Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)
Hawkins.
Als Angelique um die Ecke kam, sah sie Shaw vor einem Mann in Handschellen mit dem versteinerten Gesichtsausdruck des Serienfestgenommenen stehen. Gleich mit dem ersten kurzen Blick konnte sie ihre größte Sorge ausräumen: Es war nicht Zal. Als sie genauer hinsah, erkannte sie den Mann.
»Wenn er den Mund aufmacht, kommt kein Amerikanisch raus«, erklärte sie. »Das ist Liam McGhee, der Chef von FucK.«
»Wovon?«, fragte Shaw.
»Von Familie und christliche Keuschheit, Sir. Davon haben Sie in London wohl nichts mitgekriegt. War ein normaler Kleinkrimineller, bis er im Knast seinen Glauben entdeckt und eine christliche Lobbygruppe gegründet hat. Was machst du hier, Liam? Hast du etwa auf dem Weg nach Damaskus die Erleuchtung erfahren und widmest dich jetzt lieber wieder deiner Verbrecherkarriere?«
Er schwieg weiter, ignorierte sie demonstrativ und starrte ins Leere.
»Deine letzte Festnahme ist ’ne Zeit lang her, was, Liam? Das Recht zu schweigen gibt’s nämlich nicht mehr.«
»Hawkins, klären Sie ihn mal über seine Rechte auf«, befahl Shaw.
»Ja, Sir.«
»Das hier ist ein berechtigter Protest«, rief McGhee plötzlich. »Als Christen und Eltern ist es unsere Pflicht, uns gegen die Verschwendung öffentlicher Gelder für unmoralischen Schund einzusetzen. Wenn die Behörden unsere Kinder nicht vor Pornografie schützen, müssen wir es eben selbst tun.«
»Du hast bloß keine Kinder, Liam«, erinnerte Angelique ihn.
»Wir sind für alle Kinder verantwortlich.«
Weiter hinten im Flur setzten sich die Sicherheitstore langsam ratternd in Bewegung. Shaw und Angelique gingen sofort darauf zu. Angelique griff nach ihrem Funkgerät, weil sie nicht wusste, ob Shaw sich im Gebäude so gut auskannte wie sie.
»Die Tore an der South Hall öffnen sich. Wir kommen durch den Westeingang rein. Wir brauchen sofort jemanden am Osteingang.«
Shaw nickte und duckte sich durch den wachsenden Spalt.
»Kann mal jemand hier drinnen Licht anmachen?«, sagte er ins Funkgerät.
»Ja, Sir.«
Angelique folgte ihm in den Saal.
»Ein Protest gegen Pornografie?«, fragte er.
»Der übliche Quatsch, Sir. Ein bisschen dramatischer als Plakate und Parolen, aber die Hintergründe sind dieselben.«
»Die Hintergründe sind mir egal, bloß das verdammte Timing macht mich sauer. Die Arschlöcher haben uns die Überraschung versaut.« Er seufzte müde und sah aus, als würde er am liebsten mit der Faust ein Loch durchs nächste Bild schlagen. »Naja,schnappen wir eben die anderen, dann ist Ruhe. Hat einer von euch Pappnasen ’nen Verdächtigen gesehen?«
»Sir«, kam eine Antwort. » PC Keir hier, draußen. Hier hinten steht ’n Lieferwagen vor der Laderampe. Scheiße, nee, vergessen Sie’s. Der gehört der Stadt. Ist außerdem auf Ziegeln aufgebockt.«
»Großartig«, brummte Shaw. »Und halten Sie bloß die Augen auf, vielleicht finden Sie ja noch ein paar verwaiste Einkaufswagen.«
»Tut mit leid, Sir.«
»Idiot.«
Sie gingen zur Spitze des Saals, wo sie drei Kollegen trafen, die vom anderen Ende her gekommen waren und offensichtlich keinen Gefangenen dabeihatten.
»Das war doch bestimmt nicht der eine Spinner alleine.«
»Das glaub ich nicht, Sir«, versicherte Angelique. »Er hat ›wir‹ gesagt.«
»Tja, aber diese blöden Wichtigtuer sprechen gerne mal von sich im Plural.«
Anscheinend bemerkte Shaw jetzt erst die Statue, neben der sie stehen geblieben waren. Er starrte sie eine Weile ungläubig an und kicherte dann unwillkürlich in sich hinein. »Regen sich die Jesusfreaks deswegen so auf?«
»Sieht so aus. Der Große hier hat wohl ihr Anstandsgefühl verletzt.«
»Naja, aber als Pornografie würde ich den jetzt nicht bezeichnen.«
»Nein, die ist da …«
Angelique wollte ihn gerade auf den Voyeur -Würfel aufmerksam machen, als die Installation ihr selbst zuvorkam, und ein Bild auf die Außenwände projiziert wurde. Einen Augenblick später starrte auf allen vier Seiten ein Mann mit gehetztem Blick und gerötetem Gesicht in die Kamera.
Shaw schaute den Bildschirm mit schiefem Grinsen an.
»Ich bin zwar schon lange nicht mehr bei der Sitte, aber ich glaub, dafür steht in Soho keiner Schlange. Ah, jetzt geht’s los.«
Der Mann auf dem Bild zog seinen steifen Penis aus der Hose.Die fünf Polizisten sahen in erschrockener Stille zu, wie er wild zu masturbieren anfing, mit gequältem, verstörtem Gesicht an sich zerrte, bis er so kraftvoll ejakulierte, dass die Absonderung in einem Bogen
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