Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
Vom Netzwerk:
nicht einmal. Und eine durchschnittliche Lebensmittel- oder Salmonellenvergiftung verlief auch ziemlich linear. Da ging man nicht zwischendurch Wandern oder Drachenfliegen.
    Christine versuchte, die beunruhigenden Gedanken zur Seite zu schieben, aber sie ließen ihr keine Ruhe. Sie nahm sich vor, einige Möglichkeiten zu prüfen. Zum Beispiel, ob Mathilde Zechner an einer seltenen Erkrankung gelitten hatte. Heutzutage wusste man ja nie, was alles eingeschleppt wurde, von der Schweinepest bis zur Vogelgrippe. Es war der Klinik nicht anzulasten, dass man Patienten nicht routinemäßig auf jede nur erdenkliche Krankheit untersuchte. Schließlich war das hier eine Reha-Klinik und kein Tropeninstitut. Nur gut, dass Christine die Proben gesichert hatte. Morgen würde sie alles in das Labor schicken, das sämtliche Untersuchungen für die Klinik erledigte. Dort würde man ihr sicher den Gefallen erweisen und die gewünschten Untersuchungen vornehmen.
    Heute Nachmittag wollte sie aber endlich das tun, was eigentlich schon lange fällig war. Nämlich nach Rosenheim fahren und sich einen Stapel Kleidung holen. Auf der Fahrt könnte sie dann auch überlegen, wie sie mit dem leeren Haus und ihrem untreuen Gatten weiter verfahren wollte.

    Auch Franz Holzhammer konnte die Gedanken an die Toten nicht verdrängen. Und das, obwohl er gerade den Feierabend-Blick von seiner noch aufzustellenden Hütte ausprobierte. Dank der Plane hatte der Beton den Regen gut überstanden, war aber noch immer nicht ganz trocken. Deshalb hatte er den Gartenstuhl vor die zukünftige Terrasse auf den Rasen gestellt. Hier saß es sich wirklich ausgezeichnet. Es dämmerte bereits, und er konnte auf die Berggipfel schauen – aber ihn selbst konnte man nur von einem kleinen Loch in der Hecke aus sehen.
    Die umliegenden Häuser sahen dem seinen recht ähnlich. Alle hatten die gleiche Dachneigung und einen weiten Dachüberstand. Die Neigung war vorgeschrieben, aber sie hatte auch einen sehr praktischen Sinn. Sie war nämlich gerade so flach, dass der Schnee die meiste Zeit oben liegen blieb und nicht dauernd in Lawinen auf die Bewohner niedersauste. Erst bei extremen Bedingungen, bei denen im freien Gelände Lawinenwarnstufe 4 ausgerufen wurde, rutschte der Schnee von den Dächern ab. Holzhammer machte sich ein Weißbier auf. Schönramer natürlich, das wurde zwar nicht im Berchtesgadener Land gebraut, aber knapp daneben, bei Teisendorf. Ohne sich eine weiße Nase zu holen, schlürfte er das Bier unter dem dicken Schaum hindurch. Jahrelange Übung.
    Zwei Tote an zwei Tagen. Gab es irgendwelche Gemeinsamkeiten? Holzhammer ging im Kopf noch mal alles durch. Es schien sicher, dass die beiden Toten sich nicht gekannt hatten. Sie waren weder verwandt, noch kamen sie aus derselben Stadt. Sie waren nicht einmal zur gleichen Zeit hier angekommen. Frau Zechner war seit vier Wochen in der Klinik gewesen, Alexander war erst vor einer Woche mit seinem Kumpel angereist. Und da Holzhammer lange mit dem Freund gesprochen hatte, wusste er, dass die beiden jungen Männer praktisch die ganze Zeit gemeinsam verbracht hatten. Alexander hatte gar keine Zeit gehabt, Mathilde Zechner zu begegnen.
    Wenn aber kein Zusammenhang zwischen den beiden Personen bestand, dann konnte auch ihr Tod keine gemeinsame Ursache haben. Es war einfach Zufall gewesen: zwei Unfälle. Es musste so gewesen sein, denn die einzige Alternative war ja Mord. Und wer hätte zwei Wildfremde ermorden sollen? Jeder Mord hatte ein Motiv, und die häufigsten Motive waren Habgier, Eifersucht und die Vertuschung einer anderen Straftat. Das wusste sogar er. Und das kam ja wohl alles nicht in Frage. Der junge Mann hatte kein Geld, auf das jemand scharf sein konnte, es waren keinerlei Verwandte oder Bekannte von ihm am Ort, die es auf ihn abgesehen haben könnten. Außer seinem Fliegerkollegen, aber der hatte ja wohl keinen Grund, seinen Kumpel umzubringen. Und warum in aller Welt hätte er dann auch noch die alte Dame töten sollen? Das hätte ja allenfalls der Erbin, der Tochter, etwas gebracht.
    Mathilde Zechner war wohlhabend gewesen, aber sie hatte ihrer Tochter bereits zu Lebzeiten ihr halbes Vermögen überschrieben. Und die Tochter war nicht nur weit weg, sondern außerdem auch noch bei ziemlich schlechter Gesundheit. Das ergab alles keinen Sinn. Also war vielleicht einer der Tode natürlicher Art, und der andere hatte ein Motiv, das noch im Dunkeln lag? Oder ein Tod war natürlicher Art, der andere ein Unfall,

Weitere Kostenlose Bücher