Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
Abend hatte der Boss sie natürlich auf einen Großeinsatz vorbereitet, aber fairerweise musste gesagt werden, dass er von Anfang an auf Heiligabend gesetzt hatte. Außerdem ging er davon aus, dass der Einbruch nach Schließung des Museums stattfinden würde, da er nicht glaubte, dass Zal noch einmal eine Geiselnahme riskieren wollte. Auch darauf waren sie zwar eingestellt, aber es wirkte eher unwahrscheinlich, dass er sich noch einmal in die Enge treiben lassen würde, zumal er wissen musste, dass so eine Überraschungsflucht kein zweites Mal klappen konnte. Ein nächtlicher Raubzug hatte auch den Vorteil, dass das Wachpersonal auf ein Minimum reduziert war, denn von den beiden bewaffneten Polizisten, die bis zur Ablösung am Morgen die Horsburgh-Juwelen bewachten, konnte er nichts wissen.
»Er braucht den Schutz der Dunkelheit«, hatte Shaw beobachtet. »In die Bank ist er zwar am helllichten Tag marschiert, weil die geöffnet sein musste, aber für seinen Abgang hat er bis nach Sonnenuntergang gewartet. Dummerweise für uns wird es zur Zeit schon gegen vier Uhr nachmittags dunkel.«
Sie konnten zwar nicht mit Sicherheit sagen, dass sie nichts übersehen hatten, und Shaw war auch nicht so arrogant, dass er glaubte, er könnte jede von Zals Bewegungen vorhersehen, aber er wollte ihn auf keinen Fall zweimal mit derselben Methode durchkommen lassen. Also hatten sie ein paar arme Schweine unter der Erde postiert und überwachten außerdem mehrere mögliche Ein- und Ausgänge des Tunnelsystems. Ein IT -Experte war angefordert worden, hatte eine neue, topmoderne Firewall installiert und überwachte das Computersystem des Museums auf mögliche Viren und Trojaner. Bisher war es sauber geblieben.
Angelique hoffte, dass Zals verwirrendste Bemerkung wirklich nur ihre Absolution hatte sein sollen. Sie hatte ihre Arbeit getan, wie sie es ihm gesagt hatte, und jetzt war das Netz ums Dalriada so eng gespannt wie ein Kamelarschloch im Sandsturm. Wie diese riesige Mausefalle Parnell helfen sollte, wusste sie wirklich nicht.
Unter Druck
Die ersten Schüsse waren noch nicht gefallen, und die Welt hatte noch nichts davon mitbekommen, aber der Kampf für die gute Sache war in vollem Gange. Für den uneingeweihten Beobachter hätte Walter Thorn vielleicht bloß ausgesehen wie ein Mann mittleren Alters, der in einem engen, übelriechenden Toilettenverschlag auf der Klobrille hockte, aber in Wirklichkeit war er ein speziell ausgebildeter Geheimagent in verdeckter Mission und wagte sich in die Höhle des unmoralischen Löwen.
Er griff wieder nach der Pistole und spürte ihr Gewicht. Sie fühlte sich gut an, wie sie sich jedes Mal beim Training gut angefühlt hatte, bis er aus der vorgegebenen Entfernung neun von zehn Mal ins Schwarze traf. Alles an der Aktion fühlte sich gut an, und er wünschte, er hätte sich schon vor Jahren bei so einer direkten Aktionsgruppe engagiert. Er würde zwar nicht sagen, dass er mit seiner bisherigen Tätigkeit seine Zeit verschwendet hätte – ganz im Gegenteil, er hatte eine wertvolle Rolle in der Bewegung gespielt – aber, seien wir ehrlich, in der Rolle hatte er nur von außen kommentieren können. Jetzt war er mitten im Geschehen.
Selbst Mary hatte bemerkt, dass er in den letzten Tagen viel beschwingter wirkte, und er konnte wohl sagen, dass er womöglich bald ihre Betten würde zusammenschieben müssen, wenn diese Energie und Lebenskraft fortdauerten.
Seine Uhr zeigte 08:24. Es war fast so weit. Er hatte angenommen, dass ihm die Wartezeit schwerfallen würde, dass Langeweile und etwaige Zweifel ihn mehr martern würden als ein möglicherKrampf. Das Gegenteil war eingetreten. Seine Entschlossenheit wuchs mit jeder Stunde nur, und auch seine erwartungsvolle Begeisterung nahm mit jeder Minute zu.
Er war unter der Elite der Elite, den drei Agenten, die bei der Mission wirklich Hand anlegen durften. Die weniger ranghohen (aber selbstverständlich ebenso wertvollen) Mitglieder von F& CK - JU hatten ihre Aufgabe erledigt und waren nun sicher zur ökumenischen Mahnwache gestoßen, wo sie mit dem Rest von F& CK für den Erfolg der Mission beteten. Eine gute Stunde vor Schließung hatten sie zu sechst das Museum betreten – Walter, Liam McGhee und Monty Masterton als aktive Einheit, der Rest zur logistischen Unterstützung. Walter und Liam trugen beide versteckte Pistolen, während die anderen Hämmer, Meißel und Bügelsägen hereingeschmuggelt und in den Spülkästen der Herrentoilette versteckt
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