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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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selbst betreiben, zu denen man in dem Geschäft die Ausrüstung bekommen konnte – vom Klettern über Triathlon bis zum Skijöring. Zwei Blusen und zwei T-Shirts, die halbwegs ihren Geschmack trafen, fand sie gleich nebenan. In dem Bekleidungsgeschäft wurde sie von einer gemütlichen Verkäuferin bedient, die offenbar den Restbestand an Playtex-Zauberkreuz- BH s aufgekauft hatte und diese jetzt nacheinander auftrug. Die Frau schob zwei gewaltige, torpedoartig zulaufende Brüste vor sich her, und damit das auch jeder sah, hatte sie sich in ein viel zu enges Spandextop gezwängt. Was sie nicht daran hinderte, freundlich und geduldig richtige Größen heranzuschaffen und anprobierte Stücke wegzuhängen.
    Christine fragte nach Unterwäsche. Die Verkäuferin schaute verschwörerisch, als hätte Christine nach dem nächsten Beate-Uhse-Depot gefragt. Immerhin beschrieb sie ihr den Weg zu einem entsprechenden Fachgeschäft. Dort zahlte Christine für sechs simple Baumwollschlüpfer so viel wie in Rosenheim für eine Komplettausstattung Reizwäsche. Das Waschzeug zu kaufen war hingegen kein Problem – die Drogerie war das größte Ladengeschäft in der ganzen Fußgängerzone. Christine grübelte ergebnislos über den Grund dafür nach. Litten die Einheimischen an kollektivem Waschzwang? Oder vergaßen die Touristen grundsätzlich ihre Zahnpasta? Irgendwo dazwischen musste die Wahrheit liegen, denn das Geschäft war proppevoll.
    Schließlich kaufte Christine noch einen Ortsplan und eine Wanderkarte. Auf dem Ortsplan suchte sie als Erstes ihr neues Quartier, das Haus, in dem der tote Gleitschirmflieger seine Ferien verbracht hatte. Es lag an einem Hügel in einer kleinen Nebenstraße ganz in der Nähe der Klinik.

    Hauptwachtmeister Holzhammer stand vor dem Haus der Vermieterin Schön. Er kannte die Zimmerwirtin des Toten, genauso wie er die meisten Einheimischen des inneren Landkreises kannte. Er wusste, dass sie allgemein unbeliebt war und dass das Fremdenverkehrsamt ihr wegen ihrer Unfreundlichkeit nur im äußersten Notfall Gäste vermittelte.
    Einmal waren Urlauber nach zwei Nächten bei ihr wieder ausgezogen und hatten mit Sack und Pack eine Sitzblockade vor dem Rathaus veranstaltet, in dem sich auch die Zimmervermittlung befand. Damals war Holzhammer gerufen worden, um dem Protest ein Ende zu machen, aber als ihm das junge Pärchen erzählte, was passiert war, hatte er sie direkt mit nach Hause genommen und bei sich im Gästezimmer einquartiert. Die Schön hatte den beiden allen Ernstes verbieten wollen, nach zehn Uhr abends noch auf dem Balkon zu sitzen.
    Das Haus der Schön war uralt und nicht im besten Zustand. Der Garten hingegen war perfekt gepflegt. Ein klassischer Bauerngarten mit sauber geschnittenen Obstbäumen, großen, schwer tragenden Beerensträuchern und prachtvoll blühenden Rosen und Dahlien. Selbst der Komposthaufen machte einen gepflegten Eindruck. Auf einem Pfeiler neben der Auffahrt lag eine große, rote Katze und blinzelte Holzhammer verschwörerisch zu, bevor sie wieder das Einflugloch eines etwas zu niedrig aufgehängten Meisenkastens in den Blick nahm. Die Hausherrin war nirgends zu sehen.
    Holzhammer ging – von einer schwarzen Katze verfolgt – zur Haustür und klopfte. Als niemand antwortete, drückte er die Klinke und trat ein. Noch vor zwanzig Jahren war hier in der Gegend jede Haustür unverschlossen gewesen, denn Diebstahl kam praktisch nicht vor. Jeder kannte jeden, und wenn jemand ein Haus betrat, das ihm nicht gehörte, so konnte er sicher sein, dass eine neugierige Nachbarin dies registrierte, um Stoff für den nächsten Klatsch zu haben. Damals war seine Arbeit noch einfacher gewesen.
    Als Holzhammer in den düsteren Flur trat, fiel ihm zuerst der Geruch nach Katzenpisse auf, der ihn an die Zeit erinnerte, als seine Tochter ihm mit dem Wunsch nach so einem Haustier auf die Nerven gegangen war. Er war strikt dagegen gewesen, genau aus dem Grund, dass diese Tiere ein eigenes Klo brauchten, das sie jedoch nicht selbst sauber machten.
    Holzhammer betrat die Küche, hier roch es nach Essen – nach Kohl, um kriminalistisch genau zu sein. Wie in praktisch allen Häusern in der Gegend handelte es sich um eine große Wohnküche. Dort spielte sich in der Regel der Großteil des Familienlebens ab – wenn man denn Familie hatte, was bei der Schön nicht der Fall war. Wohnzimmer hatten diese Häuser auch. Aber dabei handelte es sich um das Modell «Gute Stube», das nur am Sonntag nach der

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