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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Polizei ging raus, aber das Kommando zur Verriegelung des Tresors nicht. Auf dem Monitor hätte es für die Mitarbeiter ausgesehen, als würde das System korrekt reagieren, aber in Wirklichkeit wusste der Computer nicht, dass der Alarmknopf gedrückt worden war. Die Verbindungen nach außen wurden gekappt, damit die Zentrale die Kontrolle über das System nicht zurückerlangen konnte. Die Räuber konnten den Safe öffnen, wann immer sie wollten.«
    »Wann immer sie wollten«, wiederholte Shaw und wandte sich wieder an den ganzen Raum. »Und dennoch wollten sie das Ganze in die Länge ziehen und alle, so auch unsere DI de Xavia hier, glauben lassen, dass der Karren im Dreck steckte. Denn so erwartete keiner, dass sie einfach abhauen würden, bevor sie nicht hatten, was sie wollten, wenn nichts Unvorhergesehenes passierte. Das tut es natürlich: Es heißt, die Bombe könnte unkontrolliert zünden, und alle, auch die Polizei, rennen vom Gebäude weg, während die Räuber fliehen. Und als sich der Staub im wahrsten Sinne des Wortes gelegt hat, sind sie schon längst mit der U-Bahn abgehauen, wo wir sie nicht erreichen können, weil uns Massen von Rangers-Fans auf dem Heimweg vom Ibrox Stadion entgegenströmen.
    Sie machen sich mit achthunderttausend Pfund davon und hinterlassen uns nichts als eine Riesenblamage. Keine Fingerabdrücke, keine Personenbeschreibungen (bis auf die unübersehbare Tatsache, dass einer von ihnen kleinwüchsig ist), dafür als zusätzlichen Scherz aber eine Stofftasche mit fünf Maschinenpistolen-Attrappen, damit wir auch ganz sicher verstehen, wie toll sie uns verarscht haben.«

    Shaw hielt einen Augenblick inne, damit alle diese Kränkung ihrer Kollektivehre voll auskosten konnten, als wäre er Alex Ferguson, der die Wutreserven seiner Männer als Motivationsquelle anzapfte. Auch Angeliques eigene Entschlossenheit hätte sich verdoppeln müssen, doch irgendwie blieb ihr das alles relativ gleichgültig; vielleicht lag das an ihrem Status als ›informelle Beraterin‹.
    »Also«, fuhr Shaw fort, »wer sind sie? Was wissen wir über sie? Wie waren noch mal die Namen, die sie verwendet haben?«
    »Jarry, Athena, Chagall, Dalí und Ionesco, Sir.«
    »Ich nehme mal nicht an, dass die in irgendeiner Datenbank bekannter Decknamen auftauchen – dazu sind unsere Räuber zu schlau – aber Mr Blue, Mr Pink und Mr Brown sind sie auch nicht, also was steckt dahinter?«
    »Das sind Surrealisten und Absurdisten, Sir«, brachte Sonnenschein Bailey den unerwartetsten Beitrag des Morgens.
    »Was?«
    »Dalí und Chagall – beides surrealistische Maler. Jarry und Ionesco sind Autoren des absurden Theaters. Zwei der Räuber haben Warten auf Godot von Samuel Beckett aufgeführt, auch absurdes Theater, allerdings hat das Stück normalerweise mehr als zwei Rollen.«
    »Sie haben Handpuppen benutzt«, erklärte jemand anders. »Also, jetzt keine richtigen Puppen. Die Geiseln haben gesagt, sie haben mit den Händen geredet.«
    »Woher wissen Sie das alles?«, fragte Shaw Bailey mit einem skeptischen, fast mahnenden Blick.
    »Kollege Internet, Sir. Der Polizist mit allen Antworten.«
    Shaw wirkte erleichtert, dass die Glasgower Polizei nicht mittlerweile Theaterliebhaber einstellte. Auch Angelique war erleichtert: Bis gerade eben hatte sie allzu viele Vorurteile korrigieren müssen, also tat es gut, als sie einen der Gründe für Shaws Ruf als »echter Bulle von früher« sah.
    »Okay, was ist mit Athena? Das ist der Schläger der Truppe. Mr Passt-nicht-dazu. Was hat Kollege Internet über ihn zu sagen?«

    »Über sie, Sir. Griechische Göttin der Weisheit. Das heißt, unser Mann passt in vieler Hinsicht nicht dazu.«
    »Weisheit. Über den wollten sie sich wohl ziemlich lustig machen.«
    Angelique lachte, weil sie plötzlich kapiert hatte, wie der Name gemeint war. Vor Baileys Erklärung hatte sie eigentlich nur von Dalí gehört, aber jetzt verstand sie den Witz.
    »Sie haben ihn nach Strich und Faden verarscht«, erklärte sie, als ihr Lachen Shaws Aufmerksamkeit auf sich zog. »Dalí und Chagall sind große Maler, Jarry und Ionesco große Schriftsteller, ja? Athena dagegen war doch diese Ladenkette, wo man die ganzen peinlichen Poster kaufen konnte, wie das von der Tennisspielerin, die sich am nackten Arsch kratzt.«
    »Ja? Gab es die Läden denn auch in Amerika?«
    »Keine Ahnung, aber die Räuber kennen sich ja auch mit anderen Aspekten unserer Popkultur ganz gut aus. Das wäre schon ein verdammt großer

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