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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Schauspieltalent war.«

    »Aber er hat Ihnen trotzdem eine glaubwürdige Show geliefert.«
    »Ich auch. Ich hab die doch selbst angefleht, sie sollen die Geiseln laufen lassen und das Gebäude räumen, wie sie es von Anfang an geplant hatten. Die haben mich und alle anderen ausgespielt, warum dann nicht einen Volltrottel wie den?«
    »Vor allem, wenn es ihnen zwanzig Prozent extra von der Beute einbringt. Scheiße, das war’s dann wohl mit dem Ansatz, dass er jetzt das große Geld verprasst, was?«
    »Ja, aber wenn wir ihn trotzdem finden, hat er garantiert keine Skrupel, die anderen zu verraten.«
    »Bloß weiß er wahrscheinlich einen Scheiß über die. Wenn sie wussten, dass sie ihn verarschen würden, dann haben sie sich von Anfang an gegen ihn geschützt.«
    »Wenigstens wird er im Gegensatz zu uns ihre Gesichter kennen.«
    Shaw seufzte müde und wirkte überhaupt nicht wie ein echter Superbulle von früher.
    »Sicher«, gab er zu, »aber, unter uns, de Xavia, ich glaube, wir haben so gut wie keine Chance, die Kerle zu schnappen, ob wir nun wissen, wie sie aussehen oder nicht. Keine Fingerabdrücke, keine Beschreibungen, sicher auch ein paar raffinierte Alibis. Selbst wenn wir jemanden finden würden, bräuchten wir schon ein Geständnis, damit wir ihn einbuchten können.«
    »Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, Sir, das hört sich nun wirklich nicht nach dem siegessicheren Tatendrang an, für den Sie Ihre Fans immer rühmen.«
    Shaw grinste, und beide verstanden einander, ohne dass alle Einzelheiten ausgesprochen werden mussten.
    »Ach, ich bin schon ein verdammt toller Hecht«, sagte er nach einer Weile, »aber man muss auch mal realistisch einschätzen, womit man es zu tun hat. Ich hab hier in der Gegend schon ein paar fiese Typen eingebuchtet, und in London natürlich auch. Aber wissen Sie, was die alle gemeinsam hatten?«
    »Sie hatten alle ihre Mama lieb?«
    »Sie waren alle verdammte Vollidioten. Seien wir mal ehrlich,man fängt keine Verbrecherkarriere an, wenn man ein bisschen was auf dem Kasten hat. Ich will hier ja nicht den großen Soziologen geben, aber wenn man die Fähigkeiten hat, sich mit ehrlicher Arbeit ein gutes Leben zu verdienen … Sie wissen, worauf ich hinauswill. Haben Sie die Sache letzten Monat in der Zeitung gelesen? Ein paar Vollidioten haben in Cambuslang einen Bulldozer von der Baustelle geklaut und wollten damit ’nen Geldautomaten aus der Wand rammen. Denen ist die halbe Bank auf den Schädel gestürzt, und die Rechte wurden ihnen im Krankenhaus verlesen. Damit haben wir es normalerweise zu tun: Trottel mit Strumpfhose über dem Kopf, die mit ’ner abgesägten Schrotflinte die Bausparkasse überfallen. Nicht mit so was wie hier. Der arme Drew McMaster ist bestimmt ’nen Monat lang außer Gefecht und muss sich die Gehirnwindungen entwirren lassen.«
    »Warum wollen Sie es dann überhaupt versuchen?«
    »Ich mag Herausforderungen.« Er grinste selbst über dieses abgedroschene Klischee. »Nee, das hat folgenden Grund: Vor ein paar Jahren gab’s in London das perfekte Verbrechen. Zwei Typen begehen einen Auftragsmord: keine Zeugen, keine Motive, keine Verbindung. Und jetzt der Clou: Sie vergraben die Leiche in einem frischen Grab auf dem Friedhof. Schleichen sich in der Nacht hin, die Erde ist noch locker, sie hieven den Sarg raus und legen die Leiche darunter, falls die Grabstelle irgendwann neu vergeben wird. Sarg und Erde zurück, und alles sieht wieder aus wie vorher. Kein Motiv, keine Leiche, kein Verbrechen. Schlau, was?«
    »Und wie.«
    »Und woher weiß ich das alles? Warum sitzen die beiden lebenslänglich in Parkhurst? Weil die Idee so schlau war, dass sie im Pub allen davon erzählen mussten. Unsere Räuber sind wahrscheinlich zu schlau für so was, aber wenn sie doch irgendwann Mist bauen, bin ich da.«
    Angeliques Telefon klingelte, als sie Shaw hinterhersah. Wenn sie doch irgendwann Mist bauen. Wie sagte noch der weise Harry Hill? Damit würde ich nicht rechnen.

    Sie nahm ab.
    »De Xavia.«
    »Hi.«
    Danach schwieg er eine Weile, und auch Angelique sagte nichts. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie es wahrscheinlich nicht gekonnt. So etwas war noch nie passiert, sie wusste einfach nicht, wie sie reagieren sollte, dabei war sie sich todsicher, wen sie da gerade anschwieg. Kann man eine Stimme schon am »Hi« erkennen? Kann man da überhaupt schon einen Akzent einordnen? Entweder wusste irgendetwas in ihr instinktiv, wer dran war, oder der Wunsch war Vater

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