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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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schon ein anderes typisch Berchtesgadener Produkt finden, das zukünftig den Tod bringen würde.

    Pünktlich um halb neun trafen Christine und Matthias im Nachtcafé ein. Natürlich hatte sie Matthias inzwischen von dem Gespräch mit Holzhammer erzählt. An der Theke lehnte bereits der unverwüstliche Hauptwachtmeister. Doch heute schaute er angreifbarer aus als sonst. Als er die beiden hereinkommen sah, rückte er kommentarlos an der Theke ein Stückchen auf, sodass Christine sich neben ihn auf einen freien Barhocker setzen konnte. Matthias musste sich seinen Platz selber suchen.
    Als alle mit Getränken versorgt waren, zweimal Weißbier, einmal Apfelschorle, begann Holzhammer die Unterhaltung: «Also, Christine, was sagst du zu dem Fall? Eine Person, die wahllos Menschen vergiftet, das ist doch merkwürdig, oder?»
    «Wie meinst du das – wahllos?», fragte Matthias erstaunt dazwischen. Seines Wissens gab es normalerweise bei Serienmorden immer irgendein Muster.
    «Es schaut so aus, als hätte jemand Lebensmittel vergiftet. Und zwar schon im Geschäft, also ohne zu wissen, wer das jemals essen wird. Aber keine Sorge, ich hab inzwischen alles sichergestellt. Hoff ich zumindest.»
    Holzhammer erzählte nochmals ausführlich von den konfiszierten Gläsern Mankeifett und den Laborergebnissen. Matthias schüttelte sich schweigend, er kannte das Zeug. Christine konnte – wie die meisten Touristen – zunächst gar nicht glauben, dass man tatsächlich niedliche Murmeltiere zu Brotaufstrich verarbeitete. Geschweige denn, dass jemand so etwas kaufte.
    «Und eine Erpressung ist ausgeschlossen?», fragte sie, als Holzhammer zu Ende berichtet hatte. Es war die einzige Erklärung, die ihr für das Vergiften eines bestimmten Lebensmittels einfiel.
    «Großonkel Sepp, meinst du? Bei dem ist doch gar nichts zu holen. Und es gibt auch keine Forderungen – weder an ihn noch an die Ladenbesitzerinnen nicht.»
    «Und es ist wirklich erwiesen, dass das Gift dort absichtlich hineinpraktiziert wurde? Kann der Eisenhut nicht versehentlich hineingeraten sein?»
    «Nein.» Holzhammer erzählte, dass sein Großonkel die Kräuter seit zig Jahren beim gleichen Produzenten kaufte, der diese in großem Stil anbaute und in ganz Europa vertrieb.
    Die letzte Hoffnung auf eine rationale Erklärung schwand also. «Dann muss das ein sehr kranker Mensch sein», folgerte Christine pauschal.
    «Ein irrer Killer direkt bei uns», murmelte Matthias vor sich hin, aber die anderen beiden schenkten ihm keine Beachtung.
    «Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, als Psychologin würde dir etwas mehr dazu einfallen», bohrte Holzhammer nach.
    «Du meinst, so wie die Profiler in den Krimis? Die arbeiten mit Statistiken. Wirklich in Menschen hineinsehen können sie auch nicht.» Christine sah ihren eigenen Berufsstand durchaus kritisch. Die letzten Tage hatten sie darin bestätigt. Selbst wenn man die komplette Lebensgeschichte eines Menschen kannte, konnte man nicht voraussagen, was er in der nächsten halben Stunde tun würde. Das hatte sie doch gerade wieder mit ihrem Ehemann erlebt.
    «Dann halt Statistik», sagte Holzhammer, «irgendein Punkt, an dem ich weitermachen kann?»
    «Nun, Giftmorde werden fast immer von Frauen begangen.» Das war zwar eine Binsenweisheit, aber mehr fiel Christine aus dem Stegreif auch nicht ein.
    «Schön, dann sind ja nur noch fünfzig Prozent der Bevölkerung verdächtig», stellte Holzhammer resigniert fest.
    «Na ja, was kann man noch sagen», versuchte es Christine weiter. «Dass jemand völlig wahllos tötet, ist sehr unwahrscheinlich. Also muss die Überlegung lauten: Steckt vielleicht doch eine Auswahl dahinter? Vielleicht durch die Auswahl der Geschäfte? Oder durch die Auswahl des Lebensmittels?» Sie wollte Holzhammer wirklich gerne helfen. Und sie wollte den Mörder von Mathilde Zechner im Gefängnis sehen.
    «Einheimische essen das Zeug schon mal nicht», ließ sich Matthias vernehmen, «jedenfalls nicht, wenn sie halbwegs bei Verstand sind. Oder Geschmacksnerven haben.» Er selbst hatte das Mankeifett als Kind immer in den Topf des Gummibaums gespuckt.
    «Oder nur, wenn sie von ihren Eltern dazu gezwungen werden», ergänzte Holzhammer. «Aber das würde ja heißen: Wenn das ein Einheimischer – oder eine Einheimische – ist, dann muss ihm oder ihr klar sein, dass es praktisch nur Touristen trifft. Und das, wo doch alle Berchtesgadener wissen, dass sie ohne den Tourismus hier ziemlich arm dran wären. Ich meine,

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