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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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du einen Film über Russland siehst? Kommt da nicht alles wieder hoch?»
    «Bub, ich hab es nie persönlich genommen, dass der Russe mich daschiaßn wollte», sagte Sepp. «Mir haben sie gesagt, der Russ ist der Feind, und dem Russ ham’s g’sagt, i bin der Feind. Damals hab ich es sogar geglaubt. Der Beweis war, dass der Feind auf mich geschossen hat. Und wenn du dann heimkommst, liegt der Krieg fern und ist unwirklich wie ein Film. Aber der Witz an diesem Film ist, dass du ihn überlebt hast.»
    Sepp schwieg einen Moment und sah auf die Berge, die in der warmen Nachmittagssonne lagen. Dann fuhr er fort: «Oder diese Katastrophenfilme – auch so ein Witz. Da stellen die Leut sich grundsätzlich so unglaublich blöd an, dass einfach etwas passieren muss. Ich sag dir eins – die meisten Katastrophenfilme hätt ich leicht überlebt. Hab ich überlebt.»
    Holzhammer hatte seinen Onkel noch nie so viel reden hören. Und er hatte dessen Leben auch noch nie aus Sepps eigener Perspektive betrachtet. Sepp hatte zwar wenig von der Welt gesehen, aber er hatte doch viel erlebt. Irgendwie war es schade, dass er sein restliches Leben jetzt mit fernsehen hinbrachte anstatt – ja was eigentlich? Seine Erinnerungen zu schreiben? Volkshochschulkurse zu geben? Oder einfach weiter Brotaufstrich zu produzieren. Holzhammer nahm sich vor, seinen Onkel in Zukunft öfter zu besuchen. In dem Moment klingelte sein Handy.
    «Sie hatten recht», sagte die münchnerisch-hochdeutsche Stimme am anderen Ende statt einer Begrüßung. «In den manipulierten Gläsern haben wir Gift gefunden – Aconitin. Und zwar genug, um mit einem Glas eine ganze Fußballmannschaft unter die Erde zu bringen – inklusive Trainerstab und Präsidium.»
    «Sakra!», entfuhr es Holzhammer. «Wie ist das möglich?»
    Sein Gesprächspartner nahm das als wissenschaftliche Frage: «Nun, wer immer das Gift da hineinpraktiziert hat, hat nicht einfach die Wurzel des Eisenhutes hineingehackt. Die enthält nämlich nur zwischen zwei und drei Prozent Aconitin. Um sicherzugehen, dass man eine tödliche Dosis beisammen hat, braucht man 5 bis 10  Milligramm reinen Wirkstoff pro Kilogramm Lebendgewicht. Das wäre also bei einem Menschen von 80  Kilo etwa ein Gramm Aconitin, und dafür bräuchte man 50  Gramm Wurzel. Die Wurzeln schmecken aber extrem bitter, und den Geschmack kann man praktisch nicht übertünchen. Das Opfer würde also merken, dass etwas nicht stimmt. Deshalb wurde das Gift aus der Wurzel extrahiert und dann in Reinform unter diesen Brotaufstrich gemischt.»
    «Na sauber», sagte Holzhammer in sein Handy. «Und das war in allen vier gekennzeichneten Gläsern der Fall?»
    «Ja, in den anderen ist nichts – wenn man von diesem widerlichen Murmeltierzeugs absieht.» Man hörte förmlich, wie sich der Chemiker ekelte. Wahrscheinlich hatte er als Kind immer Lebertran einnehmen müssen.
    Holzhammer sah seinen Großonkel an. In sein Handy sagte er: «Verstehe. Und was ist mit den Gewebeproben?»
    «Im Gewebe ist nichts. Das war aber auch nicht zu erwarten. Allerdings haben wir in der einen Probe mit Mageninhalt per Gaschromatographie eindeutig Aconitin nachgewiesen. Und zwar in der mit ‹Zechner› bezeichneten Probe. In der anderen Magenprobe war kein Aconitin –», der junge Gerichtsmediziner machte eine Kunstpause, «dafür aber Amanitin.»
    «Was zur Hölle ist das schon wieder? Machen Sie mich nicht wahnsinnig.» Holzhammer schwirrte allmählich der Kopf. Er hatte sich nie für Biologie oder Chemie interessiert und kam sich vor wie in der Realschule.
    «Das ist auch ein Pflanzengift, ebenfalls ein Alkaloid und ebenfalls tödlich. Man gewinnt es aus dem Knollenblätterpilz.»
    Holzhammer war erst mal sprachlos.
    «Hallo, sind Sie noch dran?», klang es aus Hannover.
    «Ja, zur Hölle», sagte Holzhammer. «Wenn wir noch Fragen haben, melden wir uns.» Er brauchte jetzt erst mal Zeit zum Nachdenken.
    «Moment, Sie hatten mir noch Müsliriegel und zwei Papierservietten geschickt.»
    Stimmt, die hatte Holzhammer ganz vergessen.
    «Also an den Müsliriegeln ist nichts – wenn man von den üblichen Pestizidrückständen am Vollkorngetreide absieht. Aber an den Servietten befinden sich einige Brotkrümel mit Aconitin in der erwartbaren Menge.»
    «Also hat der Junge das Zeug nicht mit den Müsliriegeln zu sich genommen und die Frau ihre Giftsemmeln tatsächlich in die Servietten gepackt.»
    «So sieht es aus, ja.»
    «Vielen Dank. Den ausführlichen Bericht

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