sorgen dafür, dass sie niemals auf den Gedanken kommt, einen von uns zu
opfern.«
    Ich wandte ihm mein Gesicht zu. Nun war es ernst geworden.
»Will, ich habe ihr vertraut. Ich würde ihr mein Leben anvertrauen.«
    »Du tust recht daran«, sagte er mit gespieltem Einverständnis.
»Du bist wahrlich ein Narr. Nur ein Narr würde einem König vertrauen.«
    Im Juli hätte der Hof auf Reisen

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