Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
Vom Netzwerk:
hatten. Beim Verlassen des Museums hatte jedes Mitglied des Logistikteams das Drehkreuz zweimal durchlaufen lassen, damit die Eintritts- und Ausgangszahlen übereinstimmten. Als das Museum zumachte, hatten die Agenten der aktiven Einheit ihre Positionen in den Toilettenkabinen bezogen, deren Türen sie nur anlehnten, um sich dann auf die Brille zu hocken, damit sie bei der kurzen Überprüfung der Räumlichkeiten nicht gefunden wurden.
    Die Taktik war riskant, aber wie sich herausstellte, hatte Monty das Datum nicht nur wegen seiner Symbolik ausgewählt. An diesem Abend christlicher Wiedergeburt wollten die Museumsmitarbeiter nämlich so schnell wie möglich in den Pub kommen.
    Zwanzig nervenaufreibende Minuten nach der letzten Durchsage kam der Augenblick der Wahrheit. Der Wachmann führte nur eine fahrlässig unzureichende Prüfung durch: Er betrat den Raum kaum und gab sich wohl damit zufrieden, dass alle fünf Kabinentüren einen Spalt offen standen und auch die Urinale frei waren. Er rief noch »hallo« und ging dann weiter, als er keine Antwort bekam.
    Wie Monty ihnen versichert hatte, sollte so eine Kontrolle bloß sicherstellen, dass keine verträumten Besucher im Museum eingeschlossen wurden. Die anderen Sicherheitsvorkehrungen warenda schon wirkungsvoller, doch sie alle waren nur darauf ausgelegt, Diebe daran zu hindern, das Gebäude mit den sogenannten Kunstwerken zu verlassen. Gegen deren Zerstörung gab es keinen speziellen Schutz.
    Die Stille der folgenden Stunden verlieh der Herrentoilette eine seltsam klösterliche Atmosphäre. Walter konnte seine Mitstreiter atmen hören, aber wie vereinbart sprach niemand. Doch jeder wusste, dass er nicht allein war. Gemeinsam waren sie stark.
    Der Augenblick rückte näher, jetzt dauerte es keine Minute mehr. Walter hatte eine gewisse Angst vor diesem Moment erwartet, doch er zitterte und ihm war fast übel vor Anspannung, was nur Symptome einer unglaublichen Begeisterung waren, einer Energie, die bald ein Ventil brauchte, damit er nicht explodierte.
    »Meine Herren, es ist so weit«, verkündete Monty schließlich fünfzehn Sekunden vor der Zeit auf ihren synchronisierten Uhren. »Das Urteil des HERRN steht bevor.«
    »Amen«, erwiderten Walter und Liam unisono.
    Für F& CK - JU hatte die Stunde geschlagen.
    Jeder zog sich seine Halloween-Plastikmaske über, und sie verließen die Toilette. Im Flur war es dunkel, aber der Eingang des Ausstellungssaals lockte sie mit seinem Leuchten. Die Schwuchtelschund-Ausstellung, wie Monty sie nannte, befand sich in der neuen South Hall, die auf einer Seite eine Glasfront hatte, durch die die blassgrüne Außenbeleuchtung hereinschimmerte.
    Walter hatte eine Pistole in den Händen, einen Hammer im Gürtel, einen Meißel in einer Socke und, wie er etwas verstört feststellte, eine Erektion in der Unterhose. Was soll’s, er wollte nicht weiter darauf achten. Vor ein paar Minuten war es ihm vorgekommen, als harrte jede Faser seines Körpers angespannt dieser Undercover-Aktion, und jetzt wusste er, dass das keine Übertreibung gewesen war.
    »Nicht vergessen«, flüsterte Monty, »wenn wir durch den Eingang sind, zügig vorgehen und nicht die Bilder berühren.«
    Sie waren den Ablauf schon tausendmal durchgegangen, aber Walter konnte Monty nicht vorhalten, dass er sie jetzt in der heißenPhase noch einmal daran erinnerte: Im Eifer des Gefechts verlor man leicht die Grundlagen aus den Augen, wenn man sich nur auf sein Ziel konzentrierte. Die Gemälde waren mit Drähten gesichert, die schon einen Alarm auslösen würden, wenn man den Rahmen auch nur antippte. Wie Monty aber erklärt hatte, benötigte die riesige Skulptur, die sie sich vorknöpfen würden, keine solche Sicherung, weil man schon einen wilden Stier bräuchte, um sie umzuwerfen, und einen Gabelstapler, um sie zu transportieren. Stattdessen wurde sie von einer Kamera überwacht; bzw. von einer Kamera gefilmt, die wiederum von einem Nachtwächter überwacht wurde, der lieber die Sportseite des Daily Record las.
    Natürlich wurde das Signal der Kamera auch aufgezeichnet, und diese Aufnahmen konnten den Jungs in Blau trotz der Masken entscheidend weiterhelfen, weshalb Walter die Aufgabe hatte, die Linse mit seiner Luftpistole herauszuschießen. Dann konnten sie zu Phase zwei übergehen. Wenn das Bild schwarz wurde und er die darauf folgenden Geräusche hörte, würde der Nachtwächter angerannt kommen, aber für den hatte Liam seine Pistolenattrappe dabei. Keiner von ihnen

Weitere Kostenlose Bücher