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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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und er, Holzhammer, machte sich völlig lächerlich. Aber Christine hatte gesagt, dass ein Herztod bei der Zechner auszuschließen war. Und einen Unfall hatte die Frau auch nicht gehabt. Dann hätte man ja irgendwelche äußeren Verletzungen gefunden.

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    5
    Am Sonntagnachmittag herrschte auf der Promenade zwischen Parkplatz und Königssee reger Betrieb. Von der Seelände fuhr alle paar Minuten ein schneeweißes Schiffchen ab, um Gäste zur Halbinsel St. Bartholomä mit ihrer berühmten Kapelle zu bringen. Jener rosafarbenen Kapelle mit Holzschindeldach, die als Titelbild auf jedem zweiten Oberbayern-Bildband prangt. Hinter der Kapelle ragt die 2000  Meter hohe Watzmann-Ostwand auf, und beides zusammen bildet für viele Touristen die Quintessenz der Bergromantik überhaupt. Von der Seelände aus kann man St. Bartholomä allerdings noch gar nicht sehen, weil der See an diesem Ende einen kleinen Knick macht.
    Aus diesem Grund hatte Tanja Bühler mit ihren beiden Söhnen, Sven und Thomas, acht und zehn, gerade den kurzen Spaziergang zum Malerwinkel unternommen. Der Weg war ihr von ihrer Zimmerwirtin empfohlen worden. Und tatsächlich, nach fünfzehn Minuten öffnete sich der Blick über den ganzen See. Durch die Buchen hindurch erblickte man in einiger Entfernung die Halbinsel mit der Kapelle. Am gegenüberliegenden Ufer gab es einen hohen Wasserfall, der allerdings jetzt im Hochsommer nur wenig Wasser führte. Die Boote auf dem See bewegten sich lautlos – sie hatten Elektromotoren. Tanja Bühler wusste das, weil sie die Fahrt nach St. Bartholomä zusammen mit ihrem Mann und den beiden Kindern gestern selbst gemacht hatte. Auf halber Strecke hatte der Bootsführer angehalten und eine Trompete hervorgeholt, um damit eine Melodie zum Fenster hinauszublasen. Alle Passagiere waren ganz still gewesen, und die Echowand hatte geantwortet. Nach der kleinen Vorführung war der Kapitän herumgegangen und hatte Trinkgeld eingesammelt. «Das teile ich dann mit dem, der zurückgeblasen hat», war sein Spruch dazu gewesen.
    Am Ende des Sees erhob sich steil das Steinerne Meer mit seinen schroffen Gipfeln. Am auffälligsten war die Schönfeldspitze, eine gleichmäßig steile Pyramide, die Tanja aus diesem Blickwinkel stark an das Matterhorn erinnerte. Natürlich war sie nicht ganz so hoch, aber ihr kam es vor, als würde ganz oben auch hier etwas Sommerschnee liegen. Vom See schallte leise Trompetenklang herüber. Romantischer ging’s nicht. Tanja hätte den Ausblick gerne noch länger genossen. Doch ihre Söhne quengelten, sie wollten ein Eis. Also machten sie sich auf den Rückweg zur Seelände.
    Natürlich hatten die Touristenläden auch an Feiertagen geöffnet. Es gab Geschäfte für Landhausdirndl, für Sportkleidung und für Halbedelsteine. Überall konnte man Panoramapostkarten, mit Edelweiß bedruckte Tücher und die unglaublichsten Kitsch-Auswüchse wie goldene Steinböcke aus Plastik oder Plüschaffen mit Seppelhut erwerben. Zum Glück gab es direkt gegenüber vom Schiffsanleger auch ein einfaches italienisches Eiscafé. Das hatten Tanjas Söhne schon gestern entdeckt. Bald darauf hielt jeder der beiden eine große Waffel in der Hand.
    Und kaum war das Eis aufgegessen, hatten die Jungen schon die nächste Attraktion ins Auge gefasst, für die Tanja zwei Euro herausrücken musste. Hier war aber nicht das Produkt das Spektakuläre, sondern die Herstellung. Die Jungs warfen ihre Euros in einen altmodischen Automaten, und daraufhin begannen zwei lebensgroße Figuren aus Pappmaché mit einer riesigen Säge dünne Scheiben von einem Baumstamm abzusägen. Nach zwei Minuten fielen die zentimeterdicken Holzscheiben in eine Rinne und rollten zu den begeisterten Kindern. Dann konnten sie ihre Souvenirs mit Motivstempeln selbst bedrucken. Stempel und Stempelkissen lagen in einem kleinen Kasten bereit. Nachdem die Kinder ihre Holzscheiben vorn und hinten mehrfach bestempelt und sich dabei ordentlich mit Farbe beschmiert hatten, zogen sie weiter.
    In einem der Andenkenläden entdeckte Tanja einige liebevoll bemalte Gläser mit der Aufschrift «Resis gesunder Brotaufstrich mit original Mankeifett». Auf den Gläsern war ein lachendes Murmeltier zu sehen, das in eine Brotscheibe biss. Tanja konnte nicht glauben, dass dieser Brotaufstrich tatsächlich echtes Murmeltierfett enthielt. Als kritische und neugierige Verbraucherin befragte sie die Verkäuferin, die im verkaufsfördernden Dirndl bereitstand.
    «Doch,

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