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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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gesellschaftlich gemeinsam auftreten, abends Fachgespräche führen, sich über Kongresse austauschen und gemeinsam über Kollegen lästern. Klar, am Anfang hatten sie auch im Bett eine Menge Spaß gehabt.
    Vor ihrem ehemaligen Zuhause angekommen, merkte sie, wie sich ihr Magen zusammenzog. Ihre Hand zitterte, als sie den Schlüssel ins Schloss steckte. Drinnen war auf den ersten Blick alles wie immer. Nur im Schlafzimmer lag eine einzelne Herrensocke herum. Christine öffnete die Schränke ihres Mannes. Alles war weg. Er war also schon da gewesen. Sie holte ihre eigenen Koffer und packte wie für einen vierwöchigen Urlaub. Dann ging sie in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Aus dem Kühlschrank schlug ihr der Geruch verdorbener Lebensmittel entgegen. Sie beschloss, dass das Haus so schnell wie möglich weg musste. Genauso wie die klumpige, schimmelige Milch, die sie in den Ausguss schüttete.
    Inzwischen war es wieder ein richtig heißer Sommertag geworden – von dem gestrigen Unwetter war nichts mehr zu spüren. Beim Kofferschleppen kam sie richtig ins Schwitzen. Die nächste Hürde bestand darin, die zwei großen Koffer plus Tasche im Kofferraum ihres Sportwagens zu verstauen.
    Als der Wagen schließlich mit Slips, Schuhen, T-Shirts, Blusen, Hosen, Röcken und einigen Büchern beladen war, machte sie sich unverzüglich auf den Rückweg. Gewohnheitsmäßig schaltete sie das Autoradio an. Gerade wurde von einem Giftmord in Norddeutschland berichtet. Jemand hatte seine Schwiegertochter mit Marmelade vergiftet, jedenfalls war das die Überzeugung der Staatsanwaltschaft. Eine Obduktion war angeordnet worden, und man hatte tatsächlich Gift gefunden. Gift, das sich offenbar auch in einem Marmeladenglas befand, das die Schwiegermutter der Toten geschenkt hatte. Die Schwiegermutter leugnete vehement, doch ihr Mann belastete sie schwer, indem er behauptete, dass seine Frau schon immer eifersüchtig auf die Tote gewesen wäre und es ihr niemals verziehen habe, den einzigen Sohn an sich gebunden zu haben. Der Sohn gab indes vor zu trauern und hatte ein Alibi, da er sich zur Zeit des Mordes auf Geschäftsreise befunden hatte.
    Christine schüttelte den Kopf. Schwiegermuttermord? Ihre eigenen Schwiegereltern waren nett, sie mochte die beiden. Wie würden sie wohl auf die Scheidung reagieren? Würden sie den Kontakt abbrechen? Würde sie selbst überhaupt noch Kontakt wollen? Nach und nach wurde ihr bewusst, wie viel Leben an so einer langjährigen Beziehung dranhing. Sie trat aufs Gaspedal, um die Gedanken hinter sich zu lassen.
    Gegen achtzehn Uhr war Christine wieder in ihrem Ferienzimmer. Sie schleppte die beiden Koffer hinauf und ging dann in die Küche, um ihre Wirtin nach einigen zusätzlichen Kleiderbügeln zu fragen. Unwillig wie immer kam diese der Bitte nach, indem sie eine Handvoll Bügel aus dem frei gewordenen Nachbarzimmer holte. Anscheinend war der Kamerad des toten Gleitschirmfliegers abgereist. Christine hängte ihre Blusen und Röcke auf und stapelte alles andere in die Schrankfächer. Dann fiel ihr ein, dass sie versuchen sollte, einen günstigeren Preis auszuhandeln, wenn sie jetzt auf unabsehbare Zeit hier wohnen blieb. Sie ging wieder in die große Küche hinab, doch die Wirtin war nirgends mehr zu sehen.
    Der Abend war mild, und gegessen hatte Christine bereits auf der Rückfahrt. Also setzte sie sich mit einem Buch und einer Flasche Mineralwasser auf den Balkon. Doch ihre Gedanken schweiften ab. Sie stand auf und sah versonnen in den Abendhimmel. Wenn sie sich ein bisschen vorgebeugt hätte, hätte sie genau in das Wohnzimmer von Matthias hineinsehen können. Aber das tat sie natürlich nicht.
    Stattdessen blickte sie in den gepflegten Bauerngarten ihrer Wirtin hinab. Die hohen Stauden in den Beeten waren alle sorgfältig angebunden, kein einziger Halm Unkraut war auf der lockeren schwarzen Erde zu sehen. Auch der Rasen war erst kürzlich gemäht worden und hätte jedem englischen Schloss zur Ehre gereicht. Die Steingartenpflanzen an der Böschung zum Nachbargrundstück waren schon verblüht.
    Auf der Grenze zwischen Garten und Waldrand stand eine verrottete Futterraufe. Darauf saß eine große, flauschige Katze, deren Schwanz vor Aufregung leicht zitterte. Plötzlich sprang sie ab – hinunter ins hohe Gras. Als sie sich wieder aufrichtete, zappelte in ihrem Maul eine braune Maus. Stolzerhobenen Hauptes schritt die Katze mit ihrer Beute aufs Haus zu. Christine fiel auf, dass einige Meter

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